ROXETTE, OZARK HENRY / 16.06.11 – Köln, Open Air am Tanzbrunnen

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Deutz, Porz, Kalk. Um alberne Stadtteilnamen sind die hier schon mal nicht verlegen, denke ich, als
sich mein gebeutelter T4 nach sechs Stunden Gewitter und Dauerregen über die Zoobrücke quält.
„Laut Navi ist das hier, aber hier ist ja nichts, also, ich mein, klar, das Schokoladenmuseum® , aber
das bringt ja jetzt auch nichts, wenn man zum Tanzbrunnen will, oder was“, lasse ich meine halb
wegsedierte Mitfahrerin wissen. Immerhin reicht die Zeit, um noch ganz in Ruhe 30, 40 Minuten im
Stau zu stehen und aus dem Fenster zu glotzen. Schönes Fenster.
Wenn man zu einem Großevent geht, bindet man sich einen Pulli um die Hüfte, das ist mal klar.
Und dann kauft man fünf Bier und fünf Hüte für sich und seine Arbeitskollegen, das ist auch mal
klar. Dressed for Success.

Drinnen, bzw. draußen, weil das Konzert ja open air ist, sieht's ein bisschen aus wie im Stadtpark in
Hamburg; Fressbuden, fünf oder sechs Bier-bzw. Kölschstände, Merchzelt und Menschen -
Coporate Rock! Zur Ehrrettung ROXETTEs muss man allerdings beifügen, dass sich das Angebot
an nutzlosem Souvenir-Krempel, von albernen Hüten mal abgesehen, absolut in Grenzen hält, und
im skandinavischen „Dance-, Pop- und Eurotrash“-Bereich eindeutig durch VOLBEAT getoppt
wird. Besucherzahl: ca. 4000, Durchschnittsalter, 38, Dresscode: Best-of-the-'90s.
OZARK HENRY, der Supportact von Roxette, findet es schwer, den unglaublichen
Facettenreichtum und die emotionale Tiefe seiner eigenen Musik in Worte zu fassen und wirbt in
einem, eigens zu diesem Zwecke erstellten, Imagevideo auf seiner Homepage mit „epic
soundscapes“, also „epischen Klanglandschaften“. Ich weiß nicht, vielleicht ist das ja auch so.
Vielleicht hat er ja recht und „epische Klanglandschaften“ klingen genau wie OZARK HENRY oder
umgekehrt. Vielleicht ist OZARK HENRY genau das, was Fans von „epischen Klanglandschaften“
hören wollen. Ich weiß es nicht, aber wahrscheinlich kenne mich mit „epischen Klanglandschaften“
auch einfach nicht so gut aus oder meine letzte „Epische-Klanglandschaften-Phase“ ist einfach zu
lange her. Jedenfalls sind die Soundscapes langsam und scheiße und es ist mir total egal, was er da
macht.

Die kleine Umbaupause von 45 Minuten nutze ich, um einen Bierstand auszumachen, der kein
Kölsch verkauft und kaufe mir ein Kölsch. Hm, lecker.

Dann kommen – dressed for SUCCESS - auch schon ROXETTE auf die Bühne und spielen als
ersten Song „Dressed for Success“ vom „Look Sharp!“-Album. Wahnsinn! Als zweites wird gleich
„Sleeping in my Car“ verballert, etwas früh wie ich finde. Das Publikum tobt. „Hau mir ab mit
Lady Gaga“, müssen viele hier denken, „hier regieren AC/DC, Wham! und Westernhagen“. Und
ROXETTE. Etwas anstrengend zu lesen, wenn man in einen Artikel zu oft GROßGESCHRIEBENE
Wörter einflechtet, denke ich, und nehme mir vor, in Zukunft Abstand davon zu nehmen.

Mir fällt auf, dass Per Gessle bei den ersten 3 Songs völlig ohne Kabel oder Funksystem auskommt
- er spielt sozusagen „unplugged as fuck“! Erst beim „Pretty Woman“-Soundtrack-Smasher „It must
have been love“ lässt der Meister sich herab, wie ein ganz gewöhnlicher E-Gitarrist, für das
Publikum hörbar mitzuspielen. Stark.
Marie hat sich gut gehalten und Per ist sehr, sehr gut gebräunt, da sind sich hier wohl alle einig. Da
simmer dabei: Hier wird an den Lippen geklebt, mitgemacht und mitgelacht. „Can you hear okay at
the back?“ Verzücktes Gekicher von hinten („meint der etwa uns?“). Auf einmal stimmt der
Sologitarrist, der diesen Namen schon alleine deshalb verdient hat, weil er über weite Strecken der
einzige Gitarrist von Roxette ist, „Viva Colonia“ an – extra für Köln! Karnevalsstimmung. „Eine
super Einlage“, findet der Typ neben mir. Und so rocken und poppen sich die Schweden durch ein
gnadenloses Best-of-Set, das mit „The Look“ und „Listen to your heart“ zu Ende geht. Why not?

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