CANNABIS CORPSE, THRASHING PUMPGUNS / 31.08.11 - Hamburg, Hafenklang

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So einen herrlichen Quatsch muss man doch allein schon beim Anblick der Plattencover lieben: CANNABIS CORPSE kommen aus dem MUNICIPAL-WASTE-Umfeld (Landphil und ein Typ von VOLTURE sind dabei), spielen thrashig/punkigen Death Metal …mit Kiffer-Image und Titeln wie „Sworn To The Bag“, „Lunatic Of Pots Creation“, „Blunted At Birth“ oder „I Will Smoke You“. Das reicht mir alles, um nach Hamburg zu eiern – die Mucke hatte ich mir vorher nicht mal im Netz angehört (verschwendete Lebenszeit, in der ich kein Vinyl hören kann)… Ich WUSSTE einfach, dass das nur ein unterhaltsamer Abend werden kann…

CC


Erst mal kommen wir viel zu früh an und sind tatsächlich die ERSTEN vorm Hafenklang, welches noch nicht einmal die Türen geöffnet hat. Peinlich…

Naja, irgendwann können wir hinein, nett mit den Leuten vom Laden quatschen (sonst ist ja auch keiner da…) und das unfasslich BUNTE Merch von CANNABIS CORPSE bestaunen. Zum Beispiel gibt es eine Flexi aus Pappe in Postkartenform, natürlich mit Loch inner Mitte. Klingt natürlich scheiße, aber den Spaß ist es mir für ‘nen Euro wert. Recht teuer ist dagegen das „richtige“ Vinyl, dafür aber auch so geil aufgemacht, dass ich mir die „Blunted At Birth“ (Vinyl sieht aus wie ein blutunterlaufener Augapfel) und die „Beneath Grow Lights Thou Shalt Rise“ (DAS COVER! Kreisch…) hole.

Die THRASHING PUMPGUNS können mich auf Anhieb überzeugen. Eigentlich mit Leuten von ÖRÄNG ÄTTÄNG, NEUE KATASTROPHEN und SUFFERAGE, nur liegt Gitarrist Flo wegen eines Bandscheibenvorfalls flach. Gute Besserung! Auch zu viert gelingt es, einen Höllenlärm zu veranstalten. Schön schnell rausgerotzter Punkmetal, bei dem mir vor allem das Gebrüll des Sängers cremig ins Ohr flutscht. Als Einflüsse geben die Jungs auf ihrer Seite S.O.D., Municipal Waste, Bad Brains und Die Kassierer an, hehe. Ratet mal, welche Band ich nicht heraushöre. Der Sänger rennt immer wieder durch die Gegend, schreit den Leuten ins Gesicht. Von denen sind noch nicht allzu viele da, die bölken dafür umso begeisterter in jeder Pause laut auf.

Zu CANNABIS CORPSE ist die Hütte allerdings gut voll – eine angenehm bunte Mischung aus Kuttenmetallern, Krusten und sonstigen Freaks belagert die Bühne. Hatte irgendwer heute was von Rauchverbot geredet? Davon kann nicht wirklich die Rede sein – die Hunde barzen die Hütte dermaßen dicht, dass ich wohl allein an diesem Abend eine größere Dosis Cannabis per Passivrauchen verabreicht bekomme als in meinem gesamten Leben zuvor. Daran liegt es aber wohl nicht, dass ich das Konz über mit einem seligen Dauergrinsen abgehe. CANNABIS CORPSE sind nämlich mitnichten einfach als bloßes Spaßprojekt abzutun. Gut, natürlich verleiten die Ansagen zu hysterischem Kichern, die Titel sind durchweg parodistisch, aber die Band ist auch mal höllefit und schreddert sich tight durch ein Death-Metal-Set, welches überraschenderweise locker auf DEICIDE-, MORBID-ANGEL und CANNIBAL-CORPSE-Niveau liegt. Die volle Florida-Keule also. Schön eingängig, aber eben doch auch nicht einfach kopiert und mit „lustigen Texten“ versehen, sondern richtig gut durchdachte Songs voller krasser Riffs. Was sie dann wieder von vielen Death-Metal-Bands unterscheidet, ist die Tatsache, dass CANNABIS CORPSE nicht sinnlos rumfrickeln. Du kannst die ganze Zeit abgehen und headbangen. Naja, und wenn man dann überlegt, in was für Schwachsinnstexte sich die parodierten Bands zum Teil hineinsteigern, dann ist das Kifferimage eigentlich sogar noch ein Bonus, der zudem offenlegt, wie sinnlos ernst sich die Szene teilweise nimmt. Die Leute honorieren es mit wilden Pits, Im-Kreis-Gerenne und ständigem Stagediving, wobei der Sänger vor allem die Diver lobt, die ohne Rücksicht auf Verluste irgendwo in Ecken hechten, in denen gar niemand steht, um sie aufzufangen. Einziger Negativpunkt: Auf einen Rolli nimmt kaum ein Arsch Rücksicht und dessen Kumpels haben fast das ganze Konzert über alle Hände voll zu tun, dass dem keiner ins Gesicht springt oder tritt. Respekt, dass der Kollege das Gerempel seelenruhig erträgt und die Band mit Fistbanging abfeiert. Ein Konzert, das ich so gut nun auch nicht erwartet hatte! CANNABIS CORPSE = auch für Nichtraucher ein Genuss.

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