ZEKE, SMOKE BLOW / 20.06.2004 - Rendsburg, T-Stube

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ZEKE und SMOKE BLOW zusammen in der T-Stube – da ließ selbst Petrus seine Spielchen sein und schuf zumindest überm Rendsburger Stadtpark ein Wolkenfenster, durch welches die Sonne auf unsere schwarz gewandeten Bäuche schmorte. Da lagen wir nu, satt und zufrieden, das nicht mehr ganz kühle Bier gluckerte durch unsere Kehlen – das Leben, dat is schön!
Kein Wunder, dass bereits um 21:00 Uhr ein ganz ansehnlicher Mob vor der T versammelt war. Gerüchte über ein bereits durch Vorverkauf ausverkauftes Haus waren indes völliger Unsinn. Nein, es soll Leute gegeben haben, die lieber zu TORFROCK oder MUFF POTTER gegangen seien oder andere, noch absonderlichere Tätigkeiten verfolgt hätten. So war es genau richtig angenehm gefüllt!

Bestaunen konnte man erst mal Bockys kapitables blaues Auge. Hatte Bocky es doch geschafft, sich an einem Tag auf der Kieler Woche gleich DREIMAL zu prügeln, einmal mit Nazis, einmal mit Türken und dann „mit ganz normalen Prolls“... Es krabbeln momentan aber auch wirklich die unterirdischsten Gestalten aus ihren Löchern (nein, ich mein jetzt nicht Bocky)!
SMOKE BLOW hatten dagegen weder von Prolls noch von den ÄRZTEN aufs Maul bekommen. Nein, die Herren Bela & Co. seien verflixt nett zu unseren Kieler Rockern gewesen! Coole Sache, das! Spricht wirklich für diese Band, wenn sie es selbst in die Hand nimmt, amtliche Vorbands ranzuholen. Ich mein, wie viele Bands in dieser Größenordnung scheren sich um ihre Vorbands oder haben überhaupt ’ne Ahnung, was es so an „Nachwuchs“ gibt?

SMOKE BLOW legten also gut gelaunt mit "White Powder Black Smoke" los und hatten gleich einen guten Start. Der Sound war schön differenziert und ließ Raum für alle Facetten ihrer Songs. Etwas lauter hätte es sein können, aber das besorgten ja später ZEKE (dann aber auch mit einem GRAUSAMEN Klangbrei). Überhaupt wirkten die Jungs heute sehr relaxt und entspannt. Ohne große Pöbeleien kloppten sie uns ein Highlight nach dem anderen um die Ommen und bedankten sich artig für den stetig lauter werdenden Applaus. Fand ich gut so! Logen, Sprüche gabs trotzdem, aber nicht so auf Publikumsanmache fixiert, sondern ganz locker aus der Hüfte. Gefällt mir immer besonders, wenn Letten den Straßenköter zur Sau macht, hä hä. Noch besser natürlich die Songs, da waren u.a. "Dancing With The Dead", "Alligator Rodeo" und "Sick Kid '85" am Start und besonders Andreas anner Klampfe rechts moschte sich fast die Rübe vom Rumpf. Und dann wurden satt neue Songs ausgepackt, so vier Stück waren es locker. Was soll man sagen, es bleibt spannend bei den Smokes: Der eine Titel bewegte sich so im Spannungsfeld MISFITS/THE SPOOK, eher ruhig, aber sehr geil atmosphärisch, mit Hammerrefrain "miss me when I'm gone" oder so sang der Letten da und der Scheiß setzte sich echt nachhaltig in der Rübe fest. Dann kam ein Song, der wieder stärker Hardcore/Punk-beeinflusst war, "Dark Angel" oder so, jedenfalls voll nach vorne und mit hammergeilem doppelten Gesang der beiden Fronter. Die Stimmung wurde immer besser, da pogte selbst der Iro-Punk im RHAPSODY-Shirt (DAS ist mal open minded...). Vorsichtige Prognose meinerseits: Die nächste SMOKE BLOW wird ordentlich rocken (wow – bin ich jetzt der Prophet im Lande, oder was?)...

Na gut, nun wurde den drei ZEKEs die Bühne überlassen. Die hatten vorher verlauten lassen, dass sie keinen Bock auf Soundcheck hätten und drehten dafür einfach ihre gesamte Backline auf AK. Mann, klang das erst mal scheiße! Der gute Bocky ging auf die Bühne um – wirklich höflich - zu verpulen, dass man auch etwas vom Gesang hören könne, wenn die Herren denn ihre Amps leiser drehen würden. Der Drummer fuchtelte abwinkend mit seiner Hand rum und sagte echt mit angewiderter Miene "Just leave the stage! Get off the stage!" Alter, und das war kein Späßken, das meinte der ernst. Das kam so rockstarmäßig, dass der Typ bei einigen Leuten so was von verschissen hatte. Rockstarcrybaby! Hrmpf, Kollege Axel schimpfte noch die ganzen Rückfahrt über diese Szene, wirklich widerlich. Na ja, auch ansonsten kamen ZEKE erst mal stocksteif rüber und es herrschte eine komische Stimmung. Alles voll verkrampft. Der Sänger hatte seine Schirmmütze so tief ins Gesicht gezogen, als wolle er uns Dorfdeppen lieber gar nicht erst sehen müssen. Diese ganze „mir ist alles scheißegal“-Attitüde entlarvte sich nur spätestens dann als aufgesetzte Masche, als der Drummer entnervt die fehlende Stimmung bemängelte: „What the fuck is wrong with you?“. Fast wäre der Gig wirklich als Rohrkrepierer total in die Buxe gegangen, doch ZEKE kriegten noch die Kurve. Langsam wurde der Sound besser, langsam kam Bewegung in den Mob, langsam tauten ZEKE auf. Sicherlich eine Wechselwirkung, weiß nicht, welcher Fakt nu welche Wirkung bedingt hat, aber diese Frage ist so müßig wie die nach der Henne und dem Ei. Jedenfalls beeindruckte das unermüdliche Gehämmer der Band, da gabs vielleicht ein, zwei Midtempo-Songs wie "Arkansas Man", ansonsten Highspeed pur, irgendwie wie verrückt gewordene RAMONES meets MOTÖRHEAD. Nur die geilen Feinheiten der Platten blieben weitestgehend auf der Strecke. Gegen Ende gab es sogar eine Zugabe, in welcher ZEKE so einen bekannten Blues verhackstückten und endgültig mal aus sich raus gingen. Wollten sie doch nicht so ganz kampflos aufgeben! Nun war auch die Stimmung wieder da, die bei den Smokes geherrscht hatte. Noch ein Song und der Pit wäre explodiert, glaub ich. Aber so blieb es ein spannender Konzertabend, wenngleich ZEKE unterm Strich zwiespältig rüberkamen. Auf Platte find ich sie besser und der Spruch vom Anfang WAR fürn Arsch.

- Beitrag von: Philipp

Kommentare   

+2 #1 Matt 2011-03-03 21:33
Unser Klassik-Review des Monats!
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