QUEENSRŸCHE, ARCHER NATION, METHODICA / 30.08.2016 – Hamburg, Grünspan

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Es ist einfach toll zu sehen, dass QUEENSRŸCHE sich wieder einen guten Namen erspielt haben, der richtig zieht. Es ist immerhin ein Konzert unter der Woche, dazu recht teuer und das Grünspan ist kurz vor ausverkauft, als ich den Schuppen entere. Natürlich liegt dies zum einen am Ausnahmesänger Todd LaTorre, zum anderen sicherlich an den Setlists der großartigen Konzerte der letzten Jahre, die ausschließlich Klassiker aus der Frühphase und natürlich ein paar Stücke der beiden (sehr guten) Alben mit LaTorre enthielten. Das alles war zuletzt mit Geoff Tate ja leider nicht mehr denkbar. Ich bin also gespannt, was mich heute erwartet! 




Mit METHODICA eröffnet eine Prog Metalband aus Italien, deren Namen ich vorher noch nie gehört hatte. Positiv fällt mir der Sänger Massimo Piubelli auf, der geschmeidig durch die Songs jodelt und mich ein wenig an den Kollegen von SHADOW GALLERY erinnert. Leider packt mich aber das Songmaterial insgesamt nicht so wirklich. Progtypisch bleibt hier gerade bei Erstkontakt wenig hängen. Das sperrige Material wird kompetent und technisch erstklassig vorgetragen, kann aber keine Begeisterung erwecken oder gar Magie versprühen.


ARCHER NATION gehen die Sache dann deutlich direkter an: Das Trio aus den Staaten spielt recht direkten Heavy Metal und trägt diesen aggressiv und mit viel Headbanging vor. Sollte doch also eigentlich voll mein Ding sein? Nur bedingt, muss ich sagen. Erst mal ist mir das Ganze insgesamt etwas zu geschliffen, zu viel polierte ANNIHILATOR statt dreckiger Rotzmetal. Dann fehlt den Amis definitiv eine zweite Gitarre – Gitarrist/Sänger Dylan Rose ist zwar ein fitter Musiker, aber wenn er soliert, kommt es zu den PANTERA-typischen Soundlöchern. Bei letztgenannter Band gehörte das förmlich zum Stil und die Songs gaben das auch her, aber ARCHER NATION müssten da im Vergleich noch an ihren Songwritingskills arbeiten. Dennoch gelingen Dylan Rose einige gute Momente, in denen sein Spiel an Randy Rhoads und Dave Mustaine erinnert, zudem überzeugt sein Gesang und die Bühnenaction. Zu Ehren von Nick Menza (R.I.P.) wird „Tornado Of Souls“ gecovert – gut gesungen, aber nicht ganz so leichtfüßig gezockt wie vom Meister selbst.


QUEENSRŸCHE machen dann wirklich nahezu alles richtig. Was ich wirklich lobenswert finde, ist die vollständig umgekrempelte Setlist, die dennoch fast ausschließlich aus Klassikern besteht. Gab es beim Rock Hard Festival und in Wacken vor allem Kracher von „Queen Of The Reich“, „Warning“ und „Operation: Mindcrime“, so schöpfen QUEENSRŸCHE heute auch aus „Empire“- und sogar „Promised Land“-Zeiten. Aber der Reihe nach: Los geht es mit dem neuen „Guardian“, das mit seinem „Revoltion Calling“-Refrain so viel Old-School-Ryche-Spirit transportiert, wie es nur möglich ist. Todd LaTorre lässt die Münder derjenigen sperrangelweit offen stehen, die diesen Sänger noch nicht live erleben konnten (es gibt im gesamten Konzert nicht einen schwachen Moment in seinem Gesang). Nach einem superben „Operation: Mindcrime“ folgt die erste Überraschung: „Best I Can“ von „Empire“, packend und treibend gespielt, dass es nur so drückt und sich bis zum Finale steigert. Geil! Danach folgt „Damaged“, mit dem wohl ebenfalls keiner gerechnet hatte. Später kommen weitere derartige Nein!Doch!Ooh!-Momente wie „Jet City Woman“, „Silent Lucidity“ oder „Empire“. Die Band wirkt sehr motiviert, wie befreit nach dem unseligen Rechtsstreit mit ihrem ehemaligen Sänger. Ich erinnere mich an die unglaublichen Fanreaktionen auf den Touren zu „Operation: Mindcrime“ und „Empire“ (beides in der Freiheit), was zum Heftigsten gehörte, was ich je erlebt habe. Ganz so krass wird es heute nicht, aber der Jubel nimmt stetig zu. Gerade das Finale mit „Take Hold Of The Flame“, „Screaming in Digital“ und „Eyes Of a Stranger“ kommt aber auch derart zwingend, dass man nur begeistert sein kann. Leider aber hören QUEENSRŸCHE dann bereits auf – nach 14 Songs in ca. 80 Minuten. Das ist schlicht zu kurz für so eine Band und einen Ticketpreis von über 30,- Euro.


Trotzdem eine Band in Hochform, mit Killersänger und unschlagbarer Setlist, die nur halt hätte länger sein können, nein: müssen!


Setlist:

Guardian
Operation: Mindcrime
Best I Can
Damaged
The Killing Words
The Mission
Silent Lucidity
Empire
Eye 9
Queen Of The Reich
Jet City Woman
Take Hold Of The Flame
Screaming In Digital
Eyes Of A Stranger

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