RUHRPOTT RODEO 2013 Tag 2 /19.05.2013 - Hünxe

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Mit etwas Verspätung (Casi ist schuld) nun endlich der zweite Teil unseres Doppelberichtes!

joomplu:6261

Bocky:

In der zweiten Nacht war es vorbei mit dem Alte-Leute-Ruhecamp, immer wieder wurde ich von feiernden Campmitbewohnern aus dem Schlaf gerissen, zum Beispiel, als man versuchte, einen Gartenzaun auf mir zu bauen. Auch der beherzte Angriff eines Axtmörders auf unseren Campingtisch konnte nur kurz für Ruhe sorgen. Nach langem Kampf hab ich dann einfach aufgegeben, vier Stunden Schlaf reichen ja eigentlich auch.

Das Wetter war inzwischen echt Bombe, die Sonne schien und es war trotzdem nicht zu warm zum Trinken.

Die schlechte Nachricht des Morgens: Ein Freund von mir ist einem Taschendieb zum Opfer gefallen, Portemonnaie weg, das ist wohl vielen Leuten passiert, erbärmliche Scheiße.

Casi:

Von der Sonne geweckt begann der zweite Tag nach einer relativ ruhigen Nacht auf dem etwas abgelegeneren zweiten Campingplatz. Zum Frühstück gab es eine Cracklets-Knabberbox und nen Liter Cola und dann ging es zunächst zu den anderen Kielern, um den sonnigen Vormittag bei Bierchen und Rockmusik aus der Konserve zu genießen.  

 

MONSTERS OF LIEDERMACHING

Casi:

Als erste Band stand bei mir THE BABOON SHOWS auf dem Plan. Als wir auf dem Gelände ankamen, besetzten allerdings noch die MONSTERS OF LIEDERMACHING die Bühne und begannen grad, vor einem für diese Uhrzeit (ca 13:45) beachtlich großem Publikum ihre Zugaben.  Schien aber ein heimlicher Headliner gewesen zu sein. Mir egal, ich kann diesem Liedermacherkram recht wenig abgewinnen, deshalb interessiere ich mich auch nicht weiter für die Geschehnisse auf der Bühne.

THE BABOON SHOW:

Casi:

Nun aber endlich THE BABOON SHOW! Also nix wie ab in die erste Reihe. Ich habe die Band bisher nur in kleinen Läden gesehen und war gespannt, ob die Band auf so einer großen Bühne überhaupt funktionieren würde. Ich wurde nicht enttäuscht. Zwar ist so ein Open-Air- Ding unpersönlicher und irgendwie nicht vergleichbar mit ner ausverkauften Show in nem kleinen Laden ohne Bühnengraben, aber die Band wirkte keinesfalls verloren auf der Bühne und schaffte es, dem Publikum ordentlich einzuheizen. Auch wenn Sängerin Cecilia durch ihren mittlerweile riesigen Babybauch etwas eingeschränkt war und in Sachen Bühnenperformance etwas kürzer trat, fehlte es ihr nicht an Energie und war immer noch mehr in Bewegung als manch anderer Frontmensch. Musikalisch war das Ganze eh wieder erste Liga, wer die Band noch nicht kennt, sollte sich die einfach sofort anhören und dann so schnell wie möglich Live angucken (leider geht das wegen Babypause voraussichtlich erst nächstes Jahr wieder). Geiler Start in den Tag!

Bocky:

Nachdem der Grundpegel hergestellt wurde, ging es auch schon los zu BABOON SHOW.

Auf Album hab ich mir die Band schon länger überhört, geht bei mir bei eingängigem Punkrock meistens so, zündet schnell, lässt aber auch schnell nach. Live waren die allerdings immer ‘ne Granate, da passiert halt eine Menge auf der Bühne und auch trotz sehr weit fortgeschrittener Schwangerschaft blieb die Frau am Mikrofon ständig in Bewegung. Trotzdem muss ich sagen, dass das auf einer kleineren Bühne mit mehr Publikumsnähe noch geiler kommt, dennoch ein guter Tagesauftakt.

Die nächsten vier Bands verpasste ich, hat mich alles nicht interessiert, THE QUEERS hätte ich eigentlich schon gern gesehen, aber die mussten sich dann, aufgrund einer Einladung zum Wodkatrinken, hinten anstellen.

joomplu:6260

THE QUEERS

Casi:

Die nächsten zwei Stunden wurden mit heiterem Beisammensein auf dem Parkplatz verbracht und erst zu THE QUEERS ging es zurück aufs Festivalgelände. Entgegen Bockys Behauptung, war er übrigens auch vor Ort und stand bzw. saß direkt neben mir! Die Band spielte passend zum Sommerwetter Ramones beeinflussten Bubble-Gum-Punkrock und der einzige mir bekannte Song „Punkrock Girl“ wurde auch vorgetragen. Solides Ding sach ich mal
Während des Konzertes kam es noch zu einem Ereignis, dass sich in die Liste historischer Aufeinandertreffen, wie zum Beispiel Papst Franziskus triff auf seinen Vorgänger Benedigt, Picard trifft auf Kirk, Power aus Kiel treffen auf Power aus Köln oder Milhouse aus Springfield trifft auf Milhouse aus Shelbyville einreihen dürfte: Bocky (Punkrocklegende, ex-RD) trifft auf Bocky (Punkrock-Fanzine)! Aber lest das lieber aus seiner Sicht!

Bocky:

Zwischendurch hab ich dann endlich mal Bocky vom Punkrock-Fanzine kennengelernt, ich fragte mich ja schon immer, wer sich hinter diesem coolen Namen verbirgt. Ich behaupte jetzt einfach mal, der Typ ist würdig, der darf so heißen.

joomplu:6262

 BOSKOPS

Bocky:

Bei den BOSKOPS war ich dann wieder vorne, in sicherer Entfernung wurde auf die Songs vom ersten „Schlachtrufe BRD“-Sampler gewartet. Der Großteil der Bandgeschichte ist (wahrscheinlich zu recht) total an mir vorbei gegangen, hab auch nicht mitbekommen, dass die sich aufgelöst haben, noch weniger, dass die jetzt wieder was machen. Höhepunkt der Show für mich „Frisch aus England“ und zwei der Schlachtrufe-Samplerbeiträge, „Halts Maul“ und „Können Schweine schwimmen“. Wenn die jetzt noch „Punkkartei“ gespielt hätten, wäre alles perfekt gewesen, stumpfes Gepöbel war eh das Niveau unserer Reisegruppe an diesem Tag.

Casi:

Während der BOSKOPS aß ich die ekelhaftesten Bratnudeln, die je in meinem Leben schmecken durfte (Bäh!), bestellte Alsterwasser und bekam Bier mit Fanta (Bäh!) und saß in der Sonne. Die Lieder vom Schlachrufe-Sampler wurden dann auch irgendwann gespielt, was zu zwei mal ca 30 Sekunden Heiterkeit in unserer Runde führte. Ach, und ich glaube das später von Müllstation gecoverte Stück „Frisch aus England“ wurde auch gespielt, dafür aber nicht „Punkkartei“.

MICHEL/DRITTE WAHL

Casi:

Als aus der Hängerbühne „Ich bin Punker ich bin frei, du bist bei der Polizei“ ertönte suchte ich lieber Schnell das Weite.

Von weitem hörte ich irgendwann DRITTE WAHL und sie schienen wieder Rainer Langhans am Keyboard dabei zu haben, also beschloss ich mir das lieber zu schenken und doch lieber weiter Bier zu trinken.

Bocky:

In den nächsten Stunden verpasste ich dann so ziemlich alles, der GUNS N‘ ROSES abspielende Ghettoblaster in einem der Kieler Lager war irgendwie gerade interessanter.

KNOCHENFABRIK UNPLUGGED

Bocky:

So hätten wir um ein Haar auch fast KNOCHENFABRIK-Unplugged verpasst. Pünktlich zu „Grüne Haare“ standen wir dann aber vor der Hängerbühne, direkt im Anschluss „Filmriss“, ich beide Songs aus voller Kehle mitgeschrien und dann gingen mir fast die Lampen aus. Kreislauf im Keller, erst mal hinsetzen, ich wurde dann von einer netten Freundin, die seit ca. fünf Stunden den schönen Namen Linda trug, mit Wasser versorgt, auch an dieser Stelle nochmal Danke dafür, kurz danach war ich dann auch wieder funktionstüchtig.

Casi:

Irgendwann traute ich mich zurück aufs Festivalgelände. KNOCHENFABRIK UNPLUGGED aber scheinen so leise gewesen zu sein, dass ich gar nicht mitbekam, dass die schon spielten während ich am Falafelstand wartete. Die Falafelverkäuferin hatte übrigens dermaßen Ähnlichkeit mit einer Freundin von mir, dass ich kurzzeitig etwas verwirrt war, da diese Freundin sich eigentlich grad in fernen Ländern rumtreibt. Aber wer weiß, vielleicht verkauft die in Wirklichkeit nur heimlich Falafel im Ruhrpott. 

Das Essen war jedenfalls ziemlich lecker und als ich frisch gestärkt an der Hängerbühne ankam verließen KNOCHENFABRIK diese genau in diesem Moment.

SKA-P

Bocky:

Als dann SKA-P dran waren, passierte das Unerwartete: Ich fand das echt gut, da waren Tröten auf der Bühne und das auch noch in Verbindung mit Offbeat, das ist ja sonst eher zum Wegrennen für mich, aber in sehr seltenen Fällen geht das dann schon klar.

Die Band fuhr eine krasse Show auf, mit Leuten in Kostümen, die passend zu den Songs irgendwelche Sachen machten, konnte ich alles nicht wirklich erkennen, da wir ziemlich weit weg standen. Gerade die kämpferischen Inhalte der Band begeistern mich und dass die Mucke nicht so ein „Wir hüpfen fröhlich rum“-Skagedöns ist, ist wahrscheinlich auch ein wichtiger Punkt, warum ich die Band (zumindest live) irgendwie mag. Trotz weiter Entfernung zur Bühne, muss ich sagen, das war teilweise echt zu laut, obwohl besser als andersrum, das gab es später auch noch.

Casi:

Als nächstes folgte mit SKA-P eine fast vergessene Band, die ich in jüngeren Jahren sehr exzessiv gehört, aber tatsächlich noch nie live gesehen habe. Eigentlich ist dieser ganze Ska-Punk mit wasweißich-Einflüssen mittlerweile nicht mehr so meins, aber SKA-P konnten neben ihrem Nostalgie-Bonus einfach mit 'ner geilen Bühnenshow (ihr wisst schon, so mit Kostümen, die einen die Inhalte der Lieder erklären und so) überzeugen und haben sich auf meiner persönlichen Ruhrpott-Rodeo-Highlightliste ziemlich weit nach Oben gespielt. Ich glaube, die haben in den letzten 5-10 Jahren auch keinerlei neue Songs gemacht, zumindest schienen mir nahezu alle gespielten Songs bekannt zu sein.

joomplu:6264

EL FISCH

Casi:

Auf der Hängerbühne trug derweil EL FISCH - bei dem es sich um den Sänger der Lokalmatadore in einem Elvis-Glitzeranzug handelte – eine Mischung aus Cover- und Lokalmatadoresongs mit der Akustikgitarre vor. Obwohl ich auf regulären deutschsprachigen Liedermacherkram wenig abfahre, hat mir das sehr gut gefallen. Das lag aber wiederum einerseits an meiner Affinität für die Lokalmatadore und andererseits an der ziemlich guten Songauswahl. Wann hört man schon mal „What do I get“ von den Buzzcocks zwischen skurrilen Schlagern wie „Ich geb mir selbst ne Party“ (Howard Carpendale) und lokalmatadorschen Ruhrpott-Geschichten wie „Erika“ (grandioser Song über ne Imbissbude in Mühlheim/Ruhr)? Höhepunkt des ganzen war das mir bisher gänzlich unbekannte Lied „Bottropper Bier“, ein Cover des Udo-Jürgens-Klassikers „Griechischer Wein“. Meine Recherchen ergaben, dass dieser Song Ursprünglich von Komiker Jürgen von Manger bzw seiner Bühnenfigur Adolf Tegtmeier (sowas wie die Ruhrpottversion von Bauer Piepenbrink) stammt. Leider wurde der arme Fisch dann von dem enorm lauten und hellen Intro der ADICTS auf der Hauptbühne übertönt.

Bocky:

EL FISCH (Soloshow vom LOKALMATADORE-Sänger Fisch) wirkte auf mich dann unglaublich sympathisch, irgendwie lief das alles gut mit dem Publikum zusammen und die Leute wollten ihn auch nicht aufhören lassen, selbst als auf der großen Bühne schon das Intro der ADICTS lief.

joomplu:6265

THE ADICTS

Bocky:

Vor zwei Jahren auf dem Wilwarin fand ich THE ADICTS gerade mal so ganz ok, dieses Mal überzeugte die Band mich auf ganzer Länge. Wieder „Joker In The Pack“ als Opener, verpasste ich leider am Biermarkenstand, aber auch der Rest der Show bestand nur aus Hits. Muss aber auch sagen, dass meine Erinnerung zu der Uhrzeit schon langsam im Bier ertrinkt. Was ich allerdings noch weiß, ist, dass das gerade im Gegensatz zu SKA-P echt leise war, wahrscheinlich wird es da irgendeine Auflage geben, dass ab null Uhr runtergeregelt werden muss.

Casi:

Nach dem bereits erwähnten Intro („Boys & Girls“ von Blur) folgte zunächst die Titelmelodie aus dem Film Clockwork-Orange bevor Monkey und seine Droogs die Bühne enterten. Ich war erneut begeistert, wie agil der gute immer noch ist. Geboten gab es viel Glitzer, Luftschlangen, riesige Wasserbälle, die ins Publikum geworfen wurden und ausschließlich Hits, so dass ich gar keine einzelnen Lieder hervorheben kann. Ein sehr gelungener Festivalabschluss. Danach ging es dann aber auch sofort ab ins Bett.

Geiles Festival, nächstes Jahr gerne wieder.

Bocky:

Die Nacht verlief dann ähnlich wie die zuvor, nur das wir diesmal im Partyzelt abhingen (diese Nacht gab es ausschließlich Punkhits, ohne PAPA ROACH, sehr schön), bis wir von den Securitys raus gefegt wurden.

Diese Nacht war ich dann selber einer von den nervigen Menschen, die andere nicht schlafen ließen, zum Glück war der Axtmörder diese Nacht ein wenig freundlicher drauf.

In den Morgenstunden gab es dann noch (im Nachhinein bestätigte!) Gerüchte über einen Frei.Wild-Bus, der dem Versuch einer Tieferlegung und diversen Fäkalattacken zum Opfer fiel. Wie hohl kann man bitte auch sein, sich so einen Nationalistenmüll aufs Auto zu kleben und dann auf ein Punkfestival zu fahren? Selber schuld, ihr Trottel.

Mein Fazit zu diesem Festival: Ich hatte ein grandioses Wochenende, wie schon gesagt, manchmal etwas genervt von den Regeln, andererseits habe ich auch großen Respekt vor dem, was der Herr Schwers da auf die Beine stellt, organisatorisch ist dieses Festival auf jeden Fall gut durchgeplant. Nur die Sache mit dem Wasser auf dem Gelände (auf dem Zeltplatz gab es natürlich Trinkwasser for free) sollte dringend geändert werden.

Auch ‘ne gute Sache, der Taschendieb wurde wohl gestellt, zumindest wurden eine Menge geklaute Sachen gefunden, die vom Team des Festivals bereits am darauffolgenden Dienstag auf dem Postweg den Besitzer_innen zugesendet wurden.

Ich sag mal: Ruhrpott Rodeo kannmanmalmachenkannman.

Kommentare   

+2 #2 Koma 2013-06-14 07:57
:lol: Interessante Beichte-alleine THE ADICTS hätte ich gerne mal live gesehen
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+3 #1 MetalSon 2013-06-13 15:39
Yeah! Super Bericht. Ist wohl aber vom Billing nicht so ganz meine Baustelle. Ein paar interessante Bands sind da ja aber immer.
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