Punkrock auf Türkisch: Interview mit MAKINA

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MAKINA aus Kiel singen in türkischer Sprache für Freiheit und Menschenrechte. Die sich selbst als Makinistenkollektiv bezeichnende Band veröffentlichte 2012 ihr Debütalbum „Demokrasi“ in Eigenregie. Im November 2015 folgte die EP „Istanbul“ über toanol records. Fand ich das Album doch teilweise noch etwas langatmig, konnte mich die EP beim ersten Hören direkt begeistern: Murats markanter, melodischer Gesang wird begleitet von treibendem Punkrock und insgesamt klingen die Songs für mich mittlerweile ausgefeilter und druckvoller als beim Vorgängerwerk. Zeit also, der Band mal ein paar Fragen zum Entstehungsprozess und ihren weiteren Plänen zukommen zu lassen…





Moin moin, stellt euch doch bitte erstmal vor: Wer gehört alles aktuell zum Kollektiv und welche weiteren Projekte gibt es jeweils?

Moin! Wir sind Makina aus Kiel und machen türkischsprachigen Punkrock. Mittlerweile arbeiten wir an einer festen Besetzung: Rene (b), Jens (dr), Murat (voc) und Malte (g), die keine weiteren Projekteoder Bands nebenher haben. Ein_e weitere_r feste_r Gitarrist_in wäre toll!


Wie genau ist der Begriff des Kollektivs in Bezug auf eure Bandaktivitäten zu verstehen?

Die Kollektivsache ist aus der Not entstanden, weil es doch auf Dauer keiner mit Murat und Malte aushält!! Aber eigentlich ist Zeit bei Makina das große Thema. Musiker, die sich aus verschiedenen Gründen nicht dauerhaft an Makina binden konnten, stehen weiterhin hinter unserer Idee und sind bei Gigs und Aufnahmen am Start, falls einer aus der jetzigen Besetzung nicht kann.


Die türkischen Texte scheinen alle aus der Feder von Murat zu stammen, eine Übersetzung bietet ihr allerdings online für alle Texte an. Fällt es euch dennoch grundsätzlich leichter, euch zunächst auf Türkisch auszudrücken und/oder ist die türkische Sprache mittlerweile auch Teil des Bandkonzepts geworden?

Beides. In den Texten geht es um Emotionen und die politische Message, die Murat am besten einfach in der Muttersprache ausdrücken kann. Er hat die Proteste in der Türkei zum Anlass genommen, um auf Missstände hinzuweisen. Eigentlich müssten wir auch mehr auf Englischoder überhaupt auf Arabisch, Deutsch usw. singen, weil Verletzungen von Freiheit und Menschenrechten leider überall passieren und sich immer mehr verdichten. Wir sind aber überwiegend beim Türkischen geblieben, weil es eine reizvolle metaphorische Sprache ist. Wenn man die Textübersetzungen liest, merkt man, dass Murat Bilder erschafft, die sich über Nationengrenzen hinweg anwenden lassen. Und Sprachmelodie und Sprachkonnotation kombinieren unsere Musik auf eine Weise, die wir im Bereich Punkrock sehr spannend finden. Vielleicht ist das in dieser Form sogar ein Alleinstellungsmerkmal…


Euer Debütalbum "Demokrasi" habt ihr noch in Eigenregie veröffentlicht, die aktuelle EP "Istanbul" kam nun über toanol records. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Andreas und Torben von toanol hatten uns im Sommer als Vorband für die Meierei Release-Show von Questions aus Sao Paulo eingeladen. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und gemerkt, dass wir die gleichen Einstellungen teilen. So kam eins zum anderen. Wir sind toanol für die Unterstützung sehr dankbar.


Worin unterscheidet sich die EP eurer Meinung nach am meisten vom Album? Was hat sich musikalisch, textlich, in Bezug auf den Produktionsprozess geändert?

Die Welt ist nicht besser geworden, deshalb sind die Texte thematisch gleich geblieben. Verändert hat sich aber die Art des Songwritings. Während die Demokrasi-Songs 2012 eher in der euphorischen Bandgründungsphase im Keller von Probe zu Probe rausgerotzt wurden, ohne genau zu wissen, wo wir musikalisch hin wollen, haben wir uns bei der EP mehr Zeit gelassen und mehr an Rhythmen gefeilt. Die Songs sollten druckvoller werden. Bei ISTANBUL waren wir auch in einer anderen Bandbesetzung: Jens war neu am Schlagzeug und Bögi, der die DEMOKRASI-Scheibe gemischt hat, hat den Bass eingespielt. Die Gitarrenparts musste Malte alleine einspielen, da Marcel aus beruflichen Gründen leider gar nicht mehr mitmachen kann.

Makina mitToanol
Nach dem wievielten Bier war die Zusammenarbeit wohl besiegelt? toanol records und MAKINA.


Plant ihr noch weitere gemeinsame Veröffentlichungen mit toanol?

Ja! Und wir schrauben gerade an neuen Songs!


Womit ist 2016 von eurer Seite aus noch so rechnen?

Wir arbeiten schon länger an einem Video zum Song Istanbul. Murat ist runtergeflogen und hat tolle Filmaufnahmen mit Passanten, die beim Song mitsingen. Istanbul soll es auch auf einen der nächsten Ausgaben des Plastic Bomb-Samplers schaffen.
Vielleicht bekommen wir es noch hin, ein neues Album aufzunehmen, das dann im nächsten Jahr erscheinen könnte...

https://makinapunk.bandcamp.com

 Makina Bandfoto2

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