JELLO BIAFRA AND THE GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE / 05.09.09 - Hamburg, Markthalle

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Als Ende der Achtziger der langsame aber stetige Wechsel gen Punk voranschritt, habe ich DEAD KENNEDYS-Songs wie Muttermilch aufgesogen. Leider immer mit der Gewissheit, die Band niemals live sehen zu können.

Als Spoken Word-Auftritt war Herr Biafra zwar das Highlight in Roskilde 1999, aber eben ohne Band. Er hatte angekündigt am folgenden Tag eventuell ein paar Songs mit den MAKERS zum Besten zu geben: Mitten in der Nacht bzw. 12 Uhr Mittags quälte ich mich dann dort hin, aber kein Biafra... Von der Reunion der FAKE KENNEDYS ohne Biafra blieb Europa dann zum Glück verschont.

Jello mit den Melvins bot 2005 also die erste Möglichkeit den Meister musikalisch zu erleben. Kein Konzert in der Nähe, also Tickets fürs Pukkelpop in Belgien besorgt, wo der Auftritt auch prompt abgesagt wurde.

 Jetzt in Hamburg!

Mit THE GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE!


 Die Band: Ralph Spight (VICTIMS FAMILY, FREAK ACCIDENT) an Gitarre und Hintergrundgesang, Kimo Ball, Gitarre (FREAK ACCIDENT), Jon Weiss Schlagzeug (HELIOS CREED, SHARKBAIT). Billy Gould am Bass ist nur auf der erst im Oktober erscheinenden Scheibe dabei und wird auf der Tour von Jons Bruder Andrew Weiss (WEEN, GONE, ROLLINS BAND) ersetzt.

 17 Euro sind nicht billig aber sicher ein fairer Kurs, Shirts für 12, CDs für 10, altes DK-Vinyl noch ohne Barcode, es riecht nach Punkrock.

Leider nicht was die Vorband angeht. PUNKTUCKE haben nicht nur einen furchtbaren Namen sondern erinnern zum wiederholten Mal an „härtere“ PUR.

Sofort auflösen bitte, eure einzigen Fans sind eure Freundinnen!

 Nach Wesley Willis als Pausenmusik geht’s endlich los, die Band spielt ein längeres instrumentales Intro zu einem der neuen Stücke, und in dem Moment als Jello Biafra mit weißem Kittel und Kunstblut-besudelten Gummihandschuhen auf die Bühne kommt ist schon klar: Das wird gut heute. Bühnenpräsenz ohne Ende und eine Stimme so klar wie früher. Weder das Alter noch der etwas massigere Körper hindern ihn am Herumspringen und Pantomimen werden zelebriert wie man es aus den alten Bootleg-Videos kennt.

GRANDIOS!

 Als dann beim vierten Song Schlagzeug, Bass und Gitarre nacheinander zum Intro von California Über Alles ansetzen, wird nicht nur mir ganz anders (aaargh, ich krieg schon wieder Gänsehaut). Der halbe Saal will gleichzeitig in den vorher eher überschaubaren Pit und spätestens als er das erste Mal in Publikum dived, frisst ihm die Markthalle aus den besudelten Händen. Der Text ist natürlich wieder aktualisiert und Governor Schwarzenegger bekommt sein Fett weg.

 Wie nicht anders zu erwarten spart Biafra nicht an politischen Ansagen und Erklärungen zu den neuen Liedern. Dot Com Monte Carlo und Pets Eat Their Master gefallen mir am besten, die LP/CD verspricht sowieso ganz exzellent zu werden.

 Aber die Szenen die zu Let’s Lynch the Landlord, Police Truck, Bleed For Me und natürlich Holiday In Cambodia abgehen sind unbeschreiblich. Pogomassen und wenn einfach jede/r Anwesende fistbangenderweise „Pol Pot“ brüllt…uuuh, da ist die Gänsehaut schon wieder.

 Bleibt noch zu erwähnen, dass Ralph Spight Geburtstag hatte und nur eine Torte an den Schädel bekam, die anderen beiden segelten quer durch die Markthalle. Mit ca. 90 Min. war die Spielzeit auch nicht zu knapp. Kann es besser sein? Sicher; mit ein paar Songs von den Platten mit den Melvins, Nomeansno oder DOA. Mit noch mehr DK-Songs, aber davon kann ich ja noch ein anderes Mal träumen.

 

Konzert des Jahres.

 Vielleicht sogar das beste jemals? Hmm, wahrscheinlich nicht. Aber in engerer Wahl.

Kommentare   

0 #2 Philipp Wolter 2009-09-06 04:33
Geil!

Übrigens WAREN die 'FAKE KENNEDYS' in Europa, hatte sie damals auffem WITH FULL FORCE gesehen. Ohne Biafra natürlich höchstens eine Coverband und ein schlechter Schwerz.
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0 #1 Horst Spider 2009-09-06 04:33
meine monetäre armut kotzt mich an....da wär ich gern gewesen....
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