EARTH SHIP, HIGH FIGHTER, MAMMOTH STORM, 22.06.16, Schaubude Kiel

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Heiße Tage erfordern heiße Musik. Wie gut, dass die Schaubude heute sowas parat hat! Ihren Tourauftakt feiern hier heute drei Bands aus dem sludgig - wüstig -doomigen Szeneuniversum. Wobei mir musikalisch keine der Bands geläufig ist …. – umso mehr bin ich gespannt.

Den Anfang machen vier Schweden: MAMMOTH STORM. Getreu ihrem Namen legen sie auch los: tonnenschwer und verheerend langsam! Und wie um sich der Aufmerksamkeit aller zu vergewissern sind MAMMOTH STORM auch noch seeehr laut! Tiefe Töne dominieren hier; der Bass knarzt alles in Grund und Boden! Der Eröffnungssong scheint kein Ende nehmen zu wollen; die sphärisch unterstützenden Gitarrenklänge von links zerren mich schon in Trance ähnliche Zustände. Da sacht doch der Frontmann ganz lapidar: „Das war noch zu schnell und zu kurz!“ Ich frohlocke bei der Aussicht auf noch mehr schleppende Rhythmen! Dabei denk ich noch, dass die Jungs ihre Spielzeit mit dem zweiten Song schon ausgeschöpft haben, aber weit gefehlt: MAMMOTH STORM doomen die Anwesenden noch eine beachtliche Weile ins Delirium der Langsamkeit. Hammer!!!!

HIGH FIGHTER aus dem „Nachbardorf“ Hamburg haben es danach etwas eiliger. Sie ziehen die Temposchraube deutlich an. Weniger intensiv ist ihr Set aber mitnichten. Jetzt regiert geiler 90-er inspirierter Sludge – Core! Beinahe manisch zerprügelt der Drummer das Kit, und an den Riffs klebt so viel New Orleans, dass ich regelrecht einsumpfe. Dazu passt das herrlich verrauchte Organ der Frontlady, die zwischen fiesem Schreien und kühlem Klargesang hin- und her pendelt. Letzteres geht im phonalen Getöse allerdings leider etwas unter. Etwas rätselhaft mutet das Gerät an, welches der Bassist der Band auf dem Kopf hat: isses ne Kamera oder doch etwa sowas wie ein Pokemon – Stopper? Mit Erschaudern stellt man nämlich fest, dass auch die Schaubude nicht von dem Zeug verschont wurde, prangt doch auf dem Boden vor der Eingangstür so’n merkwürdiges Symbol, dass wohl zu diesem … äh …- „Spiel“ gehört … Egal; scheinbar hat dieses Gerät gewirkt, denn mir kommt kein einziges dieser Viecher unter. Sprich: HIGH FIGHTER haben alles richtig gemacht, Pokemons abgewehrt und sumpfig-sympathisch abgeräumt!

Wer nun denkt, tiefer geht’s heute nicht mehr, der hat sich geschnitten. Denn, obwohl mir der Name EARTH SHIP eher etwas psychedelisches und sphärisches, gar etwas entrücktes suggeriert, steckt doch etwas gänzlich anderes dahinter: abgrundtiefe Frequenzen mit viiiieeelll Wumms nämlich. Herrlich! Selbst der „Mammut-Tinitus“ vom Beginn verschwindet. Allerdings auch einige Feinheiten, die sich erst im Vinyl - Nachgang herausstellen. Höre ich da tatsächlich Alice In Chains oder Down? Ja, doch, da is‘ was – gut gemacht! Live jedoch regieren die Riffs – schwer & tief. Während die Earth-Schipper einen Tieftonsludgehammer nach dem anderen auspacken, arbeitet die mitgebrachte Nebelmaschine auf Hochtouren. Im Zusammenspiel mit drei LED-Strahlern, die Richtung Publikum gerichtet sind, entsteht denn doch eine sehr sphärische Stimmung. Wirklich effektiv! Der Meute gefällt’s. Es wird nach immer mehr Nebel verlangt aber auch nach Musik. So lassen sich EARTH SHIP noch zu einer Zugabe animieren, bevor dieser äußerst gelungene Abend am Merchstand (Vinyl) und im Gespräch mit Mammuts (Musclerock, dude!) endet.

Torsten

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