WITH FULL FORCE Open-Air 19 / Tag 4 (01.07) – Roitzschjora

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Tag 4 (01.07)

Lange hat es gedauert, doch den letzten Tag von dem diesjährigen "Full Force" möchte ich Euch nicht vorenthalten. Die Qualität der Fotos ist wie bei den vorigen Berichten nicht der Bringer, aber ich denke sie geben dennoch einen kleinen Einblick in das frivole Treiben auf dem Force!

Nach der nervenaufreibenden und stürmischen Nacht war von unserem einstigen Camp nicht mehr wirklich viel übrig. Der Pavillion hing auf halb Acht, Müll aus allen Herrenländern lag neben den Zelten und zu allem Überfluss wurden mir und einem Bekannten natürlich noch schicke Campingstühle geklaut. Memo an mich selbst: Die allseits beliebten Stühle nicht vor dem Zelt stehen lassen! Auch nicht, wenn man sich in einem gewissen Rauschzustand befindet. Wie dem auch sei, der letzte Tag brach an und auch an diesem Sonntag standen noch ein paar musikalische Ergüsse auf dem Programm. Ein typisches Grill-Frühstück inklusive Dosenbier stärkte unsre müden Glieder und der obligatorische Schädel wurde gekonnt in seine Schranken gewiesen. Ich wusste kaum wie mir geschah. Eben wurde ich noch von einem rosa Hellokitty-Hüpfball abgelenkt und anschließend schleppten mich meine Begleiter auch schon vor die Main-Stage.

 

GUNS OF MOROPOLIS

 

Der werte Bandname sagte mir zuvor nichts, aber immerhin sah ihr kleiner Backdrop auf der großen Bühne wirklich kernig aus. Die Band bot eine leichtfüßige Mischung aus Rock, Metal und Rock'n'Roll. Klingt spannend? War es leider eher weniger. Die vier Bandmitglieder spielten ihr Set gediegen runter und begeisterten die müden Schaulustigen nur wenig. Es wurde erst gar nicht versucht, groß Stimmung zu verbreiten und dies wäre wahrscheinlich auch eher nach hinten losgegangen. Da fällt mir eine lokale Metal-Band ein, die schon bei dem zweiten Track eine „Wall Of Death“ forderte und somit auch noch die einzigen beiden Besucher vergraulte, die sich auf ihrem Konzert bewegten. Zum wach werden und Bier trinken gibt es sicher schlechtere Bands, doch die Burschen von „Guns Of Moropolis“ sagten mir nicht sonderlich zu. Manch einer könnte behaupten, die mangelnde Stimmung lag an der Uhrzeit, doch die nächste Band bewies gekonnt das Gegenteil.

 

NEAERA

Neben „Lamb Of God“ gab es nun eine weitere Band, die kurzfristig absagen musste. Damit meine ich nicht die Witzbolde von „Winds Of Plague, sondern die Franzosen „Gojira“, die in den letzten Jahren wirklich astreine und erfrischende Alben auf den Markt warfen. Die Absage fand ich auf dem ersten Blick zwar auch äußerst beschissen, doch der Ersatz aus Münster kam mir getrost entgegen. Ich kann mich noch genau erinnern wie ich mir 2005 das Debüt von „Neaera“ kaufte und es mich schlichtweg weggeblasen hat. Im Gegensatz zu manch andren Vertretern, die meist in eine ähnliche Richtung wie diese Truppe gezählt werden, mag ich ihre Mischung aus druckvollen Riffs, catchy Hooks und den einen oder anderen Breakdown. Sie haben dem Metalcore schon vor Jahren abgeschworen, doch manch alte Parts können durchaus in dieses Genre, wenn es überhaupt ein Genre ist, gezählt werden. Aber wer hat denn schon Scheuklappen auf? Die Band rockt einfach gewaltig. Das letzte Mal sah ich sie als Vorband von „Soilwork“ und an diesem Abend hatten sie nur eine sehr geringe Spielzeit, darum bekam ich nur einen flüchtigen Eindruck ihrer Live-Performance.

Der sympathische Sänger Benny enterte die Bühne und entfachte mit seinen Mannen einen Sturm aus Energie, der ab den ersten Tönen auf das Publikum hinübersprang. Energisch bewegte er sich auf der Bühne und während ich mich noch fragte, wie der Bassist in seine verdammt enge Hose reinkommt, war der Pit im vollen Gange. Bevor ihr Bandklassiker „Where Submission Reigns“ startete, forderte Sänger Benny alle Anwesenden zu Gymnastik-Übungen auf! Gymnastik Übungen? Nun ja er meinte damit, dass jeder seinen Nachbarn zum Crowdsurfen schicken sollte, um auch die letzten müden Knochen zu wecken. Das Schlagzeug ertönte und nun war alles zu spät! Ein großer Teil der Konzertbesucher schnappte sich eine Person und ließ sie gen Himmel steigen. Eine Welle aus Menschen wurde Richtung Bühne gereicht und die Securitys bekamen nicht nur einen Schreck, sondern auch endlich mal was zu tun. Die Wellen wollten und wollten nicht Enden und somit hatten die bulligen Kerlchen in Schwarz die komplette Songlänge alle Hände voll zu tun.

Das Wetter schwang um und es wurde eine regnerische Angelegenheit. Die Feiernden ließen sich jedoch nicht beirren und bewegten all ihre Extremitäten. Die Band spendierte einen kompletten Querschnitt über ihre fünf Alben. Über die Songs, von der recht düster gehaltenen Platte „Omnicide – Creation Unleashed“, freute ich mich besonders (z.B. "I Loathe"). Nach gut 40 Minuten war für die Münsteraner Schicht im Schacht und sie verließen freudestrahlend die Bühne. Die Meute unter ihnen ließen sie ebenfalls mit einem breiten Grinsen zurück. Ein sehr energiegeladener und druckvoller Auftritt. Man kann von ihrer Musik halten was man will, doch ihre Live-Qualitäten sind über alle Zweifel erhaben will ich meinen.

KILL DEVIL HILL

Es wurde leer vor der Bühne. Ich war kurz davor, es der Masse gleich zu tun, doch meine Begleiter konnten mich überreden mir auch die nächste Band anzusehen. Somit bewaffnete ich mich mit einem eisgekühlten Bier und wartete mit den Anderen. Optisch sah die Kapelle schon einmal vielversprechend aus. Lange Bärte, noch längere Haare und zerschlissene Biker-Klamotten. Dass uns hier kein trendiger Deathcore erwartet war wohl jedem Anwesenden klar. Rockiger Metal Stand auf ihren Fahnen! „Kill Devil Hell“ bestachen durch eine kratzige Stimme, stampfende Rythmnen und eine Menge Classic Rock Anleihen. Und wer tümmelt sich bei ihnen auch noch am Tieftöner? Dieser wehrte Herr:

 

Bei diesem Kerl handelt es sich tatsächlich um „Rex Brown“, den grandiosen Ex-Bassisten von „Pantera“ und „Down“. Ich hätte ihn ehrlich gesagt nicht erkannt. Und bis zum Ende bin ich auch nicht geblieben. Nach „Neaera“ war erstmal die Luft raus und ich trat den Rückweg zum Camp an.

Interlude 3 …

Was erblickten meine müden Augen, als ich in die nähe unseres Camps, oder was davon übrig war, kam? Da stand ein Sofa! Ja, ein Bekannter unserer Truppe hat uns ein aufblasbares Sofa vermacht! Astrein! Dies hatte ein kleines Loch und musste aus diesem Grund gelegentlich aufgepustet werden, doch dies minderte unsere Freude nur geringfügig. Wurden meine Stühle doch geklaut, hatte ich nun zumindest wieder eine Sitzgelegenheit. Und eine verdammt gemütliche noch dazu. Doch die Ruhe hielt nicht lange, denn ich wollte mir ein paar Songs von der nächsten Truppe ansehen, da einiges Liedgut von ihnen gehörig knallt.

 

UNEARH

Ernüchterung machte sich schnell breit, als wir „Unearth“ sichteten. Finde ich doch Songs wie „Giles“ oder „Watch It Burn“ ziemlich gut, wurde ich in diesem Falle ziemlich enttäuscht. Der Pit tobte, doch irgendwie habe ich mir mehr erhofft. Die Band wirkte routiniert und schien nur auf ihre etlichen Breakdowns hinzuarbeiten. Diese waren mir bei der Band schon immer ein Dorn im Auge. Ich meine die Band hat zutiefst fähige Gitarristen und einen markanten Sänger und mit den obigen Beispielen haben sie mir bewiesen, dass sie fetzige Metal-Songs schreiben können. Doch ihre ewigen Breakdowns, die wahrscheinlich nur vorhanden sind um die Fans zum hopsen zu bewegen und die Laufzeit zu strecken, bleiben mir ein Rätsel. Nach ein paar Songs wirkten ihre Songs nur noch ermüdend und dabei hatte ich mir unter der Band eher ein Energiebündel vorgestellt. Somit wartete ich noch „Giles“ ab und zog von dannen.

TRIVIUM

 

Nach einem kurzen Aufenthalt auf unserem Sofa ging es wieder Richtung Bühne. Ich bin eigentlich kein großer Fan der Band, doch ich muss gestehen, dass Album „Ascendancy“ von 2005 ist ein ganz schöner Brocken. Den Rest der Disographie habe ich ein wenig aus den Augen verloren. Egal, wenn die Truppe schon mal hierzulande spielt, kann man ja mal ein Auge riskieren. Ersteinmal irritierte mich der komische Backdrop der aussah wie ein merkwürdiger Knollenpilz. Dann irritierte mich das Aussehen von Frontröhre Matt Heafy. Ich hatte den Kerl noch als milchgesichtigen Jüngling (okay er ist älter als ich, aber egal …) in Erinnerung und habe ihm beim besten Willen nicht erkannt. Darüber hinaus kannte ich den grossteil der Songs ebenso wenig, aus diesem Grund machte sich nicht wirklich Begeisterung in mir breit. Typischer amerikanischer Metal mit moderner Breitseite und der einen oder anderen Thrash Verbeugung. Da ich sowieso nur mit einem Ohr hinhörte, verlor ich das Interesse und stiefelte erstmal weiter.

 

COMEBACK KID

Das erste Mal neben der „Knüppelnacht“ besuchte ich das „Hard-Bowl-Zelt“ um mir ein wenig Hardcore zu geben. Die Kanadier bilden eine von wenigen Hardcore-Bands, die ich leiden kann und nicht gleich mit Missionier- und Szenepolizeikrams verbinde. Vorallem die ersten beiden Alben habe ich vor etlichen Jahren rauf und runter gehört und wenn „Comeback Kid“ schon mal zum greifen nah sind, lässt man sich diese Gelegenheit ja nicht entgehen. Das Zelt war gut gefüllt und die Stimmung schien gut, zumindest waren eine Menge tanzwütige Personen anwesend. Wie im Hardcore üblich hopste die Band munter auf und ab und querfeldein, während der Shouter nie an einer Stelle verharrte. Doch ähnlich wie bei „Unearth“ erhoffte ich mir auch hier ein wenig zu viel. Der melodische Hardcore wurde mir kompetent vor den Latz geknallt, doch wollte die Energie der Bandmitglieder nicht auf mich und meine Begleiter übergehen. Nach dem Vorzeige-Hit „Wake The Dead“ erkämpfte ich mir den Weg aus dem Zelt. Nun blieb mir noch ein wenig Zeit, denn ich war nicht sonderlich scharf drauf, mir „Children Of Bodom“ oder „Soulfly“ anzuschauen. Erst eine lustig irisch-amerkanische Truppe erweckte erneut mein Interesse.

FLOGGING MOLLY

Endlich sah ich die Jungs und Mädels von „Flogging Molly“. Sie bilden immerhin seit Jahren eine feste Größe in meiner Playlist bei allerhand Gelagen und anderen Feierlichkeiten und als sie dann sogar vor Jahren Kiel heimsuchten, verpasste ich diesen Auftritt natürlich kurzerhand. Dieses Mal führte kein Weg an ihnen vorbei. Die Band begann und spielte ihre bekannten Songs. Zum Mitsingen und tanzen gab es also eine Menge, doch das Publikum verhielt sich verhältnismäßig verhalten. Und ich tat dies ebenso. Die Luft war mittlerweile schlichtweg raus. Die Glieder taten weh, das Bier wollte nicht mehr so gut hinunterfließen und die Lust auf Bewegung war auf ein Minimum geschwunden. Ich muss mir die Kapelle unbedingt noch einmal fit und vor allem bei einem Club-Gig anschauen. Die letzte Band des Festivals bildete für mich eine handvoll verrückter Finnen.

ELÄKELÄISET

Kurz nach 12 saßen (!) die namentlichen Rentner auf ihren Plätzen und hauten in die Tasten bzw. Saiten. Wenn Leute diese Truppe tatsächlich nicht einordnen können sei Ihnen gesagt, dass „Eläkeläiset“ allerhand Pop-, Rock- und Metalsongs mithilfe von finnischer Polka (Hummpa) covern. Das Ganze klingt dann irgendwie lustig. Selbst wenn man kein Wort versteht, denn es wird durchgehend auf Finnisch gesungen. Nicht so schlimm, denn in jedem Refrain kommt meist etwas mit Hummpa vor. Da sich die Anfänge, Enden und Strukturen der Songs jedoch fast durchgehend ähneln, ist es nicht leicht die Songs auseinander zu halten. Nichtsdestotrotz ist es ein kleines Erlebnis den verrückten Burschen dieser Band zuzuschauen. Nach dem Treiben machte ich mit auf den Weg ins Camp. Ich hätte liebend gern noch die italienischen Deather von „Fleshgod Apocalpyse“ gesehen, doch da sie um 2 Uhr anfangen sollten, entschied ich mich es sein zu lassen.

Schlusswort …

Ja das war es also, das diesjährige „With Full Force“! Trotz einiger ärgerlicher und auch erschütternde Ereignisse waren es sehr witzige Tage. Auch wenn sich das Klientel fast schon erschreckend verändert hat (Stichwort Teller), traf man entspannte und friedliche Menschen, sah gute Bands und hatte schlichtweg Spaß. Je nach Billing ziehe ich einen weiteren Besuch auf jeden Fall wieder in betracht. Dann vielleicht bis zum nächsten Mal!

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