OFF!, CEREBRAL BALLZY / 14.10.2014 - Hamburg, LOGO

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Eigentlich hatte ich dieses Konzert aufgrund Zeit- und Geldmangels bereits abgeschrieben. Als der gute Jan M-L dann aber fragte, ob jemand mitkäme, hab ich nicht lange überlegt. Schlaf ist eh überbewertet und zur Not gibt's immer noch Dispo. Das Paket war aber auch zu verlockend: Zum einen CEREBRAL BALLZY, vier Kids aus NYC, die 2011 mit ihrem Debüt das in meinen Augen geilste Hardcore-Punk-Album des Jahres raus gehauen haben, zum anderen OFF!, die mit Uhrgestein Keith Morris (ganz früher bei BLACK FLAG, dann bei den CIRCLE JERKS) am Gesang sowieso zum Pflichtprogramm gehören, aber von mir bisher auf jeder Tour gekonnt verpasst wurden. So finden sich Jan und ich am Dienstagabend mit Bierchen, Bratnudeln und voller Vorfreude in der deutschen Bahn nach Hamburg wieder.

Bericht von Casi


Vor dem Logo trifft man dann auf das ein oder andere bekannte Gesicht und nach kurzer Zeit soll es dann auch schon losgehen. Den Anfang machen wie erwartet CEREBRAL BALLZY. Ich war im Vorfeld etwas gespannt, da ich nicht nur gutes über die Live-Qualitäten der Band hörte und das neue Album mit überwiegend garagelastigen, melancholischen Midtempo-Nummern schon ein ziemlichen Bruch zum brachialen, wütenden Vorgänger darstellt.

 

Die Band entert die Bühne und legt los. Wenig später schwankt auch Sänger Honor Titus hinterher, der anscheinend noch schnell nen Kopf geraucht hat. Oder ne Bierbong getrunken. Oder beides. Dieser Zustand spiegelt sich leider auch in den gesanglichen Qualitäten nieder, dafür gibt es aber ne ziemlich amtliche Punkrock Show. Titus kugelt Iggy-Pop-mäßig auf dem Boden rum, zieht sich zwischendurch eine auf der Bühne abgelegte Lederjacke an, spuckt 'nem Handy-Fotografen direkt auf die Linse und füttert diesen später mit Bier.          

Im Gegensatz dazu ist der Rest der Band ziemlich fit und gut eingespielt. Auch die Mischung aus alten und neuen Songs funktioniert live sehr gut. Aber dennoch springt der Funke nicht ganz über. Irgendwie fehlt es an Energie, was vielleicht an dem kurzfristigen Ausscheiden des zweiten Gitarristen liegen mag. Ein paar Hits vom ersten Album vermisse ich dann am Ende doch oder ich habe sie nur nicht erkannt, da überwiegend wahlweise das Mikro ausfiel oder nur ein undefinierbares Gelalle statt Gesang zu hören war.

Wirklich gut war das ganze jetzt ehrlich gesagt nicht, aber das ist auch nicht so wichtig. Zumindest war es sehr authentisch und hat viel Spaß gemacht und erinnerte ein wenig an das, was ich so über die frühe amerikanische Szene gelesen habe. Der Ruf als chaotische Punkrock-Truppe mit Fuck-Off-Attitüde wurde in jedem Fall erfolgreich aufrecht erhalten.

     

Nach kurzem Luft schnappen geht es auch schon weiter. Keith Morris klebt zunächst eine etwa 2 Meter lange Setlist auf den Boden, dann kann's losgehen.
OFF! überzeugen vom ersten Ton an. Hier stimmt einfach alles. Wäre nicht Keith Morris sondern Greg Ginn 1979 bei BLACK FLAG ausgestiegen, ich bin mir sicher die Band hätte ein paar Jahre später genau so geklungen. Kurz, minimalistisch, nicht ganz gradlinig, aber alles auf den Punkt gespielt. Live gefallen sie mir nochmal besser als von Platte. Trotz des moderaten Tempos der Songs transportiert die Band eine unglaubliche Energie. Keith Morris hat mit 59 Jahren immer noch eine unglaubliche Kondition. Natürlich wird hier nicht mehr übertrieben rumgehüpft, aber allein das Stimmvolumen spricht für sich. Dazu ist er ein sehr charismatischer Typ, der es allein durch seine Mimik schafft mich mitzureißen. Und anscheinend nicht nur mich, denn die Stimmung im mitlerweile sehr gut gefüllten LOGO ist mittlerweile so gut, dass kaum jemand mehr die Beine stillhalten kann.

 

Auch die Band hat sichtlich Bock und ist dazu unglaublich gut eingespielt. Hier sitzt jeder Ton und jeder Schlag. Als zwischenzeitlich CEREBAL BALLZY gedankt wird und hierzu passend kurz das Intro des CIRLCE JERKS-Klassikers "Live Fast, die young" (besagtes Motto hat Morris dann anscheinend doch nicht ganz so ernst genommen) angespielt wird unterbricht Morris sofort mit den Worten "No Black Flag, no Circle Jerks, no Red Kross!!!". Recht so, die Band hat es gar nicht nötig sich auf irgendwelchen alten Lorbeeren auszuruhen, immerhin gibt es genug eigene Hits, die auch ausnahmslos dargeboten werden. Ich kann gar keine einzelnen Songs hervorheben, es wird sich munter durch alle Platten gespielt und am Ende vermisse ich auch nichts.
Grandioser Abend. Wer braucht überhaupt 'ne BLACK FLAG-Reuinion?!

          

Kommentare   

+1 #2 casi 2014-10-27 11:10
das hab ich doch längst geändert ;)... zum glück hat er nicht meine kondition...
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+6 #1 jean marie konopka 2014-10-24 10:28
schöner Freudscher Verschreiber: "Keith Morris hat mit 59 Jahren immer noch meine unglaubliche Kondition" Deine Kondition möchte ich auch haben Casi :-)
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