BONE MAN & ÖTZFEST III / 29.08.2014 – Kiel, Blitz-Records & Rathausbunker

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Philipp: Umtriebig sind die Kieler Fuzzrocker von BONE MAN wohl durchaus. An einem Abend zwei Konzerte – einmal ein Instore-Konz bei Blitz und danach noch auf dem Ötzfest im stinkigen Bunker. Doppel-Release-Gala also, gefolgt von einer Tour.

Überhaupt kann der geneigte Kieler Krachmat sich dieses Wochenende nicht beschweren. Blitz-Instore-Gig, am Bootshafen immerhin ‘ne MOTÖRHEAD-Coverband, abends dann entweder ÖTZFEST oder GRAND-GRIFFON-Release-Gig in der Bude, am Samstag das FESTIVAL AM KLEINEN STRAND und/oder in der Hansastr. 48 das JUST A LITTLE BIT DANGEROUS-Fest. Viel Zeuch für wenig Knete, sind immerhin drei dieser sechs Veranstaltungen umsonst.

Bericht von Dirk Sackers (kursiv) und Philipp Wolter




Mein Weg führt mich automatisch zu Blitz-Records, welcher übrigens seit Jahren das EINZIGE Geschäft der Kieler Innenstadt ist, welches ich betrete (außer man zählt diesen Zeitschriftenladen im Bahnhof dazu). Dort treffe ich sofort auf einige der üblichen Verdächtigen, BONE MAN haben bereits aufgebaut. Leider gibt es seit einem der letzten Instore-Konzerte kein Freibier mehr auf Blitz-Konzerten. Irgendeine Hardcore/Punk-Band und ihre Anhänger haben da wohl übertrieben und mit dem leckeren Gerstensaft rumgepütschert. Das müssen asoziale Schweine sein. Ich verachte die zutiefst und möchte gar nicht mehr wissen.

BONE MAN wabern dann auch los. Endlich sieht man die Band mal vor 05.00 Uhr morgens. Und ich kann sagen, dass meine letzten positiven Reviews nicht das Ergebnis halluzinogen geschwängerter Luft waren. Rein optisch schon nett anzusehen: Wie Bassmensch Arne und Schlagzeugmensch Ötzi die ganze Zeit über manisch und rübenschüttelnd abrocken, während Gitarren- und Gesangsmensch Marian eher mit entrücktem Blick ins Leere stiert. Letzterem darf man offenbar auch endlich zur vollständig verheilten Fleischwunde im Gesicht gratulieren – jedenfalls ist das ominöse Pflaster mittlerweile nicht mehr vonnöten. Es kommen natürlich nicht nur neue Songs zum Zuge, sondern auch bewährte Knaller wie „Closer To The Sun“ oder „The Wicker Man“ (wie immer herrlich). Das neue Material der „Plastic Wasteland“-LP schließt offenbar qualitativ gut an Schoten dieser Sorte an. Mal gehen BONE MAN erbaulich brachial zu Werke, mal entlocken sie ihren Instrumenten sanftere Klänge. Mir gefällt heute besonders der Bass- und der Snaresound, wobei die neuen Stücke überhaupt sehr spannende Basslinien aufweisen. Ohne große Worte zocken die Kieler ihr Set herunter, der Mob lauscht, klatscht und erfreut sich der Darbietung. Ich mag diese Instore-Konzis!

Dirk: Irgendwie komm ich überhaupt nicht dazu, mal zum Bootshafen zu gehen, um mir da was anzugucken. Es kommt immer etwas Wichtigeres dazwischen. Am heutigen Tag war es der Bone Man Instore Gig bei Blitz. Beim letzten mir bekannten Blitz-Gig von den Vladdis war ne gute Party in Erinnerung geblieben. Die Mischung aus 'zwischen CDs gucken' und nebenbei ne Band für lau zu sehen, passte perfekt zu einem sonnigen Spätsommernachmittag. Das und n paar Buddeln Bier. Leider gabs aber bei Blitz kein Bier mehr zu ordern. Was wohl an der letzten Party gelegen haben soll. Irgend sonne HC-Nummer mit sympathischem Sänger. Also erst mal die Kollegen angefragt. Bone Mans neuer Kram ist ohrentauglicher oder auch leicht zugänglicher. Mit gleicher Intensität knüpfen Sie dort an, wo Sie mit 'II' aufgehört haben. Bass und Schlagzeug erzeugen eine fette Soundwand. Klingt durchdachter das neue Zeug. Die Klampfe spielt schöne stonerlastige Riffs gepaart mit schönen Melodien im Zwischenteil. Aber Arne (bass) und Öetzi (drum) harmonieren mehr als vorher und erzeugen so den Druck in den weiterhin brachialen Parts. Da ich die neuen Songs erst im Nachhinein intensiviert gehört habe, kann ich auch nur die Songs aufzählen, aber deren Reihenfolge bekomm ich nicht so 1A hin. Ersterer war 'Plastic Wasteland'. Auch werden altbewährte Dinger wie 'Closer to the sun' nochmal gezockt, um es gekonnt rocken zu lassen. Es klingt hier von der Akustik echt super in dem Laden. 'Dry habit' is son Song, der dir erst in Erinnerung kommt, wenn du die Platte zu Hause hörst. Son Ding mit nem 'Wiedererkennungsriff'. Schon wackeln Köpfe und Ärsche im Takt und die Nummer ist schön tanzbar. Da freu ich mich noch mal auf heut abend im Rathausbunker, wenn Sie die Nummer spielen.

Philipp: Mitsamt den Turnbeuteln voller abgeernteter Tonträger rollen wir dann gen Bootshafen. Auf dem Weg werden noch Bier und Bananen gekauft. Doch letztere bleiben mir angesichts der grauenvollen musikalischen Darbietung am Bootshafen fast im Hals stecken. Die angekündigte MOTÖRHEAD-Coverband (MOTÖRIZER?) soll wohl erst recht spät spielen, vorher hüpfen da Animierclowns herum, welche sonst nicht mal in den siebten Kreis von Dantes Hölle eingelassen werden. Musik wird genau dann zur Qual, wenn sie nicht aus Passion gespielt wird, sondern um zu gefallen. Die Sprüche, aber auch die anbiedernde Poprock-Scheiße, sind kaum zu ertragen, da helfen selbst große Mengen an Bier (oder Bananen) nüscht.

Schön hingegen: Der Anblick der CRITICAL MASS-Fahrradschlange, welche zeigt, wem die Straße gehört. Warum hab ich da eigentlich noch nie teilgenommen?

Also ab zum Bunker, wo die Dinge ganz schnell ganz doll eskalieren. Es geht mir wie beim letzten ÖTZFEST oder wie auf dem wunderbaren ENZO-Festival. Ich war da, es war toll, aber das Verfassen eines konkreten Berichtes fällt schwer. Ein Strudel aus Bildern und Tönen reißt mich vor meinem inneren Auge in die Tiefe, Momente der Luzidität flackern auf, Klangfetzen schnellen empor, lachende Gesichter wechseln sich mit verzerrten Fratzen ab. Toller Abend also…

Komischerweise sind es gerade die letzten Bands der Nacht, welche konkretere Eindrücke hinterlassen. BURN PILOT, ein Trio, unter dem Moniker AMBIENT PSYCHEDELIC PUNK agierend, gefällt mir und vielen anderen auf Anhieb. Der singende Schlagzeuger hat doppelte Power und den Schalk im Nacken. So kündet er singend von der Begegnung mit einer gewissen Sängerin einer just durchstartenden Band – sie habe ihm die Worte „Bone Man Oh Bone Man, oh Bone Man / You got money in your pocket / You got blackness in your soul“ ins Ohr gesäuselt. Doch nicht nur diese Einlage ist ziemlich großartig, auch die – jaha! – Musik der drei brennenden Piloten überzeugt. Da vermischen sich bratzige Stoner-Riffs mit Krautrock-Melodien, da wird mal minutenlang psychelisch abgefrickelt, bis es plötzlich ganz ruhig und besinnlich wird. Wabernde Soundlandschaften werden kreiert, mittendrin ein markanter Gesang zwischen liebeskrankem Hafenarbeiter und fortgeschrittenem Psychotiker.

Und dann stehen da plötzlich wieder BONE MAN auf der Bühne. Wird das nicht langweilig, wenn man die gerade erst gesehen hat? Irgendwie nicht. Witzigerweise war der Sound bei Blitz deutlich besser. Bei genauerer Überlegung ist das dann aber auch nicht überraschend, denn welche Band klang im Rathausbunker jemals wirklich gut? Für mich sind Soundfragen grundsätzlich höchstens sekundär, eine spezielle Atmosphäre ist viel wichtiger. Und die erzeugen BONE MAN wieder. Ich drängele mich nach vorne, werde im hin- und her wogenden Mob immer wieder sanft zum Tresen geschwemmt, unten ist oben, und zum Glück scheint die Nacht kein Ende zu nehmen.

Dirk: Um 20.30 Uhr am Rathausbunker angekommen chille ich noch mit den üblichen Verdächtigen (Jan von Testos te roll und die Leudde von D.Demon) auf dem Parkplatz. Klimatechnisch ist es angenehm mild. Als erste Nummer stehen DONKEY DEMON auf der Matte. Ich freu mich, da ich DD-Fan der ersten Stunde bin. Irgendwie will dann der Funke aber doch nicht überspringen. Die Herren kommen nicht wie gewohnt in Fahrt. Trotz der schnörkelfreien tanzbaren Stoner Nummern fehlt dem Ganzen der Drive. Sonst gehen die mehr ab. Allerdings sind Sie immer noch ein super Opener. Auch zeigen Sie durchgehend Spielfreude und ich mache den manchmal schwer zu handhabenden Bunkersound dafür verantwortlich. Songs wie 'Donkey Demon' sind natürlich schon fast Klassiker und sitzen.

TESTOS'TE'ROLL haben da irgendwie n besseren Start. Durchweg kraftvoll. Ich verbringe die Hälfte des Gigs an der Luft, weil ich mal n büschn Luft schnappen musste. Irgendwie gehts mir generell nicht so rosig und ich steige auf Cola-Kirsche um. Hm...die's lecker. Ganz gut laut ist das ja bei TSR. Aber nicht zu laut. Hm...ich kann alle in der Band nur immer wieder loben. Die scheinen sich immer mehr zu perfektionieren. Jan ist tight, Hannes straight, Lasse ne geile Frontsau mit Klampfe, Chrischi...ja is Chrischi. Mehr als zu sagen, dass diese Band in den letzten Monaten alles richtig gemacht hat, bleibt es jetzt nur abzuwarten, wann die mal wieder mit ner fetten Schweinerockplatte um die Ecke kommen. Schönes Ding!

THE SHANKADELICS aus Hollond sind bzw ist ein 1-Mann Projekt oder Band. Die Musik ist schwer zu definieren und liegt irgendwo zwischen NADJA und Post Rock Elementen. Die technischen Nebengeräusche ergänzen sich mit den Riffs der dazu live spielenden Gitarre. Allerdings kann ich dazu nicht wirklich was sagen. War auch dort nur 15 Minuten zugegen und entweder hatte er grad n 'doofen' Song oder aber ich habe wirklich kein Plan von dem Zeug. Ich tippe auf Letzteres. Der Mann an der Klampfe war ein Freund der gecancelten TONER LOW und war dementsprechend traurig, ganz allein aus der fernen Heimat hier antreten zu müssen. Generell hatte ich das Gefühl, als läge sich aufgrund des geplatzen Gigs der Hazejunks ein Damokelschwert über die gesamte Veranstaltung. Und ich...ich war einfach nur im Arsch.

Dann gings rund. BURN PILOT wissen dann doch das Ruder rumzureißen und machen aus jeder BEERDIGUNG eine Halli Galli Abrissparty. Energiegeladener Stoner Punk. Schön mit Rock n Roll. Bei BURN PILOT luschert man immer wieder verwundert, da der Drummer gleichzeitig der Sänger ist und tightes Drumming sowie kräftiges Geshoute amtlich in Einklang bringt. Herrlich geil!!! Und dann geht denen nicht mal die Puste aus, sondern Sie steigern und pushen sich gegenseitig . Schöne Arschtretnummer.

BONE MAN sind aufgegeilt. Es waren auch noch gut Leute dort zugegen und wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Ich bin nicht nur total im Mors, sondern mittlerweile gut bedient. Der Gerstensaft gepaart mit Kräuterzigaretten zeigt Wirkung. Also nehme ich mir n Stuhl und setze mich hinter das Publikum. Um dann bei den Krachersongs, die Sie dort vorne nacheinander spielen, hin und wieder aufzuspringen und ihnen respektvoll mit Pommesgabel und Gejohle Tribut zu zollen. Is aber auch mal wieder geil. Aber auf Pogo oder vor der Bühne mit den ganzen Leuten rumwackeln hab ich auch nicht so Bock. Also bleib ich hinten und genieße wie die Profis. Denn vorne geht gut die Luzie ab. Schön Chaos zum Tourauftakt. So wird das gemacht. Der Sound ist immer besser bei BONE MAN. Und die neuen Songs gehen wie gesagt, gut rein. Sehr geiles Release Leute.

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