POGORAUSCH-FESTIVAL / 31.03.2012 - München, Backstage

0 Dislike0

Pogorausch–Festival Tag 2 / Samstag 31.3.2012

Bands: SIR PSYKO AND HIS MONSTERS + THE EXPLOITED + PERKELE + CONTROL + LAST SEEN LAUGHING + MORAL DILEMMA + 1328 + -FTM-

AK: € 23,- pro Nase

Im Vorfeld fleißig telefoniert, um zu eruieren, wer an besagtem Tag mit zum Pogorausch-Festival nach München kommt. Siehe da, das mobile Fortbewegungsmittel Volkswagen war bereits nach drei Telefonaten gut bestückt, jedenfalls theoretisch. Besonders erfreute ich mich an der Vorstellung, dass es ein Revival der besonderen Sorte an diesem Abend gab. Zwei gute Freunde, mit denen ich das letzte Mal gemeinsam 2002 München unsicher gemacht hatte, waren an diesem glorreichen Abend wieder mit an Bord.


Gut, optisch gab es die ein oder andere Veränderung und vermutlich hätten uns die Typen von damals nur blöd angepöbelt aber „Who cares?“.

Bereits bei Ankunft unserer Punkexkursion, die wieder einmal auf den harten Kern zusammen geschrumpft war, funkelten die Augen der Beteiligten auf, als wir uns über die gehorteten Alkoholgüter hermachten.

Es gab kaltes Bier und billigen Schnapsfussel, als auch noch der auserkorene Fahrer davon überzeugt wurde, mit uns zu trinken, gab es kein Halten mehr, das Autoradio versüßte uns die Wartezeit mit Punk aus der Dose und die noch pubertierenden Punx sahen etwas irritiert zu uns rüber, spätestens nach weiteren Bieren sank das Niveau auf einen neuen Tiefpunkt. Worte wurden überflüssig, kommuniziert wurde über eine neue erfundene Phantasiesprache, die dem ein oder anderen von euch eventuell als „Lallen“ bekannt sein dürfte.

Illegale & legale Drogen wurden freudig herumgereicht - konsumiert. Bereits beim Kauf der Eintrittskarten ereilte mich ein „Punkvietnamflashback“ der besonderen Sorte.

Taumelnd bewegten wir uns Richtung Toiletten. Der Gang zu besagter Örtlichkeit viel schwer. Erschwert wurde das Unterfangen zusätzlich von artverwandten Gestalten, die es uns ähnlich taten und ebenfalls keinen koordinierten Gang mehr bewältigen.

Nachdem wir es irgendwie geschafft hatten, unsere Blasen zu entleeren, galt es als nächstes die Merchandisestände zu observieren. Doch fündig wurden wir nicht, wenigstens nichts Erwähnenswertes...

Viele Biere später begann auch Control, diese wurden als Hooligan'n'Roll angekündigt. Erstaunlicherweise sprach mich die Band an, es gab knalligen Oi!–Punk mit einer dezenten englischen Note.

Nach ein paar Nummern verfiel ich jedoch dem Glauben, alles schon gehört zu haben und suchte nach Menschen, die einer interessanten Diskussion nicht abgeneigt sind.

Doch ich vergaß, wie betrunken ich war. Bereits bei der Begrüßung einer hübschen jungen Dame waren die Karten gefallen und ich zog mich peinlich berührt zurück.

Lasst euch eines gesagt sein, wenn man es nicht mehr bewältigt, ein deutliches „Hallo, ich bin der ....“! über die Lippen zu bringen, dann tretet den Rückzug an.

Als die schwedische Oi!–Brigade Perkele zum Tanz brüllte, füllte sich die Halle bis an den Deckenrand - solch ein Bild bot sich mir das letzte Mal bei der ausverkauften Persistence-Tour 2009.

Bei mir regte sich lediglich der Drang, noch mehr Alkohol in mich reinzuschütten. Gesagt getan, am Tresen brabbelte ich zusammenhangslose Wortfetzen vor mich hin und belustigte mich an dem umherstehenden Volk.

Bunt gemischt und überaus freundlich grölte ich mich durch mein Repertoire an Exploited-Songs und konnte es selbst nicht ganz fassen, als sich plötzlich einige ebenfalls schwer Alkoholisierte um mich herumscharten und ich nun das Epizentrum des schlechten Geschmacks wurde.

Als Exploited begannen, füllte sich die Halle wieder schlagartig zu einem brodelnden Gemisch, das jederzeit hochgehen konnte.

Musikalisch wurde das gesamte Liedgut besonders punkig gehalten, klar ab und an gab es mal ein überzogenes Metalgefiedel, aber im gesamten Kontext der Setlist eine runde Sache.

Das Publikum war gut gelaunt, es gab einen stattlichen Pogo vor der Bühne, Wattie und die restlichen Exploitedjünger hatten sichtlich Spaß an der Performanz.

Der mir noch unbekannte (eventuell) neu eingekaufte Gitarrist konnte nur teilweise überzeugen und auch Wattie tat seinen Unmut mit wüsten „Fuckfuckfuckfuck you“ Beschimpfungen gegenüber dem Neuen offen kund, als er stellenweise Patzer in den Songs vorfand.

Ich kann nur sagen angesichts des Alters des Frontmannes eine absolut überzeugende und mitreißende Show.

Nach dem Konzert ist bekanntlich vor dem Konzert und so ging es feuchtfröhlich weiter.

Ich hatte schon lange nicht mehr solch einen begnadeten Absturz... und so viel gelacht, total tilt!!!

Hier erlaube ich mir noch einen Appell an die geneigte Leserschaft.

Fazit des Festivals: Es bedarf allgemein einer kritischen Reflexion der (heutigen) Punkszene.

Meiner Meinung nach ist auch der Begriff "unpolitisch" fragwürdig. Gerade durch die Entwicklungen der letzten beiden Jahrzehnte, in denen sich Punkbands dem lukrativen „Deutschrock“ verschrieben haben.

Um so wichtiger ist es gerade deshalb, kritisch die Bands und deren Texte zu hinterfragen, egal wie korrekt sich die Band nach außen hin präsentiert.

See you in Hell!!!!


Euer Hammerheadphil

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv