GHOST, DEAD SOUL / 10.12.2015 – Hamburg, Markthalle

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Wenn ich mich auf so einen Quatsch einließe und eine Bestenliste von 2015 auf zehn Alben begrenzte, dann stünde “Meliora” ziemlich sicher drauf. Für mich haben GHOST ihrer Diskographie damit ein weiteres Mosaiksteinchen hinzugefügt, welches mich voraussichtlich mein weiteres Leben begleiten wird. In freudiger Erregung, Songs wie „He Is“ oder „Mummy Dust“ auch live zu genießen, geht es in der vollbesetzten Karre somit gen Markthalle.


GHOST


Fotos von Anonymus




Noch sind die Reihen nicht geschlossen, als die Schweden DEAD SOUL loslegen. Hm, kein Schlagzeuger aus Fleisch und Blut – das verspricht schon mal keine restlose Befriedigung. Mit ihrem eher an DEPECHE MODE meets Classic Rock angelehnten Sound passen DEAD SOUL nur bedingt zu GHOST (sie selbst beschreiben sich mit den Worten „Dark electronic doom blues in symbiosis with industrial rage“ – naja). Der Sänger ist immerhin akzeptabel, der könnte wirklich auch in einer bluesigen Hardrockband singen. Meine anfänglich eher ablehnende Haltung morpht sich immerhin zu wohlwollendem Anhören, als diverse eingängige Refrains den Ohren schmeicheln. Den Doom-Faktor könnte man an der vorherrschenden Melancholie ihrer Stücke festmachen. Die drei Typen wissen sich zu präsentieren, besonders der Sänger beweist mit Anzug und Hut Stil. Insgesamt also ganz okay, ein Album bräuchte ich allerdings nicht von ihnen.


GHOSTGHOST


Nicht viel später steigt die Spannung mit förmlich spürbarem Knistern. Endlose Choralgesänge spannen die GHOST-Addicts auf die Folter, parallel dazu werden wir mit Weihrauch nur so zugedampft. Auch schön. Kommt mensch mal wohlig duftend vom Konzert. Aber dann! Intro! Und los geht die Reise mit “Spirit”. Wow: Vom ersten Ton an ist der Sound wieder mal nur als perfekt zu bezeichnen. GHOST müssen Soundfreaks sein, denn dies ist mein viertes Konzert und jedes Mal tönt die Band glasklar abgemischt und wuchtig. Hier geht nicht ein Detail verloren. Dazu kommt bei einem GHOST-Auftritt natürlich die visuelle Ebene. Papa und seine namenlosen Ghouls haben ihr Outfit bekanntlich leicht modifiziert, wobei Ersterer zunächst mit der Papstmütze intoniert, dann aber zu einem reduzierterem Erscheinungsbild kommt – Make Up im KING-DIAMOND-Stil statt der Maske und der feisten Robe. Hat dieselbe Klasse und ist sicherlich angenehmer auf der Bühne. Backdrops und Bühnenaufbauten sind ebenso stimmig und durchdacht. Clever auch die Setlist, welche einen geschickten Spannungsbogen aufbaut und das Publikum in zusehends steigende Ekstase peitscht. „He Is“ zählt ganz klar zu den Gänsehaut-Höhepunkten und wird mit Inbrunst mitgeschmettert, „Mummy Dust“ schiebt wie Sau, „Ghuleh/Zombie Queen“ erzeugt eine unbeschreiblich sinistre Atmosphäre. Papa Emeritus III ist ein noch eloquenterer Frontmann als seine Vorgänger (haha) und zeigt sich spontan und originell. Ich mag das ja sehr, wenn Sänger in ihren Ansagen Esprit zeigen und nicht auf durchgekaute Klischees zurückgreifen. Nach dem genialen ROKY ERICKSON-Cover „If You Have Ghosts“ preist der Anti-Papst zum Beispiel den Orgasmus, speziell den weiblichen. Und das nicht auf despektierliche Weise, handelt doch das Zweitwerk der Band von der Angst diverser Kulturen vor weiblicher Sexualität. Wichtiges Thema und wenn das dann noch so wenig oberlehrerhaft vorgetragen wird, dann um so besser. „Monstrance Clock“ heißt der dazu gehörige Song und bildet das in der Tat orgiastische Finale der Show.


Ich will die so schnell wie möglich wieder sehen! Papa, ich komme!


GHOSTGHOST


Setlist:

Spirit
From The Pinnacle To The Pit
Ritual
Con Clavi Con Dio
Per Aspera Ad Inferi
Body And Blood
Devil Church
Cirice
Year Zero
Spöksonat
He Is
Absolution
Mummy Dust
Ghuleh/Zombie Queen
If You Have Ghosts
Monstrance Clock

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