SAFI / 12.02.2016 – Kiel, Medusa

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SAFI im Medusa! Kürzlich waren sie noch in recht großen Hütten Support von REFUSED und einige meiner Bekannten bezeichnen sie als “Band der Stunde”. Daher trudeln wir doch mal lieber pünktlich im Medusa ein. Zeitlich ist das auch genau richtig so, reingekommen wäre man aber definitiv auch später noch. Angenehmerweise ist es nämlich nicht knüppelvoll. Der Band und den Veranstalter_innen hätte mensch natürlich mehr Gäste gewünscht, aber ich als Besucher mag es ja sehr, wenn man chillig Platz hat.


Kaum das erste Getränk genossen beginnen SAFI auch schon. Das Threepiece aus Leipzig und Berlin klingt insgesamt gar nicht so krawallig, wie es der rasante Schnitt des „Ausgebrannt“-Videos auf den ersten Eindruck vermittelt. Bereits beim Hören des aktuellen Albums „Janus“ war mir aufgefallen, wie viele Zwischentöne und ruhige Momente SAFI kredenzen. Live verstärkt sich dieser Eindruck: Die Stimme klingt mal rau, mal zerbrechlich, Drums und Gitarre erzeugen gern mal noisiges Gehämmer, welches immer wieder abschwellt und hypnotischen Basslinien Raum lässt, die fast schon an JOY DIVISION erinnern. Mir fällt es gar nicht leicht, die Band stilistisch einzuordnen. Klar, da ist schon Punk drin, aber auch ElectroPop und Noise Rock. Ist ja auch nicht so relevant, in welche Schublade mensch SAFI nun einordnen will. Wichtiger ist wohl, was meine hochgeschätzte Begleitung nach den ersten Stücken sagt: „Das kommt bei mir an.“ In der Tat: Kraftvoll herausgeschriene Wut und fast schon introvertiert klingende Nachdenklichkeit werden spürbar. Was auch an den Texten liegt, die live natürlich nur zum Teil so verständlich kommen, dass sie man auf die Schnelle einer tiefgehenden Analyse unterziehen kann... Aber ich horche doch immer wieder auf, z.B. hier: „Ich verstecke mich in abgeordneter Haltung / Ich untergrabe die elemantare Vergeltung / Ich erwehre mich in strukturellen Erfolgen / Ich verantworte die sukzessive Verwüstung / Ich verteile mich über das ganze Europa / ich massenverbreite die aktuelle Agenda" („Golem“). In der Moderation äußert Safi neben sympathischen Gruß- und Dankworten auch einiges zum Inhalt der Stücke: „Der Song handelt von der Zersplitterung und zunehmenden Entgleisung der Welt“. Ja, entgleisen wollen wir heute unbedingt und das wird auch noch gelingen. Aber erst später. Erst wird das Konzert genossen, welches eigentlich nur ein Manko aufweist: Es ist viel zu kurz, verdammt! Ich hab nicht auf die Uhr geguckt, bin aber doch verblüfft, als SAFI ihr letztes Stück ankündigen. Letztlich brüllen wir sie für drei weitere Songs zurück, aber ich hätte das gern noch länger erlebt. Aber nun denn – lieber ein gutes kurzes Konzert als ein langes langweiliges…

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