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ALWAYS WANTED WAR, RHA, SODIUM / 10.03.12 – Neustadt, Café Themroc

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Kategorie: Berichte aus dem Pit

Veröffentlicht: Sonntag, 11. März 2012 16:00

Geschrieben von Philipp Wolter

Zugriffe: 2882

Ha, einer DER Knallerreleases der letzten Zeit ist ja wohl das Doppel-Vinyl von ALWAYS WANTED WAR und rha., welches nicht nur geilstes Geballer für die Seele, sondern auf limitiertem orange transzulentem Vinyl im Siebdruck-Gatefold auch wat fürs Auge bietet. Die gute Nachricht: Beide Bands spielen heute im Café Themroc UND obendruff SODIUM zum ersten Mal in neuer Besetzung. Hin, hin, hin!

Bilder von Ari Wed

Die Bezeichnung „SODIUM zum ersten Mal in neuer Besetzung“ trifft gefühlt allerdings auf jeden ihrer Auftritte zu. Irgendwie wechseln die Hardcorehunde ständig die Instrumente, kicken Bandmitglieder raus und/oder holen sich neue. Nach dem Zugang des populären Witzeerzählers Czassi traf es erneut die Talentschmiede PHLEGMATIX, aus dessen Personalpool SODIUM sich abermals zu bedienen suchten. Offenbar ist aber alles schnell auf den Bäumen gewesen, nur der Mercher war zu langsam… Nee, geiler Typ, der SODIUM durch Backenbart, Mähne unter Mütze und ‘ner stets kalten Kippe im Maul auch optisch aufwertet. Die nun wieder zum Quintett angewachsene Combo legt dann auch mit Mordsverve los. Lucas wird ja manchmal dahingehend kritisiert, dass er sich stets mit dem Rücken zum Mob drehe. Man müsse das aber anders sehen, erklärt dieser mir später, er könne sich vielmehr nicht vom Anblick Julians losreißen und deutet auf den Schlagwerker: „Guck ihn dir doch an!“ Viel wichtiger: Lucas‘ heiseres Geröhre kommt so richtig fies, die Stücke klingen noch schlüssiger, düsterer und verzweifelter. FALL OF EFRAFA meets INTEGRITY meets Kindheit in Häven.

Das Café Themroc ist übrigens der schnuckelige Kneipenraum vom Forum Neustadt. Dort ist es VIEL besser als im Forum selbst. Das Equipment wird in der Ecke aufgebaut, der Raum ist voller netter Menschen und hinten im Hauptsaal gibbet leckere vegane Pampe.

Ja, aber was? Was ist das? rha. knattern ein völlig erbarmungsloses Set ins Themroc, sodass meine Plomben wackeln. Ich muss an ESCAPADO zu ihren besten Zeiten denken, die allerdings nie so derbe waren wie rha.. Der Sänger schreit am Rande der Hysterie, die anderen Bandmitglieder bearbeiten manisch ihre Instrumente. Eigentlich ist es bei der Enge unmöglich, sich zu bewegen, dennoch hüpfen die Freaks ins Publikum und ziehen selbigem die Gitarrenhälse durch die Frisuren. Als Knaller erweist sich „Firmanent“, auf Platte schon Hammer, live durch die heftig mitgebrüllte Passage „DENKE NICHTS… FRAGE NICHTS… FÜHLE NICHTS… SAGE NICHTS!“ noch intensiver. Krass, dass ich diese geile Band noch nie vorher live gesehen hatte (einmal fast, da war ich halt zu spät in der Schaubude aufgeschlagen)!

Bassist Nikolas kann gleich weitermachen, schließlich zockt er auch bei ALWAYS WANTED WAR. Dat Three-Piece muss jetzt Lärm für mindestens Fünf machen, um das Energielevel der Vorgänger zu halten. Das gelingt problemlos. Drummer Henning ist so was wie die Cuxhavener Version von Dave Grohl – der kloppt ungehemmt auf sein Kit ein, während er hospitalistisch die Rübe schüttelt, dass der Schweiß in alle Richtungen segelt, UND brüllt dazu noch in sein Mikro. Cremig auch, wie Dennis von Kreisch- zu Grunzorgien wechselt – leg mich sechs Füße tiefer, Baby! „Herrlich hier“, grunzt mir ein besoffener Typ rülpsend ins Ohr und ich muss zustimmen. Dennis will wissen, warum der Laden eigentlich „Themroc“ heiße und wird von Personal und Mob empört dafür gedisst, dass er den französischen Anarcho-Filmklassiker gleichen Namens nicht kenne (hart geiler Polit-Provo-Streifen aus den Siebzigern übrigens): „Da will man sich nur einmal korrekt bedanken, interessiert sich für den Laden und ihr antwortet mit Beschimpfungen!“ Yeah, auch hier nagelt ein Hit nach dem anderen von den doch mittlerweile gar nicht so wenigen Tonträgern der Band in meine Lauscher und ich bin froh, dass wir nicht mit dem Zug gefahren sind, sonst hätten wir das Spektakel mittendrin verlassen müssen (Danke Jan L.!).

Von erwähnter Split-LP gehen zwar an dem Abend einige weg, aber offenbar sind noch ein paar Exemplare übrig. Schlagt bloß zu! Das gilt auch für den demnächst erscheinenden Tonträger von SODIUM, in den ich bereits hineinhorchen durfte – ich prophezeie ‘nen Knaller.

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