WACKEN OPEN AIR XV / 05.08. - 07.08.2004 - Wacken, Tag 3

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Tag 1 zum Reinkommen hier nochmal:

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Tag 2 zum Nachlesen hier:

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PHILIPP: Keine Atempause zwischen 12.00 und 18.00 Uhr – das war das Motto für den Samstag. Und die Bands, während derer ich zu pausieren gedachte, waren u.a. immerhin HYPOCRISY und DISBELIEF. Wären die nicht in den letzten Jahren überpräsent gewesen, hätte der Gürtel heute noch enger geschnallt werden müssen. So galt es aber auch noch, vor diesem ersten Break erst mal sechs Stunden lang von einer Bühne zur anderen zu pendeln, denn BAL-SAGOTH, DEATH ANGEL, UNLEASHED, ANTHRAX, CANNIBAL CORPSE oder NEVERMORE zu verpassen, kam für mich gar nicht in die Tüte! Und auch das Billing zu späterer Stunde – CHILDREN OF BODOM, SAXON und SATYRICON (samt DARK THRONE-„Reunion“) verhieß Kurzweil und wohlige Seufzer.




Während des Sechs-Stunden-Mosh-Marathons knallte uns die Sonne natürlich weiterhin volle Pulle auf die Schädel. Ich schmierte mich mehrfach mit Sonnenmilch ein, glaubte aber trotzdem zu spüren, wie meine Haut irgendwann Blasen schlug. Einige Leute waren auch durchaus schon von Verbrennungen zweiten Grades gekennzeichnet, ließen sich offensichtlich den Spaß dennoch nicht verderben.

 

BAL-SAGOTH sind für mich eine der wenigen wirklich originellen Bands, die der Metal in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Viel zu glatt, überproduziert und gleichförmig sind doch heute viele Bands bzw. Platten. More power to SAGOTH! Eine geniale Kombination aus Black Metal, Filmscore und abgedrehten lyrischen Konzepten (Sänger Byron hat seinen Moorcock offenbar ebenso gut verschlungen wie seinen Lovecraft, diese Zutaten in einen Topf geschmissen und dann noch wat Herbert und Howard dazugerührt)! Keine andere Band des W:O:A 2004 hat bei mir so viel Gänsehaut-Momente ausgelöst. Los ging es mit „A Tale From The Deep Woods“, das mit majestätischen Keyboards und stampfendem Rhythmus begann, bevor die Band losknüppelte und Byron wie ein Besenkter abkreischte. Die Vocals waren insgesamt allerdings nicht so abwechslungsreich wie auf Platte, aber das machte Byron, der übrigens den gesamten Auftritt in Bomberjacke (!) sang, durch Charisma und coole Ansagen wieder wett. Mächtig wie auf Platte die Musik: Immer wieder diese geilen Keyboards, die Visionen von uralten, zerfallenen Metropolen, gigantischen Schlachten oder kosmischen Stürmen vermittelten – arrghh. Auch der zweite Song, „The Empyreal Lexicon“, klang stark cineastisch, wobei besonders der hundstight aufspielende neue Schlagzeuger (Byron: „He`s younger, he’s faster than our previous o­ne!“) auffiel. BLODU OK JARNA! Nicht unerwähnt bleiben darf aber auch das Gitarrenspiel, welches den Song in dramatischen Leads kulminieren ließ. Nun folgte „Atlantis Ascendant“ und man hatte fast das Gefühl, die Band wolle jede ihrer Platten präsentieren. Tatsächlich ließen sie auch nur das Debut aus, ballerten noch das gigantische „The Dark Liege Of Chaos Is Unleashed At The Ensorcelled Shrine Of A’Zura-Rai (The Splendour Of A Thousand Swords Gleaming Beneath The Blazon Of The Hyperborean Empire Part II)“ von der “Battle Magic” raus, bevor sie sich mit “Starfire Burning Upon The Ice-Veiled Throne Of Ultima-Thule” dem Titelsong der zweiten Platte widmeten. Byron kündigte vollmundig eine Welttour an, welche BAL-SAGOTH so ziemlich überall hinführen soll, drücken wir ihnen die Daumen. Und das sechste Kapitel wird angeblich auch bald aufgeschlagen, na denn man zu!

MATT: Auf Betreiben eines einzelnen Herren (wir wollen ja keine Namen nennen) trieb es uns ja alle zu besagten BAL-SAGOTH, welche mich nicht begeistern konnten. Genau die Originalität die Herr Wolter so beschwört (upps, doch ein Name genannt) habe ich bei BAL-SAGOTH vermisst. Marc trieb es sogar den Darm auf Hochtouren, so dass er nach einiger Zeit auf dem Pott verschwand und erst zu ANTHRAX wieder auftauchen sollte... Naja, so schlimm war es nicht, aber wirklich berührt haben mich BAL-SAGOTH nicht, sorry. Vielleicht war es aber auch die Vorfreude auf die Band, die mir am meisten Gänsehaut verursachen sollte, nämlich die Bay Area Thrasher DEATH ANGEL, als deren Fan ich mich bei DreMuFueStiAs ja schon zu mehreren Gelegenheiten geoutet habe...


PHILIPP: Bereits als erste Band des Tages auf der True Metal-Stage mussten DEATH ANGEL ran, was doch etwas verwunderte. Hatte aber auch sein Gutes, denn DEATH ANGEL hatten offenbar schön Zeit für einen ausgiebigen Soundcheck gehabt – jedenfalls war ihr Sound glasklar und heavy as shit. Da außerdem Mark Oseguda hervorragend bei Stimme war und die ganze Band mal wieder spielfreudig auf der Bühne rumwütete, stand einem weiteren Abräumergig der Thrasher nix mehr im Wege. „Join us in celebrating a great festival“ grinste Oseguda und nahm erst mal einen kräftigen Schluck aus der (Fake?-)Gin-Pulle, die er überflüssigerweise jedes Mal mit auf die Bühne schleppt. „Seemingly Endless Time“, „Thrown To The Wolves“, „Voracious Souls“, „Thicker Than Blood“, “The Devil Incarnate”, “I’m Bored”, “Kill As o­ne” (eingeleitet mit einem knackigen „If we all open our mouths, we can’t be ignored“) und zack, da war schon Schluss. Die neuen Songs sind zwar super, aber nun hatten wir gerade mal vier Classics gehört und so waren einige, die die Band zum ersten Mal (seit der Reunion) gesehen haben, sicher etwas enttäuscht. Bleibt jedoch festhalten, dass wohl selten eine Reunion so viel Spaß gemacht hat wie die von DEATH ANGEL.

MATT: Wie gesagt – Gänsehaut total schon bei den ersten Tönen von „Seemingly endless Time“. Es war ein unglaublich retrospektives Erlebnis für mich, diese Helden nach 14 Jahren das erste Mal wieder zu sehen. Man fragt sich doch immer wie so was funktioniert, das so eine Band nach so langer Zeit plötzlich wieder aus der Versenkung auftaucht und es wirkt, als wären sie nie weg gewesen. Nun gut, im Falle DEATH ANGEL gab es ja noch Lebenszeichen à la THE ORGANIZATION, deren Erbe auch in den neuen DEATH ANGEL-Stücken kräftig mitschwingt – trotzdem irre. Bei aller Gefühlsduselei und Begeisterung bleib aber nicht aus zu bemerken, dass DEATH ANGEL aus meiner Sicht (hoffentlich) nicht ihren besten Gig gespielt haben – einige Haker und die aus meiner Sicht etwas enttäuschende Songauswahl waren da ein kleiner Wermutstropfen. Über den man heute aber gerne hinwegsah!


PHILIPP: Rüber zu UNLEASHED, die für Meister Benton und seine Bande eingesprungen waren und ihre Chance weidlich nutzten. Da gab es all die Songs zu hören, welche die Band bekannt gemacht haben und die die Schublade „schmissiger Schweden-Death Metal“ ordentlich mit Leben füllen. Das waren u.a. „Victims Of War“, „Execute Them All“, „The Immortals“, „Across The Open Sea“, „To Asgard We Ride“, „Never Ending Hate“ und einen ganz neuen Song gab es auch schon zu hören, der für UNLEASHED-Verhältnisse überraschend technisch war. Sehr sympathisch auch die Widmung an Quorthon und Chuck, die dann auch sofort mit einem gelungenen DEATH-Cover „Evil Dead“ unterstrichen wurde. Der absolute Höhepunkt des Gigs war jedoch, dass die Band zum ersten Mal überhaupt „Before The Creation Of Time“ zockte, diesen Song hatte ich schon immer bei UNLEASHED-Shows vermisst. Da gab’s nix zu meckern – hoch mit den dreckverklebten Daumen!

MATT: Ich verlief mich auf dem Weg zum Bierstand zu EKTOMORF ud blieb dort kleben. Was die Ungarn boten, war astreine Thrash-Hardcore-Tribal-Mucke , die man früher als BIOPANTURAHEAD bezeichnet hätte. (Nicht umsonst trug der Shouter sein MACHINE HEAD Shirt auf. Wäre es ein SEPULTURA-Shirt gewesen, wäre die Ähnlichkeit vielleicht zu frappierend gewesen, aber hey – wen kümmerts? EKTOMORF klingen sicherlich ein wenig wie SEPULTURA zu „Roots“-Zeiten, aber sie machen Ihre Sache verdammt gut, was auch an dem wohlgefüllten (und dann kollektiv hopsenden) Moshpit abzulesen war. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwei war das, was EKTOMORF boten geil. Groovig, prollig, gewaltig und nach vorne. Vielleicht kriegen EKTOMORF keinen Originalitätspreis, aber zu Hohem berufen sind die Ungarn allemal.


PHILIPP: Was dann folgte, markierte für mich den Höhepunkt des Festivals: ANTHRAX waren in derart bestechender Form und boten dazu eine geniale Setlist, dass ich wirklich überlegen muss, wann die Band zuletzt SO stark gewesen ist. Die ganze Band (inkl. Joey Vera für den geschassten Frank Bello am Bass) wirkte tatendurstig und vermittelte positive Energien, was sich natürlich auch auf die Stimmung im Publikum auswirkte – Moshpit-Alarm! Auch der Sound war gut, nur die Backings klangen etwas mumpfig, waren m.E. mit zu viel Hall belegt. Zu John Bush lässt sich dasselbe wie zu Mark Oseguda sagen – der war optimal bei Stimme und unterstrich somit heute ganz deutlich, dass er der beste Sänger ist, den ANTHRAX je hatten. „Efilnikufesin (N.F.L.)“, „Got The Time“, „Caught In A Mosh“ und „Safe Home“ waren ja schon vier amtliche Kracher gleich zu Beginn und dann hängten ANTHRAX auch noch das TRUST-Cover „Anti-Social“ ran, bei dem die Massen vollends ausrasteten und mitgrölten, was das Zeug hielt. Auch danach keine Atempause: „Room For o­ne More“, „What Doesn’t Die” und “Indians” folgten, bevor John Bush einen Song von der ersten Platte ankündigte und jeder mit „Metal Thrashing Mad“ rechnete – es kam jedoch der Opener „Deathrider“. Gelungene Überraschung für uns Fans der ersten Stunde! Für noch mehr Stimmung sorgten die finalen „Be All, And All“ (wie immer VIEL besser als auf Platte) und „Only“, das die Mitsinglautstärke im Publikum noch mal um einige Dezibel anhob. Sehr, sehr gut und es bleibt nur zu hoffen, dass John Bush und Joey Vera ihren Aufenthalt gleich genutzt haben, um fürs nächste Jahr einen ARMORED SAINT-Gig in Wacken klarzumachen.


MATT: Ohne Worte. Nachdem ANTHRAX gespielt hatten, schaute ich nur in die Runde und als ich fragte “Fahren wir nach Hause?“ erntete ich nur dumpfes Kopfnicken, denn allen war klar, dass wir gerade die Abräumer des Festivals gesehen hatten. Und das sage ich nicht nur, weil ich noch nie einen schlechten ANTHRAX-gesehen habe. Diese Band ist einfach ein Phänomen, alleine was die Songauswahl angeht (siehe „Deathrider“). Bush als genialer Anheizer und Scott Ian als verrückter Wirbelwind auf der Bühne sind schon so ein geiles Team, und auch der „Neue“ an der Gitarre (ich glaub, der ist jetzt auch schon 5 Jahre dabei, oder?) wirkte nicht mehr so schüchtern wie bei vergangenen Gigs. Joey Vera versuchte, seinen Vorgänger Frank Bello Konkurrenz zu machen und stampfte wie ein Bescheuerter auf der Bühne rum und verwandelte sich fast selbst in Bello – eine gute Wahl also (wobei ich meine das Bello nicht „geschasst“ wurde, sondern freiwillig das Handtuch warf, oder?). Auf jeden Fall wieder mal grandios – schade nur, dass ANTHRAX so früh und mit so wenig Zeit spielten – nächstes Mal mehr, ja?!


PHILIPP: Obwohl ich CANNIBAL CORPSE auch schon unzählige Male gesehen habe, wollte ich sie mir im Gegensatz zu HYPOCRISY nicht entgehen lassen. Die Freaks auf ihren Instrumenten rumfrickeln zu sehen, macht einfach zu viel Spaß. Durch die Leinwand war das besonders gut möglich, spektakulär der Drummer, wie er mit vor Anstrengung verzerrter Fresse auf sein Kit einprügelte, abgefahren aber auch, wie flink die Hände der Gitarristen über die Griffbretter wieselten. Und zu diesen exakt gezockten High Speed-Songs ließen dann noch alle Kannibalen propellermäßig ihre Matten kreisen. Da wusste man kaum noch, wo man hingucken soll, zumal George Fisher – der Mann ohne Kinn – zudem ein kultiger Death Metal-Frontmann ist. „We`ll rip your hearts out and fucking feed it to you“ versprach der Gute uns und ließ mit „Unleashing The Bloodthirsty“, “Pounded Into Dust”, “Pit Of Zombies”, “The Wretched Spawn”, “Fucked With A Knife”, “Devoured By Vermin” oder “They Deserve To Die” ordentlich Taten folgen. Letzteren Song widmete er allen Instanzen oder Personen, die Zensur auf CANNIBAL CORPSE im Speziellen und die Death Metal-Szene im Allgemeinen ausüben, weswegen die Band bekanntermaßen Songs wie “Hammer Smashed Face” in Deutschland nicht spielen kann. Rein objektiv ein CC-Auftritt wie viele andere auch, der mir aber heute besonders viel Spaß gemacht hat.


Und dann waren NEVERMORE an der Reihe und fügten dieser Kette von gelungenen Gigs ein weiteres Glied hinzu. Sie sind einfach der perfekte Beweis dafür, dass Metal sehr wohl noch frisch und innovativ sein kann, OHNE dass gleich ein neuer Genrename erfunden werden muss. Weit härter als JEDE Nu Metal Band und den meisten Bands dieses Genres sicher auch technisch überlegen überzeugte das Quintett aus Seattle einmal mehr mit traumhaftem Zusammenspiel und den höchst originellen und zugleich mitreißenden Songs, die es nicht an Gänsehaut-Melodien fehlen lassen. Mit „The Seven Tongues Of God“ und „The Sacrament“ hatte man gleich einen hammerharten und anspruchsvollen Doppelhans zum Einstieg gewählt, der jedoch völlig locker und souverän aus der Hüfte geschossen wurde. Warrel Dane war mal wieder gut drauf, fegte mal mit, mal ohne Hut über die Bühne und schleuderte seine arschlange Matte in alle Himmelsrichtungen. Erfreulicherweise kredenzten uns NEVERMORE dann gleich den SANCTUARY-Klassiker „Long Since Dark“ – schön, dass diese Vorgängerband auch bei Festivalauftritten nicht vergessen wird. Für „Enemies Of Reality“ verlangte Warrel: „I want CHAOS!” und der Mob ging auch ordentlich ab, ebenso wie bei den folgenden “Beyond Within” und “The Heart Collector”. Wenn dieser Song nicht einen der schönsten Refrains überhaupt besitzt, dann weiß ich auch nicht... Warrel hatte den Schalk weiterhin im Nacken, vermeldete, dass der nächste Song mit einem „h“ beginne, und offenbarte daraufhin: „’Hammer Smashed Face’ – we’re CANNIBAL CORPSE and we want to play this song so badly, but they won`t let us. Hey, CANNIBAL fuckin’ rocked!“ Damit hatte er endgültig alle Sympathien auf sich gezogen und so war es kein Wunder, dass auch “Next In Line”, “Never Purify”, “The River Dragon Has Come”, “The Sound Of Silence” (was für eine krasse Demontage des Simon & Garfunkel-Songs!) sowie „I, Voyager“ von der Menge abgefeiert wurden. Eine echte Ausnahme-Band!

MATT: Yo, NEVERMORE sind wirklich eine Band, die mich von Mal zu Mal mehr begeistert. Wäre der Sound noch ein wenig besser gewesen, ob der technischen Fertigkeiten der Band und deren Spielfreude wäre ihnen ein Platz im WOA Olymp sicher gewesen...


PHILIPP: Yeah, nun brodelte mir das Wasser im Schädel und es war wirklich Zeit für die geplante Pause. Also gen Ausgang, vorbei an der „lautesten Mobiltoilette der Welt“ (oder laut Comic-Zeichner Oidium das „Scheißhaus von Satan persönlich“), wo man sich beim Bangen zu seinen Lieblingssongs filmen lassen konnte, und ab annen Grill.

MATT: Da wir nix zu Grillen hatten, verschlug es uns mal wieder in das W.E.T.-Zelt, wo RECKLESS TIDE gerade die zweite Hälfte Ihres Gigs zum Besten gaben. „Au geil“ sagt Marc „Optisch: Jason Newstedt spielt zusammen mit Gene Hoglan in in einer Band. Und die Gitarristin sieht auch lecker aus“ Aber nicht nur die optische Zusammenstellung der Band gefiel, deren einer Sänger wohl auch aus dem DreMu-Gebiet stammt. Derer hatten Sie nämlich zwei, von denen einer für die eher klassischen Metal-Grunts und der andere überwiegend für die melodiöseren Parts verantwortlich zeichnete. Insgesamt eine recht amtliche interessante Mischung aus klassischem Thrash und modernen Einflüssen, die schmeckte wie die Nudeln vom Nachbarstand, über die wir uns als nächstes hermachten...

Danach gings erstmal ab zum Metal Market, Platten stöbern, zumindest in dem unüberdachten Teil, für den man keinen Eintritt bezahlen musste. Der in einem Zelt untergebrachte Teil kostete tatsächlich Eintritt, nöö, ham wer uns gesacht, dass machen wir mal nicht. Obwohl das Konzept bestechend ist, erst Eintritt zu bezahlen, bevor du überhaupt siehst, was es gibt! Hoffentlich bekommt Aldi davon keinen Wind...Um acht waren wir aber wieder rechtzeitig vor der W.E.T.-Stage, denn nun sollten DISBELIEF beginnen, die ich leider immer verpasst hatte, aber welche mir von vielen Seiten empfohlen wurden. Und was soll ich sagen, di Stimmen hatten recht. Mit ihrem schleppend-groovigen angedeathted Thrash eroberten DISBELIEF mein Herz im Sturm. Dazu das genial grunzige Organ des Sängers und ein super Sound machten das Erlebnis rund. Mit einer Souveränität und genialen Austrahlung brahten DISBELIEF das gesamte Zelt endgültig zum Kochen und sind wohl spätestens ab jetzt kein Geheimtipp mehr. Zu recht, denn nach ANTHRAX lieferten DISBELIEF den besten Gig des disj#hrigen Wacken ab!


PHILIPP: 2,5 Stunden vergingen wie im Fluge, so dass wir uns doch tatsächlich beeilen mussten, um nicht zu spät zum CHILDREN OF BODOM-Gig zu kommen. Wow, was für eine riesige Menschenmenge hatte sich denn hier eingefunden? Einerseits war dieser Ansturm sicher begünstigt durch die nun angenehmeren Temperaturen (es war jetzt 20.45 Uhr), andererseits muss man den Finnen attestieren, dass sie mittlerweile tierisch angesagt sind. Erstaunlich bei der Komplexität ihres Songmaterials (ich musste bisher jede Scheibe oft hören, um zu raffen, was da alles abgeht...), aber die Band bringt das sehr wild und unverkrampft rüber, ist daher live aufregend anzuschauen. Der Sound war zum Glück sehr transparent, wodurch die spannenden Duelle zwischen Keyboard und Gitarre gut verfolgt werden konnten. Etwas aufgesetzt wirkten die ständigen „fucking fucks“ in den Ansagen von Alex „Wildchild“ Laiho, aber angesichts der sonstigen Klasse der Band fiel das nicht so ins Gewicht (immer noch leichter zu ertragen als Hansi Kürsch oder Doro, he he...). Der Wacken-Newsletter vermeldet im Nachhinein: „Die finnische Band Children of Bodom stellte einen neuen Rekord auf. Über 5.000 Festivalbesucher beteiligten sich hier beim Crowdsurfing“. Und in der Tat purzelten einem permanent von hinten Freaks in den Nacken, das muss von oben ein interessantes Bild eines stetigen Gewusels gewesen sein. So’n Flug mit ’nem Helikopter über so ein fettes Open Air würd ich mir eh mal wünschen...


MATT: Ja, CHILDREN OF BODOM. Kann man machen, muss man aber nicht.


PHILIPP: Zeit für eine Band, die mich in den letzten 20 Jahren live noch NIE enttäuscht hat, SAXON! Biff leitete seine Truppe mal wieder durch ein Best-Of-Set und sprühte vor guter Laune und Spielfreude. Vielleicht hat er sich sogar ein wenig zu sehr mitreißen lassen, bei einem Sprung von einem Stage Set Riser verletzte er sich am Rücken, so dass die Ärzte ihm eine Woche Auftrittsverbot auferlegten! Davon hörte man aber erst später, während der Show war Biff nichts davon anzumerken. Sehr erquicklich war die abwechslungsreiche Lightshow, die samt „Eagle“ sehr wirkungsvoll eingesetzt wurde. Ich darf mal die Playlist aufführen, mal sehen, ob ich das Gekrakel auf meinem Schmierzettel richtig deute:


Heavy Metal Thunder
Dogs Of War
Backs To The Wall
Solid Ball Of Rock
20.000 Feet
Travellers In Time
Dragons Lair
Drum-Solo
The Eagle Has Landed
Motorcycle Man
Strong Arm Of The Law
Rock Is Our Life
Princess Of The Night
747 Strangers In The Night
And The Bands Played o­n
Crusader
Wheels Of Steel
Denim & Leather
Forever Free
Dallas 1 PM


Jo, das gibt doch schon einen guten Eindruck vom Geschehen, wobei SAXON es sich nicht nehmen ließen, ständig Gäste auf die Bühne zu holen. So durfte W:O:A-Veranstalter Thomas Jensen bei "Strong Arm Of The Law” den Bass bedienen, was er nach einer „Pause“ von 20 Jahren sichtlich aufgeregt tat und danach schnell von der Bühne eilte, obwohl Biff noch ein paar warme Worte loswerden wollte. Obwohl das kommende Album ja mit Jörg Michael am Schlagzeug aufgenommen worden ist, saß heute wieder Fritz Randow hinter der Schießbude, zu „747 Strangers In The Night” holte man aber Nigel Glockler ran, der viele klassische SAXON-Alben eingeholzt hat. Zu „Crusader“ löste ihn dann Jörg Michael ab, der doch mit wesentlich mehr Dampf in die Kessel drosch. Und schließlich verstärkten Chris Caffery (SAVATAGE) und Schmier (!) das Line-Up um „Denim & Leather“ mitzuzocken. Kurzweil pur, wer SAXON immer noch in die Kiste „langweiliger 80er Hardrock“ gepackt hatte, zeigte sich danach von der Frische der Band begeistert. Was mir nur auf die Nerven ging, war der ewig lange Mitsingteil, den die Band bei „Wheels Of Steel“ einbaute. Kollege Stefan meckerte danach sogar: „Argh, ich wusste schon gar nicht mehr, welchen Song die eigentlich spielen, bis es endlich weiterging“... Aufs neue Album darf man sich hingegen offenbar sehr freuen, zumindest berichteten alle, die ein Ohr riskieren konnten, nur Gutes.

MATT: Obwohl ich SAXON in den letzten Jahren schon live gesehen hatte und begeistert war, hatte ich heute abend nicht so recht Bock. Es war ein langer Tag mit vielen geilen Band, die Füsse qualmten und die Beine schmerzten und alles lechzte nach einem Stuhl und nem Bier. Aber nach den ersten Tönen von SAXON war alles wie weggeblasen – Geil geil geil. Hat diese Band eigentlich nur Klassiker? Ja! Philipp hat das meiste ja schon erwähnt, ich fand beeindruckend noch Biffs Show im Zusammenspiel mit dem Publikum. Er stand nach einem Song nur noch rum und sagte gar nix. Daraufhin schrie das Publikum sich selbst in Ekstase: „Saxon, Saxon, Saxon“ erschallte es mehrtausendstimmig. Biff daraufhin: „First time in my life I'm speechless – I don't know what to say...“ Und das nahm man ihm auch ab! Irgendwie rührend. Was muss das für diesen Mann auch bedeuten – früher war SAXON eine der Götterbands (auf einer Stufe mit IRON MAIDEN), dann ging der Erfolg zurück und die Band tourte wieder durch Clubs und ging erneut durch den ganzen Dreck. Und jetzt wieder zurück auf dem Höhepunkt – man glaubt, dass ihm dies vielleicht gerade in dem Moment bewusst wurde. In schelmischer Art spielte der charismatische Sänger im Folgenden mit dem aufgeheitzen Publikum – indem er immer wieder auffordern vor es trat und nichts machte, was das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss. Schon drollig. Ich gönne es der Band, bei der man allerdings den Eindruck hat, dass nach der Verjüngungskur die meisten Bandmitglieder bei der Veröffentlichung der „Denim & Leather“-LP noch massiv in die Windeln geschissen haben...


Zum Abschluss gab es dann ein großes Feuerwerk, welches sehr genial mit dem Geschehen auf der Bühne korresponierte. Da Marc mit diesem Feuerwerk seinen Geburtstag begann, gab es für uns nun erstmal ein großes Hallo, Bier, Geschenke usw.

PHILIPP: Zum Abschluss einen krassen Stilwechsel: Endlich mal wieder SATYRICON (hatte die Band auf der letzten Tour nicht gesehen)! Für mich gehört Satyr zu den interessantesten Black Metal-Musikern, da er seine Texte nicht mit wie viele Black Metal-Bands mit sinnentleerten Provokationen voll packt, sondern eine Vision hat, die er mit Überzeugung vertritt (davon konnte ich mir selbst ein Bild machen, als ich Satyr auf der DISSECTION/SATYRICON-Tour für die UNGEBROCHEN-Sendung im Offenen Kanal Hamburg interviewt habe). Außerdem hat er SATYRICON immer wieder musikalisch aufs Neue erschaffen – man vergleiche nur mal Alben wie „Dark Medieval Times“, „Rebel Extravaganza“ oder „Volcano“ miteinander. Nun haben SATYRICON zwar schon auf dem Dynamo-Open Air gespielt, aber das war damals im Zelt, daher stellte die Wacken-Kulisse einer fünfstelligen Zuschauerzahl eine absolute Ausnahmesituation dar. Wir sprechen hier schließlich nicht über CRADLE OF FILTH oder DIMMU BORGIR. Noch interessanter wurde die Sache durch die Ankündigung, dass Nocturno Culto von DARKTHRONE mit von der Partie sein werde und sogar ein exklusives DARKTHRONE-Set geplant sei!! Wie Satyr während der Show sagte: „When we started back in ’92 we NEVER ecpected THIS!” Es lag eine gewisse Spannung in der Lust, als SATYRICON ihr Konzert starteten. Und wir wurden nicht enttäuscht – höchstens diejenigen, die unter einem Black Metal-Konzert eine großartige „Show“ und feiste Posen erwarten. Diese Leute dürften sich über die gänzlich pathosfreie Vorstellung gewundert haben: Kein Glamour, stattdessen beißender Frost (...), HASS und Bitternis. Ich war erleichtert, dass das Konzert zu dieser späten Stunde stattfand und tatsächlich funktionierte. Meinen Schmierzettel vergaß ich vor lauter Aufregung glatt, glaube mich aber an „Walk The Path Of Sorrow“, „The Night Of The Triumphator“, „Angstridden“, „Filthgrinder“, „Fuel For Hatred“,. „Forhekset”,. “Repined Bastard Nation” und “Hvite Krists Død” zu erinnern, allesamt schwer wie Scheiße und fieser als ein Besuch beim Zahnarzt. Doch halt, da fehlte ja noch der größte Hit! In der Tat, aber nun folgte das angekündigte spezielle DARKTHRONE-Set mit Nocturno Culto. Der alte Recke wirkte im Vergleich zu Satyr weniger eloquent und etwas steif, aber das war zu erwarten und niemand wollte einen Entertainer sehen. Mit den vier Songs erlebten Tausende von Fans einen historisches Ereignis im Black Metal, das kann man ohne pathetisch zu werden so sagen (wobei es sicherlich auch Leute gibt, die es verdammen, dass DARKTHRONE vor solchen Menschenmassen gespielt haben): „Kaatharian Life Code“, „The Hordes Of Nebulah”, „Transilvanian Hunger“ und „Under A Funeral Moon“ (jaaa!) preschten unbarmherzig durch die Anlage und waren gerade im Vergleich zu den SATYRICON-Songs noch ursprünglicher, roher und ja, primitiver. Hier gab es keine Crowdsurfer oder Moshpits, aber ich hatte das Gefühl, dass alle Anwesenden gespannt lauschten und sich mit einer Art „Genuss“ von der Gitarrenwand erdrücken ließen. Danach schnallte sich Nocturno Culto (oder soll ich sagen „Kveldulv“...) die Gitarre um und Satyr kündigte „Mother North“ an, was von einem tausendfachen Jubelschrei beantwortet wurde. „Mother North – how can they sleep while their beds are burning?“ – bei diesen Zeilen bekam sicher nicht nur ich eine fette Gänsehaut.


Puh, der musikalische Teil war für mich nun vorüber (J.B.O. müssen ja wirklich nicht sein), aber für einige Stunden wurde noch eifrig gebechert. Doch spätestens mit dem Sonnenaufgang mussten wir es uns eingestehen: Wacken 2004 ist vorbei! Ein leichter Katzenjammer stellte sich ein, den nicht mal noch mehr Alkohol verdrängen konnte, also ging ich lieber pennen. Unsere abschließende Runde gelangte jedenfalls zu dem Fazit, dass es doch verdammt viele großartige Konzerte auf dem Festival gegeben hatte. Nuff said!


MATT: so isset, aller.

- Beitrag von: Matt

Kommentare   

0 #1 Philipp 2021-01-04 12:41
REST IN POWER, Alexi Laiho! :-(
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