SKARDUS, HAMLEYPAR, NAVJA / 04.03.11 – Kiel, Rathausbunker

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Gerade die zweite Generation des Black Metal hat für mich für mich Elemente in die extreme Musik eingebracht, die den Rahmen konventioneller Rockstrukturen erweitert haben. Oft wird das gern auf Attribute wie „klirrend“, „finster“ oder so eingedampft, es hat jedoch darüber hinaus eine Ebene, die ich viel faszinierender finde – ich meine z.B. dieses monotone Element, welches einen schamanenhaften Effekt hat, der die HörerInnen geradezu in trancehafte Zustände versetzen kann.

Leider ist fast zeitgleich in den Neunzigern eine zunehmende Indifferenz im Metal gegenüber bedenklichen politischen Inhalten entstanden. Was dazu geführt hat, dass heute alle möglichen Idioten in der Szene herumhüpfen. Viele bedienen sich martialischen Themen, verwenden Runen, fragwürdige Symbole etc., wenige gehen reflektiert mit solchen Themen um (positiv z.B. HELRUNAR), stattdessen grassiert Unwissen, Pseudo-Provokation oder bewusstes Hantieren mit ursprünglich nationalsozialistischen Symbolen (Schwarze Sonne, Hakenkreuz…), gar völkischer Scheiße in den Texten. Vielen ist das einfach mal vollständig egal.

Skardus

Bilder von jihnma_iat

 

Auch die vom Hot Rock organisierte „Black Metal Night“ scheint zunächst ein fröhliches Treffen der „Ist doch alles egal“-Fraktion. Das Hot Rock-Team hat komische Security-Typen eingestellt, die jede/n BesucherIn von Kopf bis Fuß durchsuchen (und später zwischen Band und Publikum stehen, als ob die einen vor den anderen „beschützt“ werden müssen). Fragwürdige T-Shirts/Embleme stören dagegen offenbar keinen. Wäre es nicht sinnvoller, Leuten mit ideologischen Brandstiftern wie BURZUM auf dem Shirt/Rücken den Eintritt zu verwehren, statt Frauen das Pfefferspray wegzunehmen? Konzertgruppen in autonomen Zentren bekommen das auch hin.

Aber um nicht falsch verstanden zu werden: Ich habe dort viele und vor allem nette und korrekte Menschen getroffen und der Abend verlief insgesamt erbaulich. Die Alternative, den Idioten das Feld zu überlassen, kommt nicht in Frage..

NAVIA spielen bereits, als ich mich durch den vollgestopften Zockraum des Bunkers nach vorne kämpfe. Ein Trio, welches rohen und zugleich hymnischen Black/Pagan Metal spielt, der aber leider unter recht grottigem Sound leidet. Besonders der Gesang ist zu leise. Der Bassist spielt interessante Sachen, was man allerdings eher sehen, als auch hören kann. Gitarrist und Bassist frönen gerne der Verhüllung und sind in ihren Kapuzen und Patronengürteln schräg anzuschauen. Hier hab ich sogar schon eine kleine you-Tube-Impression gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=Uz-2ekzgEgY

Insgesamt sehr oldschoolig, ordentliches Geschepper, Thrash-Einflüsse und Texte, die auf Polnisch verfasst sind, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Wie mir erzählt wird, existiert die Band bereits seit fast zehn Jahren und kommt aus Norddeutschland. Wofür die Band inhaltlich steht, ist bis auf den weit deutbaren Begriff Pagan zumindest an dem Abend nicht festzumachen. Wölfe und Runen in Verbindung auffem Cover ihres Demos find ich persönlich aber eher abtörnend…

Navja

Als nächstes stehen HAMLEYPAR aus Norderstedt auf dem Programm, die eine stimmige Balance aus ruhigen Parts und völligem Getrümmer hinbekommen. Der sympathisch besoffene Sänger reißt sich vermeintlich verzweifelt in den Haaren und kreischt sich die Seele aus dem Leib. Mag an der Srt des Gesangs, seiner Stimme oder an veränderter Technikeinstellung liegen, jedenfalls ist der Gesang besser zu hören. Die Band wartet mir SEHR guten Riffs und einer mitreißenden Atmosphäre auf, sehr abwechslungsreich. Texte sind auf Deutsch und scheinen mir eher eine traurige/melancholische Stimmung widerzuspiegeln. Ganz vorsichtig würde ich WOLVES IN THE THRONE ROOM als Vergleich bemühen.

http://www.youtube.com/watch?v=P9LT7GYRaK4

Hamleypar

SKARDUS bedeutet auf Litauisch „schroff“, erzählt mir Schlagzeuger J.S. Das passt gut, wobei auch SKARDUS facettenreich vorgehen und nicht auf bloßes BM-Geballer festgelegt werden können. Vor allem Herrn Jürgensen (Ex-Drautran) ist die Spielfreude förmlich anzusehen und zum Glück verpisst sich nach ein paar Stücken auch der Securitytyp, der mir am Anfang mit seiner Hackfresse die Stimmung vermiest. Das SKARDUS-Demotape rotiert seit einiger Zeit bei mir, daher sind mir Stücke wie „Am Frühlingsabend“, „Eine Winternacht“, „Dein letzter Herbsttag“ oder „Im Sommer des Lebens“ vertraut. Bester Stoff, der immer wieder doomige Parts aufweist, und mit dem differenziertesten Klang des Abends aufwartet (was allerdings nicht heißt, dass es ein optimaler Sound ist – das geht wohl hier im Bunker nicht). SKARDUS haben enormes Potenzial und könnten qualitativ in DRAUTRAN-Dimensionen vorstoßen. Hoffen wir das Beste!

Skardus

http://www.youtube.com/watch?v=YGJJL066Rtw

Danach ging es noch nach Gaarden zur „Monsterparty“, auf der SATAN’S WIFE leider bereits gespielt hatten, aber zum Verlust von einer Kontaktlinse und eines popelgrünen Schals sollte es mindestens noch langen. Freu mich schon aufs Erwachsenwerden, dann soll einem sowas angeblich alles nicht mehr passieren.

http://www.navja.de

http://www.myspace.com/hamleypa

http://www.myspace.com/skardus

 

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