Waterkant X-Mas Bash mit ACCEPT, HAMMERFALL, BEYOND THE BLACK, EQUILIBRIUM, ARMORED SAINT / 04.12.2015 – Hamburg, Sporthalle

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Waaah? Warum? Warum sollen ARMORED SAINT auf diesem Festival bereits als erste Band auf die Bühne? Noch dazu VOR Nullnummern wie BEYOND THE BLACK und EQUILIBRIUM? Die Tatsache, dass Helldriver HOA-Rick am heutigen Tag mit seiner Karre liegenbleibt und diese abgeschleppt werden muss, verringert den Druck unterm Kessel nicht gerade. Immerhin geht alles fix und nachdem Rick sich mit seinem Mietwagen vertraut gemacht hat, geht es lediglich eine halbe Stunde später als geplant gen Hamburg. Dies ist natürlich genau die halbe Stunde, in der die SAINTs zocken, welche wir also komplett verpassen...


Als wir die Halle betreten, strömen uns Menschen mit leuchtenden Augen entgegen, welche von einer begeisternden ARMORED-SAINT-Show berichten. Zum Beispiel Tobi Harkonnen, dem ich hier gern das Wort erteile: Nachdem Philipp mich derart belästigt hat, ich solle doch mal etwas zum Review beisteuern, mache ich es jetzt einfach mal. Der vladiistischen Nervensäge kann man einfach nicht widerstehen! Armored Saint sehe ich heute tatsächlich dat erste Mal! Was für eine Killer Band! Armored Saint legen eine Spielfreude an den Tag, die mich wirklich erstaunen lässt. Die Band ist perfekt eingespielt. Der ganz klare Held der Band ist John Bush. Der ehemalige Anthrax-Sänger ist einfach ein Gott! Meiner Meinung nach einer der besten Metalsänger überhaupt. Wahnsinn! Songs wie 'Reign of Fire' oder 'Last Train Home' animieren zum Mitschmettern und lösen einen Mechanismus im Nackenbereich aus, der mich zum Headbangen zwingt. Resistance is futile! Amored Saint hätten definitiv einen anderen Slot verdient, allerdings schmälert es nicht die Qualität des Konzerts. Killer Konzert! Killer Band! Killer John Bush! Argh, zum Glück habe ich AS schon oft gesehen, zum letzten Mal gerade erst vor vier Monaten...


Um so ärgerlicher erscheinen die Auftritte der beiden folgenden Bands. EQUILIBRIUM nerven mit einer dämlichen Sauf-Ansage nach der anderen. Derart billige Animation lässt den Auftritt gleich noch schäbiger erscheinen. Dabei hätte für einen Komplettverriss bereits die Mucke gereicht. Seichte Songs im AMON-AMARTH-Schunkelrhythmus, zugekleistert mit kitschigen Keyboardmelodien (welche auch noch vom Band kommen) – ist das noch Folk oder schon volkstümlicher Musikantenstadl?


Vielleicht noch fürchterlicher: BEYOND THE BLACK. Hier erscheint nichts echt, wirkt alles wie gecastet. Am Mikro eine Chanteuse, welcher man zugestehen mag, dass sie “singen kann”. Aber “sparen kann jeder”, sagt selbst Reichendarsteller Robert Geiss. Das dachten sich wohl auch BTB und schenkten sich offenbar die komplette Phase, die eine echte Band von der Gründung bis zum ersten Demo ackert. 2014 gegründet und bereits jetzt in der Mitte eines solchen Billings platziert? When money talks and bullshit walks... Schon der Bandname ist 'ne Frechheit, gemahnt er doch an die mächtigen METAL CHURCH, führt aber elendig in die Irre, zu einer wie aus dem Setzkasten zusammengekleisterten Symphonic Metal (würg) Mischung aus WITHIN TEMPTATION und ...Schlimmeren. Heraus kommt etwas wie NIGHTWISH vom Bauernhof (Copyright JoyBoy).


Danach erscheinen HAMMERFALL geradezu als Erlösung. Wurde diese Band in der Vergangenheit schon mit den bösesten Flüchen des Undergrounds beschossen, so muss man doch eins anerkennen: Es IST immerhin eine Band. Und zwar eine, die sich allen Hatern zum Trotz seit über zwanzig Jahren ihrem Stil verschrieben hat. Guckt man sich den heutigen Gig im Kontext an, so kann man ihnen ACCEPT als eine ihrer Inspirationsquellen klar zuordnen. Das eine oder andere Riff stampft angenehm oldschoolig daher. Kritikpunkte bleiben die etwas zu fröhlichen Melodien, der sehr glatte und wenig aggressive Gesang von Joacim Cans und der recht gleichförmige Songaufbau. Aber ich habe jetzt gute Laune, treffe unzählige Bekannte und irgendwie muss man textliche Geniestreiche wie “Hammerfall”, “Let The Hammer Fall”, “Heeding The Call” oder na klar “Hearts On Fire” mit einem feisten Grinsen mitschmettern. Für Irritation sorgt Cans mit der Ansage, dass man jetzt über BUSHIDO singe. Bitte? Ach so.


Galt die Sporthalle früher als bass- und dröhnlastige Klanghölle, so muss man sich heute wundern: Ich war schon bei JUDAS PRIEST neulich positiv überrascht, aber der Sound bei ACCEPT haut mich schlichtweg um! So einen klaren und voluminösen Wohlklang hatte ich nicht erwartet. Da kommt jedes Detail zur Geltung, gleichzeitig donnert es heavy auf die Lauscher. Herman Frank und Stefan Schwarzmann sind bekanntlich leider nicht mehr dabei, aber offenbar hatten ACCEPT bereits derart viele Auftritte, dass Uwe Lulis (g, Ex-GRAVE DIGGER) und Christopher Williams (d) sich wie selbstverständlich einfügen. Allerdings dominieren Wolf Hoffmann, Peter Baltes und Mark Tornillo die Bühne. Es ist erfreulich zu sehen, wie viel Dampf diese Band wieder hat. Seit der Reunion mit Tornillo am Mikro und dem „Blood Of The Nations“-Album haben ACCEPT einen Run, der in Sachen Kreativität, Spielfreude und Power hoffentlich noch weitere Jahre anhält. Neue Biester wie „Stampede“, „Fall Of The Empire“ oder „Stalingrad“ werden vielleicht nie ganz wie die großen Klassiker gefeiert werden, kommen ihnen aber qualitativ verdammt nah. Wolf Hoffmann begeistert wieder mit seinem unverkennbaren Spiel zwischen Dynamik und Heaviness. Ausgedehnte Ansagen darf man bei Tornillo nicht erwarten, dafür bewegt sich der Sänger aber erstaunlich sicher im ACCEPT-Kosmos und schmettert Großtaten wie „Metal Heart“, „Restless And Wild“, „Princess Of The Dawn“ oder „Balls To The Wall“ zwar nicht spektakulär anders als Dirkschneider, aber durchaus souverän. Ich bange jedenfalls das ganze Set durch und bin wie bei den letzten ACCEPT-Auftritten restlos begeistert.


UP TO THE LIMIT!

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