Langeln Open Air, 21.7.2012

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Da auf meiner Open-Air-Liste bis zum letzten Wochenende lediglich hinter dem Groez-Rock ein Häkchen zu verbuchen war, sollte in diesem Sommer noch unbedingt die kleine gemütliche Festival-Variante wahrgenommen werden. Weil das Wilwarin und RD-Rock mir dieses Jahr zeitlich nicht in den Kram passten, entschied ich aufs mir noch unbekannte Langeln Open Air zu fahren. Also raus aus der Hamburger Bude und ab in Richtung Kaltenkirchen!   

 

Die An- und Abreise konnte erfreulicherweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Form von S-Bahn und AKN gestaltet werden, obwohl Langeln und auch das von dort aus per Fußmarsch erreichbare Festivalgelände doch mitten in der Pampa liegen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass sich eine Fahrt mit der rumpeligen und lauten AKN nach einer Nacht, in der man mindestens in einer Kneipe zu viel war, recht anstrengend gestaltet.

Da tut der kleine Waldspaziergang zum Gelände doch recht gut, bei dem ich schon von weiten das melodische Gebolze von LIGHT YOUR ANCHOR wahrnehme, leider sind die bei meiner Ankunft dann mit ihrem Set auch pünktlich durch. So ist LÄRM DE LUXE die erste Band, die ich hören und auch sehen kann. Mit ihrem flotten Deutschpunk sorgen diese für zufriedene Gesichter vor der Hofbühne. Mir ist es auf Dauer etwas zu oberflächlich und austauschbar, bin jetzt aber auch nicht DER Anhänger dieses Genres. So verschafft man sich doch erstmal einen Blick über das Festival als solches. Das Gelände ist eher klein und bietet kaum Grünflächen zum gemütlichen Hinsetzen. Darauf ist die ganze Veranstaltung aber auch nicht ausgerichtet, da man löblicherweise auch hier gleich zwei Bühnen aus dem Boden gestampft hat und so durch unmittelbare Wechsel für durchgehende musikalische Untermalung sorgt. Faire Bierpreise führen des weiteren dazu, dass man sich stets mit der nächsten Hopfenkaltschale eindeckt und sich ´ne Band anschaut. Eine Bühne steht auf ner Koppel, die oben erwähnte Hofbühne steht zwischen irgendwelchen Proberäumen und dem Clubheim der „Motorradfreunde Alveslohe“, wo auch fleißig Schnappes ausgeschenkt wird.

Als nächstes  stehen die Hamburger Metaller A MILLION MILES auf der Koppel bereit. Hier verspürt man ordentlich Wumms und das sieht schon alles sehr abgezockt aus, was das Quintett aus Hamburg da abliefert. So weit ich das beurteilen kann, bewegt sich zwischen irgendwo zwischen Stoner, Heavy Metal und Metalcore. Die Sängerin macht sich in den Ansagen ein fieses „Langööhln“ zu Eigen und suggeriert nicht ganz ohne Ironie Vergleiche zu einem etwas größeren Open Air. Aber genauso wie überhaupt jede Band am heutigen Tag, zeigen auch A MILLION MILES, dass sie richtig Bock haben, hier und heute zu zocken.

SPANDAU sorgen danach auf der Hofbühne mit ihrem ruhigen Indie-Pop für das musikalische Kontrastprogramm, das trotz handwerklicher Finesse nicht viele Zuhörer anlocken kann.

Schneller geht es bei UNFINISHED BUSINESS zur Sache, der melodische Punkrock geht sofort in die Birne. Die perfekte musikalische Untermalung zum immer besser werdenden Wetter. Auch dieser Vierer kommt aus Hamburg und hat sichtlich Spaß an der Sache, ihre flotten Stücke erinnern an CREETINS oder auch BORN TO LOOSE. Auf der anderen Seite gefallen mir die Nummern, bei denen das Tempo etwas rausgenommen wird, vielleicht sogar noch besser.

PHLEGMATIX schlagen anschließend eine ähnliche Richtung ein, wenn auch etwas rotziger und angepisster. Endlich passt es mal, dass ich die Lübecker sehen kann. Klampfer Czassi ist morgens am Bahnhof in Düsseldorf hängengeblieben und kann nicht dabei sein. Stattdessen springt der 17-jährige Markus ein: Der junge Herr zockt die Stücke konzentriert, aber keineswegs verkrampft herunter, alle Achtung! Nicht nur das Publikum, auch der Rest der Band ist sichtlicht beeindruckt und erfreut über den adäquaten Ersatz, den man da aus dem Hut gezaubert hat. Bei PHLEGMATIX passt alles wie Arsch auf Eimer und das Publikum hat sichtlich Spaß. Passend werden Gassenhauer wie AGNOSTIC FRONTS „Gotta go“ rausgehauen. 

CHERRIES ON A BLACK LIST gehören zu den Bands, die ich auch nur auf Festivals mit „gemischtem“ Line-Up sehe. New-Rock steht auf dem Zettel, der sich durch ruhige Phasen auszeichnet, um dann nach langen Spannungsbögen nicht selten brachial auszuarten. Die vier gehen leidenschaftlich zur Sache und ziehen nicht wenige Zuhörer in ihren Bann

DEAD SHEPHERD locken anschließend ordentlich Leute in den Hof. Knarzige Stimme und Dudelsack sorgen für Stimmung, irgendwie fällt mir das Wort „Piratenrock“ ein. DEAD SHEPHERD liefern ne gute Bühnenshow, bei der das Zusehen Spaß macht. Irgendwann wirkt´s auf mich aber doch ermüdend und ich schlendere zu den TYPHOON MOTOR DUDES, die mich wieder in Schwung bringen! Schön, die DUDES mal wieder zu sehen. Zwar bleiben Überraschungen aus, aber mit ihrem tighten Punkrock vertreiben sie jeden Anflug von Müdigkeit aus meinem Körper. Micha verschafft sich mal ne andere Perspektive, latscht mit seiner Gitarre durch Publikum und lässt sich von den Zuschauern Bier einflößen.

Nun bin ich aber gespannt auf BRUTAL POLKA, habe ich sie bei ihrem Gastspiel in der Schaubude vor drei Jahren verpasst. Heimlich bin ich auch schon auf die Reaktionen anderer Festivalbesucher gespannt, die sich kurz vor dem Gig austauschen: „Wer spielt jetzt? – Mmh, irgendwas mit Polka…“. Nun, mit Polka hat das nicht viel zu tun, was die Israelis da abliefern: ein Harlekin mit Black-Metal-Schminke, ein Cop am Keybord, ein Chirurg am Schlagzeug und Superman am Bass vercrusten Songs aussem Radio („walk like an egyptian“)  und heizen mit eigenen Harcore-Punk-Nummern unter Keyboard-Gedudel ein. Ziemlich unterhaltsam das Ganze! Es gibt durchaus ein paar, die damit nichts anfangen können und sich abwenden, BRUTAL POLKA ziehen ihr Ding aber durch und lassen sich durch nichts beeindrucken.

Während des Gigs muss ich mich auf den Weg machen, um die letzte AKN Richtung Altona zu erwischen. Viele im Publikum fiebern schon OHRENFEINDT entgegen, die ihr Merch im mittlerweile leeren Kaffee-und-Kuchen-Zelt aufbauen. Aufgrund der Beschreibung im Programm glaube ich aber auch nicht, dass mir da jetzt persönlich groß was entgeht. Also zurück über Stock und Stein Richtung Bahnschienen. Insgesamt ein schöner Festivaltag mit entspannter Stimmung und einem – im positiven Sinne – soliden Programm!

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