RD-Rock-Festival / 22. & 23.07.05 - Hademarschen, Waldbühne

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Willkommen auch Heute liebe Freunde der Schnapspoesie. Da letztes Wochenende in Hanau-Hademarschen das RD-ROCK Festival stattfand und dieses Festival nicht nur wegen des Aufgebotes an zahlreichen regionalen Bands überzeugte, lasse ich es mir nicht nehmen einen Bericht hierüber zu schreiben. Irgendjemand muss meine Erlebnisse niederschreiben, und wer könnte das besser als ich selbst.

Nach Besorgung einiger notwendiger Zechutensilien, begab ich mich also um 16 Uhr in Richtung Hanau-Hademarschen. Ich hatte mir eigendlich den Weg gemerkt, der im Internet abgebildet wurde, dennoch habe ich einen ziehmlich peinlichen Umweg hingelegt, zu peinlich um ihn genauer zu beschreiben. Dort angekommen bot sich mir ein Bild von merkwürdig organisierten Campinggelegenheiten, die ich so noch nie gesehen hatte. Der erste Platz war überschaubar und nicht größer als die Hälfte eines Fußballfeldes, allerdings schon sehr befüllt und es sah so aus als wäre es vorerst der einzige. Nur wo war Hülsy, der mich schon um 14 Uhr anrief, weil er es daheim nicht mehr aushielt. Er hatte sich von mir die Erlaubnis eingeholt schon früher loszufahren, und wie sollte es anders sein – Ich war schon da und er war noch unterwegs... Gut, also ist Zeit zum Biertrinken! Bis Hülsy dann endlich samt Anhang eingetroffen war, hatte ich auch schon zwei weg, genau wie die Lust entschwand ein Zelt aufzubauen, was ich später noch sehr bereuen werde.
In dem Campingplatzgewust hat Hülsy es irgendwie geschafft, seinen Bus rückwärts in Position zu unseren Festivalkollegen Empe, Jan, etc... zu parken – Respekt!! Nur was drang da auf einmal über diesen Campingplatz – Böhse Onkelz und zwar für alle. Irgendwie kam das nicht so gut, nach Meckerei und Diskusionen haben Sie letztlich doch die Musik etwas leiser gedreht, sodass wir unsere Platten auflegen konnten.
Da um sieben Chaos Control spielen sollten, und dieses Zeitmaß bereits erreicht war, machten wir uns gemeinsam auf den langen Weg zum Festivalgelende. Zwei Fußballplätze, eine Campingwiese und einen Waldweg später kam dann auch der Eingang in Sichtweite.
Zu meiner eigenen Verwunderung werde ich die Fressbuden hier auf dem Vorplatz zum Eingang erst am nächsten Tag ausprobieren und die hier aufgestellten dem Schlafplatz am nächsten liegende Toilette werde ich gar nicht besuchen, was für mich Sonntag noch schmerzhaft werden wird.
Der durch das Dickicht gelassende Pfad zu den Bühnen war edelst beschmückt mit Neonbändern und leuchtenden Gegenständen, den damit verbundenen Effekt werde ich später noch genauer erörtern. Sehr nett aussehende Kassiererinnen haben mir hier die 19 Euro abgenommen und wenn ich nachträglich darüber nachdenke ist das hierfür nicht viel gewesen. Die Ebene erstreckte sich nach vorn bestückt mit Bier- und Merchandiseständen sowie der Wiesenbühne zu meiner Rechten, welche sich als Bundeswehrzelt meterweit in die Länge zog. Chaos Control hatten noch mit dem Aufbau zu kämpfen, sodass wir uns in der Zwischenzeit eine Band auf der Waldbühne zur Linken ansahen. Diese Open-Air-Bühne war auf einer Anhöhe niedergelassen, welche mit einem später noch sehr praktischem Geländer abschloß.
Plastic Skanksters haben eben hinter diesem Geländer gute Stimmungsmusik mit Trompeten, einem Saxophon und dem üblichen Musikwerkzeug von der Bühne schallen lassen, vertreten durch einen Sänger mit Lederjacke und Sonnenbrille, welch Carismatischer Anblick. Nanu – was für ein Lärm kommt den da ausm Zelt – Natürlich Chaos Control, die will ich sehen. Das sagten sich auch alle anderen und stürmten so dann in die Wiesenbühne, wurden dann aber mitten im Prozess enttäuscht – Das war nur der Soundcheck, welcher durch den Mixmann unterbrochen wurde, warum auch immer. Sei es drum - Amtlicher Punkrock zerwühlte schließlich das Publikum, mit Liedern, die in Mark und Herz hängen bleiben, reißend und warm, sehr gut.
Nach Chaos Control haben wir uns nur kurz Alias Caylon angesehen, da deren Sound von der Waldbühne nicht so gut rüberkam, hatten wir sehr bald eine bessere Idee:
grillen und RUM-trinken, und weil Hülsy als Pfadfinder immer gleich seinen ganzen Kühlschrank dabei hat, war auch noch genügend Fleisch für mich dabei, lecker!!
Nach Speis und Trank sollte Highländer unser nächstes Ziel werden, unterstützt von einer Barcadi Oro Mischung, die selbst mir die Schuhe auszuziehen drohte und das soll was heißen. Wären wir nach dem regulären Plan gegangen hätten wir Highländer verpasst, allerdings haben sich die Bands mittlerweile so verschoben, dass es wieder wie angegossen passte. Düsterer Folklore-Rock würde ich das beschreiben, was Highländer mir dort mit großer Überzeugungskraft auftischten. Auf jedenfall hat es mir sehr gut gefallen, wozu ebenfalls das Outfit der Schotten gehörte. Nur schade, dass sie mit einigen technischen Problemen zurecht kommen mussten. Leicht zeitgleich kam dann aus dem Zelt auch schon wieder Lärm zu uns herüber, Totschick hatten zum Tanz geladen obwohl die Schottenröcke noch auf der Waldbühne geschwungen wurden. Nun denn... Unterstützt vom Barcadi schleppte ich mich ins Zelt. Totschick hatte ich im Aubrook schon gesehen, wir hatten hier unser Set als letztes an den Start bringen müssen, und ich habe mir zugegebener Weise nach Vamos Plateja und Totschick fast in meine Boxer geschissen, so gut waren die, also PARTY. Und schließlich der Höhepunkt – Ich liebe Creetins – Nichts kann mich so betrunken machen um hier nicht mitzufeiern. Und, ich war der erste, der mit dem Stagediving begann, wobei mich das vorhin erwähnte Geländer vor dem schmerzhaften Fall bewahrte. Es ist ein Traum sich von der Menge tragen zu lassen, wer es noch nicht ausprobiert hat, sollte dieses unbedingt tun. Auch wenn Creetins bereits zu Rockstars aufgestiegen sind, haben sie mir für den Abend einen Musikerguß beigebracht, der auch noch Tage später in meinen Knochen steckte. Dankesehr.
Gute Nacht, oder so... Das einzige was noch an Erinnerungen von der Rückkehr zum Schlafplatz übrig ist, sind Lichter, die mich zu tragen schienen. Umringt von leuchtenden Fliegenpilzen, hätte ich fast den Eindruck gewonnen, ich wäre bekifft. Nein, ich rauche nicht. Aber manchmal scheint es sehr effektiv zu sein neben jemendem zu stehen, der das tut. Wie auch immer, ich habe mich irgendwann zur Ruhe gebettet. Naja wohl eher nach einer dreistündigen Suche nach der richtigen Schlafposition im Auto.
Ein unruhiger Schlaf aus welchem ich gerissen wurde, durch das Glotzen einer Fratze in mein Seitenfenster – JAN!! Es hat einen Moment gedauert, bis ich mich gefangen hatte. Meine Haltungsschmerzen ignorierend ging es weiter; Hülsy, Boris, Empe, die Liesche, alle waren bereits auf den Beinen. Wie sich wenig später rausstellte hat Empe tatsächlich mit seinen Sprüchen die Nazi-Musikmacher verscheucht, und Empe hat sich vor Sprüchen, die man hätte aufnehmen müssen, gar nicht mehr eingekriegt (Ich habe schon gegen Sachen gepisst, die mehr Niveu hatten als ihr, und so weiter).
Es mag das dritte Bier gewesen sein, und auf jeden Fall nach der Bekanntschaft mit der Flohleiter, als jemand in Empe's Bus eine Golftasche entdeckt hat, aber nicht nur das, sie war auch mit allen notwendigen Schlägern bestückt. Von der Situation beflügelt, und weil wir gerade nichts anderes vor hatten, haben wir uns einstimmig für eine Runde Crossgolf entschieden. Wie schon erwähnt waren neben uns zwei Fußballplätze, welche Fläche für dieses Unterfangen auch bitter nötig war. Eigendlich war die Route einfach: erst von dem einen Platz auf den anderen durch das Tor, dann wieder zurück durch dessen Tor, dem Platz entlang. Schließlich sollte die Uhr am Ende hinter dem Gitter um 24 Minuten vor gestellt werden. Tatsächlich haben wir eine halbe Ewigkeit dafür gebraucht. Jan hat diese Ewigkeit natürlich dazu genutzt, sich nackt auszuziehen. Netter Weise hat er dafür die Golftasche für uns getragen, ein nackter Caddy – Wahnsinn!! Ca. 4 Golfbälle und 5 T-Stücke hatten wir bei dieser Aktion verbraten und eine Dachziegel etwas tranchiert. Kurzum hat es Laune gebracht, wobei einige, dessen Namen ich hier nicht nenne, mit dem Gedanken spielen sich selbst so eine Ausrüstung zuzulegen. Die neue Sportart Suffgolfen.
Der Tag schien schon weit fortgeschritten, aber es hatte noch keine Band begonnen zu spielen, was macht man bloß mit der noch zur Verfügung stehenden Zeit? Ganz klar: trinken! Heute: Whiskey. So war ich bei der ersten namhaften Band schon etwas schwummerich um meinen Verstand. Die namenlosen Gesichter, kannte ich nicht, und wenn ich vorhatte sie näher kennen zu lernen, sollte ich enttäuscht werden, denn dies wurde der letzte Auftritt der nameless faces. Eigendlich schade, weil die Musik ordentlich druckvoll und schnell zur Sache ging, mit einer Mischung aus Punk und Hardcore. Nur Jungs, ihr hättet nicht so auf die Tränendrüse drücken sollen. Sterbt wie Männen und trinkt Whiskey so wie ich. An die folgende Musikkombo kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Das mag vielleicht daran liegen, dass Timo sich vorangekündigt hatte, und ich mich auf die versprochene Kiste Bier freute. Das Versprechen wurde allerdings nicht eingehalten, schade. Der Anblick von Timo und seiner blonden Geißel hat mich dennoch erfreut. Circa zur gleichen Zeit hat dann auch der kleine Frodo Neigenfind unseren Zeltplatz gefunden. Er erzählte uns von seinem Auftrag, er solle ganz alleine ohne Unterstützung von Zark dem Zauberer in den tiefen Feuern der Wiesenbühne mit seiner Gitarre dem schweißnassen Strom der Fans entgegentreten, wobei allen sofort klar wurde, das dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt war. Wir werden dieses Schicksal mit voller Freude mitverfolgen.
Mit Mosquito Jack ging das Abenteuer weiter, der Stein im Fels? Genau, Musik zum Kopfnicken, wobei irgendwann meine Hemmschwelle dahin nickte. Dann ging plötzlich der Strom aus, jemand hatte absichtlich den Stecker gezogen, so wurde mir später berichtet – WELCH EIN ASI!!! (Man zieht nur bei allgemein schlechter Musik wie der Atriumcomputerpansche den Stecker aus dem Generator, so wie zum Beispiel die Russen am Strand dieses vor ein paar Wochen taten, sehr geile Aktion). Doch keine Panik, der Fels rockte wenig später um so härter.
Einer meiner Gefolgsleute überreichte mir letztlich die Met-Flasche, welche ich dankend annahm und mit tiefen Zügen meinen Zustand formte. Was im Großen und Ganzen dann erklären soll, warum ich mir Big Banders, Escapado und The Bad Days nicht mehr in meinen Schädel zurückrufen kann, nagut, einen Rest von The Bad Days bekomme ich dann doch noch zusammen. Gerade als 2nd Engine in die Feuer der Wiesenbühne geladen hatten, hat es mich instinktiv aus dem Fieberwahn gerissen. Der fette Hobit ist mein Zeuge, das hatte ich nicht erwartet! Auch ohne Zark haben 2nd Engine allen in den Arsch getreten. Moritz und ich entdeckten dann sogleich das Mikrophon, welches Frodo netterweise ins Publikum stellte. Wir tanzten, schrien und hatten einfach Spaß, so doll, dass mein Blutalkoholgehalt wieder rapide sank. OK, kleine Pause, damit diese Defizit wieder ausgeglichen werden kann, und dann ging es schließlich weiter mit Kurhaus. KURHAUS – Aggressiv und schnell zerlegten sie natürlich in kürzester Zeit das Zelt in eine Menschensuppe. Dunkel unterlaufende Hautstücke werden hier noch so manchen Körper zieren. Nur kurz hatte ich mir nach Kurhaus Gutbucket reingezogen, weil ich mich unbedingt auf Bonehouse vorbereiten musste, das eindeutige Highlight auf diesem Festival für mich. Und da waren sie dann, mein Stimmenvorbild und seine Brüder aus der Knochenbude, es war die Waldbühne, also hieß das für mich – hoch auf's Geländer. Moritz mein Schreikompan war selbstverständlich mit von der Patie, bis heute verspüre ich hiervon die Schmerzen im Hals. Bonehouse wissen eben wie man sich feiern lässt. Sie spielten natürlich nur meine Favoriten, was nicht schwer ist, denn alle Songs von Bonehouse laden zum headbangen!
Hülsy berichtete mir nach dem Konzi, dass zwei schwule Pöbler aus dem Publikum Phillip wegen seines Shirts als Fascho beschimpften – MAN MAN MAN wo leben wir bloß– Augen auf ihr Vollsäcke, da war ein echter Fascho auf dem Festivalgelände, der mit Grillanzündern ein Hakenkreuz in den Rasen brannte, merkt ihr was?
So, hunger! Da waren noch etwa 7 EUR in meinem Besitz, die sofort in Döner und Bier umgewandelt wurden. Leider reichte es nur für ein Bier, für ein Zweites fehlten mir noch 30 Cent, worüber ich sehr verärgert war, verdammte Kapitalisten.
Erst dachte ich, dass ich nach Bonehouse zu fertig bin um weiterzumachen. Aber, denkste... Suburban Scumbags haben den Gaardenpunkrock über die Ebene schwellen lassen, was mich vom Heimweg abhielt. Und wieder springen, schreien, tanzen und singen, Ulf war dann noch so freundlich und spendierte der durstigen Menge um das Geländer der Waldbühne eine Runde kühlen Gerstensaft. Eine edle Geste zu so später Stunde, immerhin schlug es mittlerweile fast 3 Uhr. Der Lärm um die Wiesenbühne war Grund zum Anlass noch mal kurz bei Kilt vorbeizuschauen. Die Beine trugen mich zwar längst nicht mehr, aber was solls. Schließlich wieder umringt von leuchtenden Pilzen in einem Flug vorbei an Riesenspinnen versteckt in einem Neonnetz, stolperte ich den Waldweg zurück zur Ruhe. Mein Autositz war nun der beste Schlafplatz, welchen ich mir wünschen konnte. Diesmal schien er weicher zu sein, was sich allerdings morgen früh als lüge rausstellen wird.
WAS – das hatte ich doch erst gestern, eine Fratze an der Seitenscheibe zu meiner Linken klopfte an meinem Schlaf. Es war Boris, er redete irgendetwas von Frühstück und von losfahren. Naja, es war gerade 10 Uhr in der Früh und um 3 hatte ich mein letztes Bier, ob das gut ist? Kein Risiko, kein Spaß und zum Glück wurde nicht kontrolliert. Das Festivalerlebnis hatte dann seinen Ausklang beim Frühstück in Hülsy's Haus, welches er seit seiner Geburt besetzt hält. Hier gab es Brötchen, Kaffee, Aufschnitt, Salate, Eier und Kakao mit H-Milch (ich habe mir von der Lieschen sagen lassen, das hier ein wichtiger Unterschied zwischen H-Milch und frischer Vollmilch besteht, welcher mir vorher nie aufgefallen war und ich glaube auch nie auffallen wird, eben wie ein richtiger Stadtmensch), ebenfalls habe ich hier zum ersten Mal die Tatsache bereut, auf dem Festival nicht einmal die Toilette benutzt zu haben, AUTSCH!!!

mfg, semmel :]
- Beitrag von: Semmel

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