NIGHT DEMON, MIDNIGHT PREY / 29.05.2017 – Hamburg, Hafenklang
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 06. Juni 2017 17:39
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Wir schreiben den 29. Mai 2017. Ein kleines Dremu-Team macht sich auf den Weg nach Hamburg, um die These zu überprüfen, dass NIGHT DEMON die beste neue Heavy-Metal-Band seien.
Fotos von Jan ML .
Erst am Hafenklang erfahre ich, wer heute Support ist: Es handelt sich um das Hamburger Trio MIDNIGHT PREY. Geil, die hatten mich bereits im Februar überzeugt, als sie für die gierigen RANGER eröffnet haben. Seitdem habe ich mir die „Rite Of Blood“-EP und die 7“ „Blood Stained Streets“ geholt. MIDNIGHT PREY zocken schnörkellosen Heavy Metal mit einer rauen, leicht punkigen Spielweise. Einige Riffs und Gesangslinien erinnern an die Herangehensweise diverser NWoBHM-Bands – halt völlig ungekünstelt straight nach vorne gezockt, meist im Uptempo angesiedelt und mit einer angenehmen Stimme versehen.
Schlampig gespielte Soli und Refrains, die du auch mit zehn Öttinger im Schädel noch mitgrölen kannst, erhöhen den Reiz. Mit der Single-A-Seite „Street Mafia“ ist den Jungs sogar ein kleiner Hit gelungen, der aus einer gemeinsamen Session von TANK, MOTÖRHEAD und VENOM stammen könnte: „Blood Stained Streets – Street Mafia!“ Das Ganze wird authentisch asi runtergerotzt, die kurzen Ansagen kommen passenderweise in Hafenarbeiterdeutsch: „Der nächste Lied ist noch nicht ma auf Pladde!“ Klare Sache: Die holen mich ab.
NIGHT DEMON sind seit Wochen auf Tour und bieten die optimale Kombination: Sie sind unfasslich tight und strahlen eine unbändige Spielfreude aus. Die Mischung aus NWoBHM beeinflussten Riffs und ebensolchen Gesangslinien, eingängigem Songwriting und Geschwindigkeitsrausch hat gewisse Parallelen zu ganz frühen METALLICA – allerdings besser gesungen, abwechslungsreicher und spätestens seit „Darkness Remains“ mit ihrem eigenständigen, frischen Sound. Mit „Welcome To The Night“, „Full Speed Ahead“ und „Maiden Hell“ (Bombe!) wird der Mob erst mal ohne Gewese windelweich geboxt, bevor “Curse Of The Damned” Partizipation mittels herrlichem „Ohohoho“-Chrous ermöglicht. Jarvis ist jetzt schon durchgeölt, knattert seine Basslinien mit Präzision raus und singt dazu, als könnten ihm Dutzende von Konzerten nacheinander nichts ausmachen.
Dusty Squires und Armand John Anthony verkörpern das, was Fast Eddie und Filthy Animal Taylor für MOTÖRHEAD waren – effizient und voller Bock, halt hervorragende Musiker, die immer songdienlich spielen. Zum Trademark bei NIGHT DEMON-Gigs hat es sich mittlerweile entwickelt, dass die Band locker sechs bis sieben Songs am Stück zockt, bevor es zum ersten Mal ‘ne kurze Pause gibt. Ich stehe zwar auf originelle Ansagen, aber so ein permanentes Gewitter ist schon sehr beeindruckend und erzeugt bei NIGHT DEMON Drive bis Meppen. Spätestens bei „Heavy Metal Heat“ bangt JEDE*R Anwesende und ich verkleckere vor Begeisterung mehr Bier, als ich trinke. „Black Widow“ und „Screams In The Night“ markieren zwei weitere Highlights, zu deren peitschenden Riffs sich herrlich abgehen lässt.
Bei „The Chalice“ kommt das Maskottchen der Band, Rocky, auf die Bühne und kredenzt den durstigen Front-Row-Bangern einen Schluck aus seinem Kelch. (Ihr werdet übrigens nie erraten, welch unheilvolle Plörre sich darin befindet.) Am Schluss die bange Frage: Kommen sie noch einmal zurück und spielen das auf dem KIT gefeierte MAIDEN-Cover „Wasted Years“? Verdammt, ja, das tun sie! Mit nur einer Gitarre schaffen NIGHT DEMON es, alle Charakteristika des Stücks auf die Bühne zu bringen, dabei heavy und leichtfüßig zugleich zu klingen. Killerversion, zu der das Publikum noch mal richtig ausrastet!
Zur Eingangsthese: Wer sonst?
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