EMPOWERMENT, KRANK / 09.08.2015 – Hamburg, MS Hedi & ‘nen Tucken NERVOSA – Kiel, Alte Meierei

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16.00 Uhr, Landungsbrücken Hamburch: Die MS Hedi ist voll besetzt. 90 Menschen, 500 Tattoos. Kurz vorm Ablegen werden noch neue Blumenpötte an die Bordwand gehängt. Richtig so, das Auge fährt schließlich mit.

Von der MS Hedi, EMPOWERMENT und KRANK durchschunkeln lassen – das bedeutet entweder euphorisches Pogotanzen & Bierpullenschwenken oder in die Elbe kotzen.

https://www.youtube.com/watch?v=YKuxx2SK_KE




Pünktlich legen wir also ab und die DJs liefern zunächst den Soundtrack mit HC/Punk und Metal-Klassikern. Ich bin erstaunt, als ich die Elbphilharmonie ohne Baukräne sehe. Das Ding ist doch nicht etwa fertig? Dann könnten die Pfeifen ja 2017 mit lediglich siebenjähriger Verspätung eröffnen.


Ich bin krank. Du bist krank. Wir sind krank. Das versichert uns zumindest KRANK-Sänger Jan und ich fürchte fast, der hat Recht. Das Stück gefällt mir sehr – Pan hatte die Band in einer Rezi mal als angepisst und deprimiert zugleich bezeichnet, was recht gut passt. Das treibt, hat immer mal feine Stop-and-go-Riffs und lebt stark von dem etwas an Jens Rachut erinnernden Gesang. Die Stücke sind alle kurz und knapp auf den Punkt gebracht, gehen meist klar unter zwei Minuten auf die Zielgerade, dennoch passiert aber viel, tolle Refrains und interessante Gitarrensachen inklusive. Man schwankt dazu hin und her und staunt mal über die Musik, mal über Megacontainerschiffe, welche urplötzlich die Sonne verdunkeln, mal über irgendwelche Affen, die winkend in ihren Sportbooten an uns vorbeicruisen. Die Hedi hat sogar ‘ne kleine Toilette, da muss keiner in die Elbe pullern. Und die Bordbar ist gut bestückt, meine Frage nach dem Drink des Tages wird klar mit „BIER!“ beantwortet. Meine Laune könnte gar nicht besser sein – das ist so geil, mit einer bunten Hardcoremeute und lauter Punkmucke durch den Hamburger Hafen zu flitzen!


Nach dem KRANK-Auftritt legt die Hedi kurz noch mal an den Landungsbrücken an. Wer also noch vor EMPOWERMENT flüchten will, könnte das jetzt tun. Macht aber nur einer oder so.


Und weiter geht’s. Ich muss gestehen, dass ich die EMPOWERMENT-LP „Gegen.Kult“ allein wegen der warmen Worte im Fischkopp und der schönen Aufmachung gekauft hatte. Zum Glück gefällt mir das Ding sogar auch musikalisch… Aber live entfalten sich EMPOWERMENT erst so richtig. Der Jogges ist ein Sänger, dem das Funkeln des Wahnwitzes und der Leidenschaft aus den Augen sprüht. Ich war ja gespannt, ob die Band nicht doch etwas prollig rüberkomme, aber nee, da werden keine dicke-Hosen-Sprüche gerissen, sondern pure Lebensfreude und Bock auf (NY) Hardcore/Punk verkörpert. Die Riffs schmatzen so richtig und trotz der hin und herwogenden Meute spielen die Stuttgarter Schnauzbartträger ansehnlich tight auf. „Ey, Alter, wir sind auf ‘nem Boot!“, brüllt der Schlagzeuger gleich am Anfang begeistert. Ja, is geil! Die Leute gehen von Anfang an steil, machen trotz der Enge Mini-Circle-Pits, hängen sich an die Deckenstangen und bölken ordentlich mit. „Konflikt! Konflikt! Konflikt am Neckar!“ EMPOWERMENT haben echt ein Händchen für eingängige Refrains und packen inhaltlich auch Botschaften rein, mit denen sich sicher nicht nur der Hedimob identifizieren kann, z.B. „Hass ist meine Währung und heut ist Zahltag, Wichser. Die Crew ist heiß, der Mob bringt euch zu Fall. Wir kriegen euch alle. Alerta Antifascista.“ Jogges erklärt die Chose folgerichtig auch zur „antifaschistischen Kreuzfahrt“. Zum Abschluss drehen nochmal alle am Rad, als die Band eine peitschende Coverversion von SLIMEs „Bullenschweine“ zum Besten gibt. Davon hab ich jetzt noch einen Ohrwurm.


Wieder legt die Hedi an – man könnte jetzt noch bis acht weiterschippern, die (guten!) DJs genießen und danach im Hafenklang weiterfeiern. Verführerisch, aber wir springen lieber von Bord, um in Kiel noch etwas vom NERVOSA-Konzert abzuernten. Dafür zecken wir uns stilgerecht in einen ICE ein, werden zwar in Neumünster rausgeschmissen, kommen aber noch rechtzeitig in der Alten Meierei an, um Teile des NERVOSA-Gigs zu genießen. Vor der Bühne lassen erfreulich viele Kuttenträger ihre Matten kreisen. Die drei Brasilianerinnen thrashen ihre Songs grunzend in die Hütte und haben offenbar ‘ne gute Zeit. Aber über diesen Auftritt und die anderen Bands in der Meierei wird euch der MetalSon mehr erzählen.

Alerta Antifascista und bis demnäxt!

Kommentare   

+1 #4 XBriegelX 2015-08-24 10:15
Hohe Prominenz erkennt man auch im Hintergrund.......Z-MAN!!!!
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+4 #3 pan 2015-08-11 18:56
Haha, das hatte ich ja fast vergessen!
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+3 #2 Philipp 2015-08-11 18:43
Haha - oder "tighter als deine Katzenleggings"?
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+3 #1 pan 2015-08-11 18:42
Super Review! Hatte noch kurz überlegt, selbst was zu schreiben, aber eigentlich auch nur, um die Formulierung "Spätzle-Cro Mags" anbringen zu können... Hat sich hiermit erledigt :lol:
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