RHA, GRAND GRIFFON / 09.09.11 - Hamburg, Störtebeker

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Am Freitag fand im Hamburger Störte ein Konzert statt, das mal wieder allen Vorurteilen, Erwartungen und Internet-Probehörungen kräftig in den Arsch trat. Die Frage, wie tief die Kluft zwischen  Heimanlagenerlebnis und Liveauftritt letztendlich ist, bleibt eine ewige Überraschung. Wer mich hier mit welchem Medium überzeugen konnte, erfahrt ihr nach der nächsten Maus!

RHA. eröffnen den späten Abend mit einem kleinen Missgeschick: Gitarre 1 und 2 sind nach dem ersten Song leider fünfsaitig. Das soll so nicht sein, es wird schnell Ersatz besorgt. Von nachträglicher Vorsicht muss der oder die geneigte Betrachter_in allerdings nichts spüren. Die Band präsentiert anschließend angenehm druckvollen Hardcore-Punk mit nicht zu knappen metallischen Einflüssen in Form von hohem Gefrickel und schnellen, teils schlichten Melodien, zu der sich bestimmt auch die passende Hymne à la „Hearts on Fire“ dichten ließe.

Wem letzteres gar nicht zusagt, sollte sich aber dennoch nicht abschrecken lassen, denn ins Pathetische oder Seichte driftet die Grundgesamtheit zu keinem Zeitpunkt ab. Bei dem amtlichen Geschrei, das mich im Nachhinein fast ein bisschen an Death Metal-lastigere Stücke von Die Apokalyptischen Reiter erinnert, fällt mir auch erst nach diversen Titeln auf, dass hier deutsche Texte vorgetragen werden. Unterstützt wurde die Band dabei von je einer Person in der linken und rechten Ecke vor der Bühne, die vollauf begeistert sämtliche Texte mitbrüllten und dadurch einen schönen Dolby-Surround-Sound lieferten. Um etwas über deren Inhalt zu sagen, fehlt mir dann allerdings doch das akustische Verständnis.

Nach ausgiebigem Frischluft-Tanken ist der im Konzertraum herrschende Luftfeuchtigkeitsgrad von ca. 100 Prozent schon fast vergessen und hindert nur wenige daran, sich zu GRAND GRIFFON wieder ins sehr Warme zu begeben. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mir nicht allzu viel davon verspreche, da ich die Band aus irgendeinem Grund eher sehr langsam und emo-lastig in Erinnerung habe. Die Erinnerung stammt allerdings von dem Konzert, das ich zum ersten Mal ausführlich fotografieren wollte, weswegen optische Eindrücke die akustischen eindeutig überwiegen. So bin ich dann auch extrem schnell extrem positiv extrem überrascht, weil die Herren einfach mal richtig schön losballern! Für Freunde der Genre-Einordnung werfe ich mal die Stichwörter Hardcore und Screamo in den Raum.

„Wenige Ansagen und kurze Pausen“ haben GRAND GRIFFON sich vorgenommen, das ist auch gut so: Die Intros sprechen für sich selbst und bauen so intensiv Spannung auf, dass man anschließend kaum anders kann, als durchzudrehen. Zwischendurch finden auch ruhigere Passagen Eingang ins Konzept, in denen mir wieder bewusst wird, wo mein anfänglicher Eindruck seinen Ausgangspunkt hatte. Der Gesang erinnert mich teilweise zu stark an Bands wie Matula oder atmosphärisch gesehen sogar Kettcar, aber egal, ist ja kein Soloauftritt hier, hier schreddern auch Hände über Saiten und der Schweiß rinnt allen Beteiligten vom Haupte, wie sich das gehört! Sänger Helge verkündet zwischendurch auch, dass sie noch nie so viel Spaß bei einem Konzert hatten und bedankt sich für die rege Teilnahme. Die Begeisterung im Publikum kommt zwar sicher nicht aus dem Nichts, aber wer hier wen motiviert ist wohl ebenso unklar wie die Frage nach der Henne und dem Ei.

Wo wir schon bei lebensphilosophischen Fragen sind, will ich nochmal kurz auf die Eingangsfrage zurückkommen – live oder digital? Grundsätzlich muss hier erstmal der Gutmensch seinen Platz finden: Bei beiden Bands kann ich einen Konzertbesuch absolut empfehlen. Differenzieren sollte man hier vielleicht anhand des Faktors: Rambazamba ja oder nein? Meiner Meinung nach kommt die Energie und sympathische Brutalität der Aufnahmen von RHA. live noch nicht so hundertprozentig rüber. Für den heimischen Musikgenuss werde ich mir die aber definitiv merken.  Auf der anderen Seite behagt mir der meist sehr klare Gesang von Grand Griffons Hörproben nicht so sehr, dafür ließ es sich auf dem Konzert grandios mitgehen. Gespannt bin ich auf das neue Album, zumal das dafür geplante Lied „Mein Shirt“ mich sowohl live als auch digital schwer begeistert.

http://www.rhamusik.de
http://grandgriffon.blogsport.de/


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