RIISTETYT, APPENDIX, REZET, MORBUS DOWN / 16.04.2014 – Schleswig, FKKZ

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Alter Finne! RIISTETYT und APPENDIX zusammen auf Tour, am ersten Ferientach gleich in Schleswig, dazu noch mit den Thrashern REZET und MESS//AGE aus Flensburg. Genau mein Ding, allein schon das Konzertmotto „THRASH HARDCORE INVASION“ auf dem Flyer lässt meine Vorfreude steigen (geiles Motiv auch: So‘n untoter Punker, der ‘ne Knarre in zwei Teile bricht). Doch Halt! MESS//AGE sagen leider wie schon neulich bei SCHEISSE MINNELLI kurzfristig ab. Was ist denn da los? Die erste Absage hatte wohl den Hintergrund, dass die Band keine Zeit zum Proben gehabt hatte („Das will keiner hören. Glaubt uns!“). Hoffentlich also nix Ernstes! Ich hatte mich eigentlich sehr auf die gefreut, nicht zuletzt weil deren aktuelles Tape „Moments Of Mayhem“ ein ziemlicher Brecher ist. Spontan springen MORBUS DOWN ein.

 

Flyer Riistetyt

 

 

Wir werden sofort bei unserer Ankunft von Pogo Paul verhaftet und durch die Katakomben der Freiheit geführt, deren Weitläufigkeit mich jedes Mal aufs Neue überrascht. Er bringt uns zu APPENDIX und RIISTETYT, die unerwartet fit wirken und offenbar erst in der Vorglühphase sind (mittels einer Art „poor man’s white russian“ – Wodka mit Kakaopulver). Ein nettes Wiedersehen, haben wir doch mal mit BONEHOUSE zusammen gespielt und damals brachial gefeiert.

MORBUS DOWN eröffnen den Reigen, während die Hütte sich langsam füllt. Ich hab die Band länger nicht gesehen, obwohl sie mittlerweile häufiger spielen als früher. Geändert hat sich aber nicht viel, haha! Nach ihrer etwas melodischeren Phase sind sie mit Krause an der Trommel wieder deutlich geradliniger und brutaler geworden. Da wird nicht lang gefackelt, ein-zwei-drei-uffta-uffta-uffta. Das kommt auf Dauer dermaßen stumpf, dass ich ein breites Grinsen im Gesicht spazieren führe. Semmel schreit wie ein Berserker und hüpft zwischen den Besucher_innen herum. Am besten kommt für meine Ohren „Nur ein Nationalsozialist“, der mit klarer Positionierung ungehobelt runtergeprügelt wird. Spontane Sache, dafür Danke.

Yeah, neulich haben REZET noch im Hamburger Hafenklang abgeräumt, nun mal wieder zu Hause, wo sie übrigens auch gleich umme Ecke an der dritten Platte schrauben. Die Hütte ist jetzt richtig voll mit einer bunten Mischung aus Alt-Punkrockern, Kuttenträgern, Crust-Squattern und Hastenichgesehen. Bemängelte ich neulich den zu leise abgemischten Gesang, fällt das Klangbild heute genau andersherum aus – die Stimme ist schön präsent, aber der Rest etwas mumpfig, als hätte mir jemand einen Pappkarton über die Rübe gestülpt. Zum Glück bin ich aber nicht so’n Soundfetischist und genieße dennoch jeden Moment. Man merkt schon, dass REZET durch ihre zahlreichen Auftritte und Touren enorm an Routine gewonnen haben. Einerseits geil, weil die musikalische Seite jederzeit peitschengleich ins Gesicht fetzt, andererseits könnte das Bühnengebaren ruhig noch etwas wilder ausfallen. Aber das ist leicht gesagt, schließlich zocken die auch recht komplexe Scheiße und Ricky hat die Doppelbelastung Gesang und Gitarre. Wieder ein überzeugender REZET-Auftritt!

Argh, APPENDIX fallen meinerseits komplett dem Suff und der Pflege sozialer Kontakte zum Opfer. Hört sich aber von weitem an wie direkt aus dem Schlund der Hölle ausgespien. Ich denk mir immer „gleich gehste ma rein, klingt ja geil“, sabbele aber doch weiter und irgendwann isses zu spät. Wer mehr gesehen hat, möge sich äußern.

RIISTETYT haben ein neues Album am Start, von dem allerdings wie immer nur drei Stücke gespielt werden. Das ist halt der „Fluch“ der Klassiker, die gebracht werden müssen. Dabei sind die neuen Dinger richtig geil. Find ich zumindest. Ein Bekannter meint, er habe sich keine RIISTETYT-LP mehr angehört, seitdem die Band Metal spiele. Naja, etwas übertrieben ist das schon, aber da ich Punk und Metal höre, stört mich ein gewisser Metaleinschlag nicht so sehr. Live klingen RIISTETYT heute unfasslich energiegeladen. Die Band ist zum Glück nicht zu stramm, was ja nicht selbstverständlich ist. der Sound ist zwar total verhallt, die Stimme unmenschlich verzerrt, was aber irgendwie passt. Lazze hält das Mikro immer wieder grinsend irgendwelchen Punkern in die Fresse, die so tun, als könnten sie die finnischen Texte mitsingen. Gesanglich wird er zudem vom sympathischen Gitarristen Vege unterstützt, was zusammen ‘ne unwiderstehliche Vehemenz erzeugt. Original-Bassist Piise ist wieder dabei und trägt zum typischen Charisma der Band bei. Klar, man kann meckern, dass RIISTETYT schon mal punkiger klangen und nicht dermaßen brutal, aber mir persönlich gefällt das heute ausgesprochen gut. Man merkt bei vielen der unaussprechlichen Songs, warum RIISTETYT überall um den Globus ihre Spuren hinterlassen, unzählige Bands beeinflusst und sich ‘nen schlicht legendären Status erzockt haben. Geschwindigkeit, Krach und Speed-Pickings verwursten viele Bands, doch nur wenige haben so viele Smasher geschrieben, die man sofort erkennt und mitbölken will, obwohl man kaum ein Wort versteht. Danach MUSS ich einfach ein Shirt der Band abernten, da mein altes zu meinen absoluten Lieblingsshirts zählt (warum auch immer), aber mittlerweile so dermaßen zerlöchert ist, dass man den Anblick nicht überall anbieten kann… APPENDIX- und RIITETYT-Tonträger werden ebenfalls abgeerntet und ich betone nochmals, dass „Korppien Paraati“ ein empfehlenswertes Album geworden ist, wenn natürlich auch kein Klassiker! Aber welche Band liefert das schon im vierten Jahrzehnt ihrer Existenz? Dennoch sind sie weiterhin unnachgiebig und räudig am Start und das findet meinen vollen Respekt. PUNK IS IRRE.

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