RAISED FIST, DEEZ NUTS, ENDWELL / 19.10.09 – Hamburg, Markthalle

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Es ist ja heutzutage schon schwer, etwas Neues im Hardcorebereich oder auch generell im weiten Feld extremer Musik zu machen. Schnell klingt es verkrampft oder gewollt modern und wird von den Old School-Anhängern abgelehnt. Da fahren viele Bands lieber auf der sicheren Schiene und machen eben Old School. Aber ab und zu gelingt es DOCH, ein altes Genre neu zu beleben – die Schweden RAISED FIST sind da sicherlich nicht nur für mich ganz vorne. Seit 16 Jahren dabei und trotz klarer Verhaftung im kompromisslosen Hardcore gibt es Einflüsse aus Metal, Industrial und halt ganz wat Eigenem. Allein der „Gesang“ – oder nennen wir es doch gleich ganz ehrlich das wohl angepissteste Organ des ganzen verfluchten Planeten – sorgt dafür, dass der Name einen besonderen Klang hat, den die Jünger mit Ehrfurcht aussprechen, der für Erwartungen sorgt…

Lest also, warum Bocky fast den Soundmann getötet hätte und warum Philipp trotzdem Spaß hatte:

 

Nachdem wir vorher lange überlegt hatten, ob wir lieber zu viert mit dem Zug fahren (ist ja kommunikativer), leiht sich Dani doch lieber ‘ne Karre und erträgt vor allem auf der Rückfahrt des stetig lalliger werdende Gelaber der drei Beifahrer. Grund: Unsere Angst, dass RAISED FIST deutlich länger als bis 24.00 Uhr spielen und wir dann entweder den 24.20-Uhr-Zug verpassen (und durchmachen müssen) oder eben nicht das ganze Konz mitbekommen. Natürlich ist das Konz schließlich um 20 vor Zwölf beendet, natürlich fahren wir noch ‘nen Punker nach Altona rum und natürlich verpassen wir die richtige Ausfahrt, sodass wir letztendlich mit dem Zug schneller gewesen wären…

Von ENDWELL bekommen wir noch ein paar Songs mit. Schlecht nicht, aber jetzt, wo ich das inne Tastatur hacke, kann ich mich kaum noch an die Band erinnern, so durchschnittlich klingt ihr Sound letztendlich.

Aber besser als die Australier (?) von DEEZ NUTS, die Hardcore mit Rap verbinden. Uargh, dann doch lieber Crabcore… Interessanterweise hat die Band bereits eine ganze Handvoll AnhängerInnen, die glücklich mitsingen (Wort für Wort) und in Hip Hop-typischen Riesenshirts rumlaufen, auf denen vor knallbunten Hintergrundfarben nur die Fresse des Sängers zu sehen ist. Der Rest der bereits gut gefüllten Markthalle macht eher gequälte Gesichter…

Apropos: Eigentlich war das Konz in der kleinen Markthalle geplant, aber zum Glück hat man sich für die große entschieden, denn die wird sogar gut gefüllt. Jetzt nicht proppevoll, aber so 800 Leute dürften dat schon sein. Und WAMM geht es auch los, wir sind heiß, RAISED FIST sind heiß, nur der Mischer der Band hat offenbar nicht genug geschlafen: Schlagzeug und Gesang sind sehr gut zu hören, aber der Rest eben nicht. Später zieht der Mischer die Gitarren hoch, die dann aber übersteuert klingen. Naja, ehrlich gesagt stört mich das gar nicht so, denn in der Markthalle geht ein Rambazamba vonstatten, dat einige nach dem Konz wirklich klitscheklatsche nassgeölt sind. RAISED FIST scheinen dazu um ihr Leben zu spielen. Echt jetzt, das soll kein Groschen ins Phrasenschwein sein. Der Raised-Fist-Commander rennt über die Bühne, springt scheinbar bis zur Hallendecke und manchmal dreht er sich dabei noch in der Luft wie ‘nen Brummkreisel. Dazu BRÜLLT er alles in Grund und Boden, was er wohl auf der letzten Tour nicht so effektiv vollbracht hat (hab ich mir sagen lassen). Die Band spielt einerseits mit viel Temperament und Leidenschaft, gleichzeitig aber auch präzise wie so manche Death/Thrash Metalcombo. Kein Wunder, war der Drummer Matte Modin früher auch bei den Extrem-Knüpplern DEFLESHED (yeah!). Von der völlig geilen neuen Platte „Veil Of Ignorance“ gibt es so manchen Titel, bunt zwischen die älteren Songs gemischt. Abgefeiert werden eigentlich alle, besonders „Friends & Traitors“ (mit dem klasse Refrain „My friend watch out for traitors. I see them but I try to close my eyes for the haters“) und „They Can’t Keep Us Down“ (auch nett: „Still we gather more power in our hands than your collection of one thousand bands and you know that“).

Begeisterung also überall? NEIN, Bocky ist über den missglückten Sound derart verärgert, dass er über gar nichts anderes mehr reden mag. Noch Stunden später würgt er imaginär den Hals des Mischers… Argh, im Prinzip hat er ja Recht, is nich schön und so, aber ich lass mir doch davon nicht den Spaß verderben. So.

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