KADAVAR, DRAMAMINE, NOEM, PATSY O‘ HARA, u.a. / 05.10.2012, Hamburg - Hafenklang

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KADAVAR, DRAMAMINE, NOEM, PATSY O‘ HARA, BLCKWVS, UNION OF SLEEP / 05.10.2012, Hamburg - Hafenklang

Ächz, kaum aus dem Bierclub raus, ordert mich Jan ML auch schon wieder zum Bahnhof zwecks Bildung einer Reisegruppe. Ziel: Das „THIS CHARMING MAN“-Labelfestival im Hafenklang. Meine Einwände, dass ich von den x Bands eigentlich nur KADAVAR kenne, wird mit einem „Ach was, die sind alle super!“ abgeschmettert. Na ja, sind ja eh Ferien, und was gibt es Schöneres als neue Bands zu entdecken?

Die Zugfahrt verläuft schon mal extrem kurzweilig, zumal mit Dremu-Newcomerin Nika, Schaubuden-Chefkoch Dicki, Comicfreak & Schaubudenprogrammheftlayouter Ben, dem furchtlosen Fotografen Jan und meiner Wenigkeit ein harmonisches Team auf Reisen ist, welches auch gleich viel zu sehen bekommt: Eine Gruppe Halbstarker lässt sich mit einem SW-Ticket erwischen, auf welchem der Kontro sicheren Auges einen ausgeexten Vorbesitzer ausmacht. Taktisch unklug wird der Mann von den unterbelichteten Fahrgästen beschimpft, worauf er nach dem Verlauf mehrerer Gnadenfristen mit der DB-Sicherheit zurückkommt. Aus Erfahrung weiß ich: Besser gleich zugeben, dass man das Ticket eben nicht selbst erworben hat…

         

Eine Band ist wohl bereits durch, als wir eintrudeln. Dafür sind wir pünktlich zu Beginn von UNION OF SLEEP da, die für meinen Geschmack gleich einen klasse Auftritt hinrotzen. Walzige Passagen, getragen von tief gestimmten Gitarren, treffen auf verzweifelten Gesang im NEUROSIS-Stil. Sehr groovig, dazu headbangen die Bandmitglieder alle wie die Gestörten – so gefällt dat!

Das Festival findet auf zwei Ebenen statt, was bedeutet, dass man ständig zwischen dem oben liegenden Goldenen Salon und dem gewohnten Konzertraum des Hafenklang wechselt. Ich war übrigens noch nie im Goldenen Salon und bin ziemlich begeistert: Ist etwas kleiner als der Hauptraum, hat ‘nen eigenen Tresen und einen hinteren Bereich zum Plattenshoppen. Gemütlich!

         

BLACKWAVES habe ich tatsächlich doch schon einmal gesehen, und zwar auf dem „Spiral Of Noise“-Festival in der Meierei. Insofern hab ich weiter oben gelogen… In der Meierei waren BLCKWVS aber infernalisch laut und klangen dadurch recht undifferenziert bis müllig. Heute sind Lautstärke und Sound deutlich angenehmer. Trotzdem kommt die rein instrumentale Mucke auf Dauer drög rüber. Der Labelsampler zur Tour beweist: Zum Zuhausehören und Lesen eher geeignet als live.

         

Dann lieber PATSY O‘ HARA, die wieder mehr Leben in die Bude bringen. Endlich auch mal Geschwindigkeit! Von den heute spielenden Bands gehen die am ehesten als HC/Punks durch. Ist mir gleich sympathisch, wie der Sänger in den Mob springt und jedem, der nicht zurückweicht, seinen Schnurrbart ins Gesicht drückt.

         

Die wieder unten spielenden Berliner NOEM stellen eine echte Überraschung dar. Musikalisch irgendwo zwischen BLACK-FLAG-Minimalismus und Postpunk-Noiseorgien zu verorten, gefällt mir vor allem der Sänger. Der bewegt sich angenehm unkonventionell, halt so, als sei es ihm scheißeegal, wie er gerade auf andere wirken könnte, ob seine Frisur auch sitzen möge und/oder seine Garderobe gut gewählt ist… Stattdessen volle Rotze und ab dafür. Der Bassist versucht zum Ende noch sein Instrument kaputtzuhauen, was sich aber als gar nicht so einfach erweist (ich muss an ein SMOKE-BLOW-Konz zurückdenken, wo das ähnlich lief und Straßenköter ausrief: „Alter! Wie machen die Rockstars das bloß?“) und das Biest schließlich einfach in eine Ecke gefeuert wird…

         

Zum letzten Mal geht dann auch bereits nach oben in den Goldenen Salon. DRAMAMINE verkünden, dass die ebenfalls aus Münster stammenden MESSER krankheitsbedingt leider nicht auftreten können, versichern dabei, dass die sich den Arsch abärgerten und zum Teil anwesend seien. DRAMAMINE sind mir persönlich etwas zu unspektakulär. Klar, da wird hingebungsvoll geschrammelt, die Saitenfraktion trampelt auf ca. 17 Effektgeräten herum und es werden psychedelische Melodien in die ansonsten nicht unstraighten Songs gewoben, aber zumindest so auf Anhieb bleibt bei mir nichts hängen. Geil kommt allerdings der hyperaktiv zappelnde Sänger, der amtlich schreit!

         

Zu KADAVAR füllt es sich schließlich noch mal richtig. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die vom Debutalbum bekannten Songs live anhören. Und was soll man sagen? Der BURNER! Die Berliner müssen sich wirklich nicht hinter GRAVEYARD, HORISONT etc. verstecken. Der Schlagzeuger mit dem schönen Pseudonym Tiger spielt mit vollem Körpereinsatz und scheint sich im Laufe des Sets in einen regelrechten Rausch zu zocken. Aber auch bei Sänger/Gitarrist Wolf Lindemann wackeln die Wildschweinzähne (?) seines Halsbandes, wenn er Kracher wie „Forgotten Past“, „Goddess Of Dawn“ oder „All Our Thoughts“ intoniert. Ich stehe zwar anfänglich hinter einem Poller an der Seite des Hafenklangs, hab aber dennoch das Gefühl einer ganzheitlichen Erfahrung.

Insgesamt ein sehr lohnenswerter Besuch, der bei der Kürze der einzelnen Shows nie langweilig zu werden droht. Irgendwie sind alle überrascht, als es auch schon wieder vorbei ist. Gegen Dickis Protest gehen wir nur kurz in die Cobra-Bar und lassen uns auch in Kiel nicht mehr auf einen Besuch in die Kaskade mitschnacken…

Weitere Fotos:

http://www.dremufuestias.de/index.php?view=category&catid=259&option=com_joomgallery&Itemid=35

 

Kommentare   

+1 #3 JanML 2012-10-18 20:06
Nun auch bebildert.
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+5 #2 bockfred 2012-10-09 09:10
KADAVAR habe ich dieses jahr durch zufall auf der fusion gesehen, leider nur die letzten paar songs, relativ große bühne, krasse lightshow, perfekter sound. unglaublich krass wie die band es geschafft hat mich zu fesseln, für mich das beste was es aus dieser, (zumindest in meiner wahrnehmung) wieder häufiger in erscheinung tretenden musikrichtung im moment gibt.
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+4 #1 hammerheadphil 2012-10-09 07:58
Sehr geil verfasst, Kadavar spielen glücklicherweise auch in Österreich ein paar wenige Shows, die will ich mir dann auch ansehen.
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