OPHIS, IMPLORE, MORBITORY, THRASHING PUMPGUNS / 02.01.2016 – Hamburg, Knust

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„Support your local underground!“ Dieser Slogan ist ja leider häufig lediglich ein frommer Wunsch und lieber investieren die Menschen viele Kohle, um sich zum x-ten Male dieselben abgehalfterten Rockstars anzuschauen. In Hamburg ist aber (wieder) eine erfreuliche Entwicklung zu beobachten. Der Underground lebt, es gibt viele tolle Bands und zahlreiche Freaks, welche diese auch hart abfeiern! Das war nicht immer so. Umso schöner, dass das heutige HAMBURG-KILLS-Fest im knackevollen Knust zur rauschenden Metalparty gerät!


THRASHING PUMPGUNS


Fotos von www.nn-photography.de, evelyn steinweg photographie mehr: https://www.flickr.com/photos/62198430@N03/sets/72157662533376060/with/24117691506/




Rein in die Hütte und erst mal ca. 100 Nasen begrüßen. Heute ist irgendwie JEDE_R anwesend, den ich kenne, glaub ich. Auch der Ufo-Mann, der mich in seiner Karre mit nach Hause nehmen kann. Der ist zwar ein ganz schlimmer Fahrer, aber hey, ich bin definitiv noch schlechter am Steuer, haha! Auch schön: Es gibt nicht nur Merch von den aufspielenden Bands, sondern ordentlich Vinyl aus der „Plattenkiste Hamburg“. Geil, schön Ommas Weihnachtsgeld auf den Kopp hauen!


THRASHING PUMPGUNSTHRASHING PUMPGUNS


Die THRASHING PUMPGUNS setzen als erste ihre Duftmarke. Und die Kopfnote besteht aus: Schweiß. Die Herznote: Bier. Die Basisnote: keine Tränen! Das Knust ist bereits jetzt gut gefüllt und flott ziehen die ersten Besucher*innen ihre Tanzschuhe an. Herrlich räudig werden die Songs runtergerotzt, während man auf der Bühne nur Haare sieht. Und dazwischen Rolf, der für seine Verhältnisse gerade aber auch ganz schön haarig aussieht. Ich steh auf die Texte bzw. Titel der PUMPGUNS, z.B. „Christian Wulff“. Davon versteh ich zwar nur das im Stakkato rausgebrüllte „Christian Wulff! Christian Wulff! Christian Wulff!“, aber ich gehe mal davon aus, dass der Rest der Lyrics nicht gerade eine Laudatio darstellt. Herrlich auch die Interaktion mit dem Mob: Typ vor der Bühne: „Ihr seid soo geil!“ – Rolf: „Du hast soo Recht!“. Oder: „Ich will mehr Eier!“ (derselbe Zwischenrufer) – „Sollen wir uns etwa ausziehen?“ (derselbe Sänger). Der Mix aus Hardcore/Punk und Thrash Metal macht dermaßen Laune, dass ich allein während dieses Gigs bestimmt fünf Bier trinke. The Lord is back!


MORBITORYMORBITORY


MORBITORY sind die einzige Band des heutigen Billings, von denen ich zuvor noch nie einen Ton gehört habe. Und doch fühle ich mich im akustischen Sinne gleich wie zu Hause. Denn der Vierer spielt Old School Death Metal mit starker BOLT-THROWER-Schlagseite und Todesgeröchel. Das walzt so schön. Wie bei einem Auftritt der Coventry-Legende sieht man bald überall rotierende Schädel und wallende Matten. Der Sound ist übrigens großartig – wie auch den gesamten Abend über. Wenn ich es richtig mitbekomme, hat Gitarrist Michael das Ding heute organisiert. Gut gemacht! Noch gibt’s wohl keinen Tonträger von MORBITORY, aber die kommende Debut-EP „Into The Morbitory" wird das ändern. Ich wird sie abernten!


MORBITORYMORBITORY


IMPLORE




Holy shit! IMPLORE zählen mal klar zum Heftigsten, was der fruchtbare Schoß der Perle an der Alster krachbandmäßig bisher so ausgespien hat. Ich kannte bisher lediglich Songs von ihrer Bandcampseite, und das auch nur, weil ‘ne Freundin mir hartnäckig auf den Senkel ging, ich solle mir die Band doch bitteschön mal reinziehen (mein Zögern lag nicht an etwaigen Vorbehalten gegenüber IMPLORE, sondern an der Tatsache, dass ich lieber was aus meiner Plattensammlung höre statt Lebenszeit mit mp3s zu vergeuden). Recht hatte sie – und live ist das gar noch intensiver. Leider sind IMPLORE allerdings heute nur zu zweit, denn aus mir nicht bekannten Gründen fehlt der Bassist. Das ist schade, aber auch so beeindruckt mich die Band, deren Mitglieder ursprünglich aus Kiel, Berlin und Barcelona kommen, durch ihre massive Brutalität. Die Basis ist irgendwo Death Metal, aber keiner der gemütlichen Sorte, wenn ihr wisst, was ich meine. Nein, hier wird geschrien, bis die Stimmbänder zu reißen drohen, bis du die Verzweiflung in der Stimme förmlich spüren kannst. Die Riffs sind effektiv und selbst wenn das Grindcore-artige Trommelinferno mal von langsameren Passagen abgelöst wird, klingt es heftig und fies. Ja, „fies“ ist das richtige Wort in Bezug auf IMPLORE! Das Album „Depopulation“ hab ich natürlich noch vor dem Auftritt abgeerntet und es rotiert hier jetzt gerade. Guck ich mir wieder an und dann hoffentlich mit Bassist.


IMPLOREIMPLORE



OPHISOPHIS


Endlich mal wieder OPHIS live sehen! Verrückte Gründe haben es irgendwie sieben Jahre lang verhindert, dass ich mir die Doom/Deather ansehen konnte. Und dass obwohl ich die Band seit 2008 kenne und alle Alben besitze. Diese lange Wartezeit wird durch einen fulminanten Auftritt entschädigt. Was ich bei OPHIS bemerkenswert finde: Das Songwriting würde im Grunde auch mit einer klaren Melodic-Doom-Stimme funktionieren. Bei einigen Stücken denkst du instrumental an WARNING und könntest dir vorstellen, dass Patrick Walker dazu leidet (psst, ein OPHIS-Riff ist sogar direkt bei WARNING „entliehen“, ich verrate natürlich nicht den Song, hehe). Aber natürlich passt Phils Gegrowle perfekt zur düsteren SloMo-Mucke. Man kann sich herrlich in den schwermütigen Melodien und wuchtigen Grooves verlieren und fallen lassen. Es gibt ja Metalheads, die Doom generell langweilig finden. Ich bin mir sicher, dass aber auch diese bei OPHIS eine gewisse Abwechslung und Qualität erkennen müssen. Obwohl manche Songs über neun Minuten dauern, kommt niemals Langeweile auf. Im Gegenteil, immer wieder packt einen förmlich ein bestimmter Moment, ein Riff z.B., welches sich mit monolithischem Nihilismus in dein Hirn bohrt. Niles begeistert mit stoisch gespielten Ultraschlürfdrums sowie geschickt platzierten Blastbeats. In der Gesamtleistung sind OPHIS damit locker auf AHAB-Niveau.



OPHISOPHIS



Ein Hammerabend also, den wir auf der Rückfahrt mit Heavy-Metal-Smalltalk und letzten Absackergetränken ausklingen lassen. HAMBURG KILLS INDEED!


OPHISOPHIS

Kommentare   

0 #1 Philipp 2016-01-03 18:54
Gerade folgende Info bekommen: "Ergänzend: Der Bassist von Implore stand auf der Bühne. Nur mit 'ner Gitarre. Der Gitarrist war dann wohl nicht vor Ort. :-) "

Danke!
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