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KVELERTAK, TOXIC HOLOCAUST, THE SECRET, WOLVES LIKE US / 18.11.2011 – Hamburg, Logo

Details

Kategorie: Berichte aus dem Pit

Veröffentlicht: Samstag, 19. November 2011 13:21

Geschrieben von Philipp Wolter

Zugriffe: 2996

Ich hole mir selten eine Karte im Vorverkauf, hier jedoch schien es mir angebracht… Wie sich Wochen vor dem Konzert zeigte, hatte ich alles richtig gemacht, denn das Logo war natürlich restlos ausverkauft, auf EBay gingen die Karten dann in den Tagen zuvor für horrende Summen weg.

Eine schlechte Nachricht gab es allerdings im Vorfeld: TRAP THEM mussten die Tour absagen, eine mir unbekannte Band namens THE SECRET wurde als Ersatz angekündigt. Damn, dabei hatte ich mich gerade auf TRAP THEM sehr gefreut, deren „Darker Handcraft“-Album mich sehr begeistert und die ich noch nicht live gesehen hatte!

Bilder von Jan ML

Vor dem Logo ist bereits ein munteres Völkchen im Klönschnack begriffen, als wir eintrudeln. Drinnen beginnen gerade WOLVES LIKE US. Also hinein in die suboptimale Stube – bereits jetzt ist es heiß, stickig und ganz schön voll. WOLVES LIKE US sind ein entspannter Einstieg in den Abend. Für meinen Geschmack vielleicht etwas zu viel „Post“-Dingens-Einflüsse, aber insgesamt technisch überdurchschnittlich gezockt und ein angenehm heiser-melancholischer Gesang in Richtung Chuck Ragan. Dennoch plätschern die Stücke doch etwas zu sehr an mir vorbei, als dass viel hängenbleibt oder echte Begeisterung aufkommen kann. Den anhaltenden Applaus am Ende haben sie sich dennoch verdient.

Zum Glück werde ich vorgewarnt, dass ich mich für THE SECRET anschnallen solle. In der Tat erweisen sich die Italiener als wertiger Ersatz für TRAP THEM. Auf der Hülle des Vinyls (Southern Lord) prangt die Stilbeschreibung „extremely brutal, nihilistic, blackened Hardcore Crust“. Die auf Platte tatsächlich vorhandenen Crust-Einflüsse sind live eher unterschwellig vorhanden. Der Gitarrensound ist schön im ENTOMBED-Stil tief gelegt und auch insgesamt überwiegt der Death-Metal-Anteil. Die Band startet mit einem doomig-monotonen Intro, bevor es mit Blasts und fräsenden Riffs in die Vollen geht. Des Sänger Stimme reißt einem das Haupthaar vom Kopp – so gefällt mir das! Der Kollege rotzt gern mal an die Decke und stört sich nicht daran, dass die Rotze in Zeitlupe von der Decke schneckt und in seinen Haaren landet. Das Vinyl MUSS ich natürlich später abgreifen – glasharter Tipp!

Mich erfüllt ein gehöriges Maß an Vorfreude auf TOXIC HOLOCAUST, haben Joel Grind und seine Bands doch beim letzten Mal im Hafenklang einen begeisternden Auftritt hingelegt. Die komplett aus Orange-Komponenten bestehenden Stacks lassen einen guten Klang erwarten – und tatsächlich haben TOXIC HOLOCAUST heute den drückendsten und bestdefinierten Sound. Die Riffs fräsen sich direkt in mein Hirn, jedes Stück zündet und ich finde mich zum Gummiball gemorpht im Pit wieder. Hier ist wohl der angenehmste Platz im jetzt wirklich sauvollen Logo. In den ersten Reihen nur Leute mit geschmackvoll verzierten Kutten, die zu Volltreffern wie „Nuke The Cross“, „War Is Hell“ (geil!) oder „666“ vollständig am Rad drehen. Man muss es ganz klar sagen: TOXIC HOLOCAUST sind wirklich auf Augenhöhe mit den Klassikerbands der 80er und bringen den Thrash-Spirit roh, punkig und unverfälscht rüber. Ich habe wirklich lange nicht mehr so durchgeslammt und gebangt! Von meinem persönlichen Spaßfaktor her das Highlight des Abends.

Ich bin dann allerdings auch völlig fasziniert von KVELERTAK, die in Sachen Musikalität noch ein paar Schoppen draufpacken. Natürlich kennt man die Stücke bereits auswendig, aber es wird mir heute besonders augenfällig, dass in wirklich jedem Song etwas Interessantes bzw. Originelles passiert und gleichzeitig alles wie aus einem Guss wirkt und wie Sau nach vorne treibt. Der Schlagzeuger allein erzeugt mega Schub und spielt geil mitreißende Beats, dazu braten die drei Gitarristen mal filigran, mal brachial. Obwohl der Sound etwas übersteuert ist, ergibt der Einsatz von DREI Gitarren bei dieser Band Sinn, was man von anderen Bands nicht unbedingt sagen kann (bei MAIDEN fragt man sich immer, ob das überhaupt nötig wäre). Die spielen mal zu zweit geilste THIN-LIZZY-Twin-Harmonien („Blodtorst“), während der dritte Gitarrist krasse Soli abfeuert oder sich parallel ins Nirwana rifft. Herrlich auch dieser „düpdüpdüpdüptalüptüp“-Part im eh unglaublichen „Fossegrim“! Der Auftritt toppt den vom diesjährigen Wacken noch, da er länger und intensiver ausfällt. KVELERTAK hauen heute alle Songs vom Debut raus, wobei übrigens auch die melodiösen Chöre von „Sultans Of Satan“ und „Utrydd Die Svake“ („Everyone except for KVELERTAK is sent to Helheim to swim in rivers of urine“…) von der Saitenfraktion geschmettert werden, was richtig fett kommt. Ein ganz neues Stück wird auch gespielt – da muss man bei Erstkontakt und in der Euphorie des Augenblicks natürlich vorsichtig sein, aber das Ding scheint qualitativ nahtlos ans Debut anzuschließen, ein eher rockiger Groove, sehr coole Riffs, melodiöse Backings und natürlich das Gekreisch des Sängers. Unbedingt erwähnenswert: Wirklich alle KVELERTAK-Mitglieder wirken extrem motiviert und gehen den gesamten Auftritt über heftig ab. Routine sieht anders aus… Vor allem Sänger Erlend rotzt, springt, schreit und asselt geil herum – bis er schließlich nur noch in speckigen grauen Shorts bekleidet in den Mob hechtet. Das Logo steht Kopf, die ersten Reihen sehen aus wie Menschenmatsch, Diver reißen mit den Füßen die Neonstangen von der Decke, die aber nicht zerplatzen, sondern durch die Menge ans Logo-Personal gereicht werden…

Wie erwartet eins der Konzerte des Jahres, welches mit einem heftigen Run auf die Merchstände endet. Die Leute schleppen die Shirts und Vinyls nur so aus dem Klub. Klar ist: Das war wohl das letzte Mal, dass man KVELERTAK in einem derart kleinen Laden sehen konnte. Vielleicht auch besser so, denn das ist mein einziger Kritikpunkt – dass es gegen Ende unerträglich heiß und eng war.

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