SALEM'S POT / 16.06.2017 - Kiel, Schaubude

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Salem's Pot in der Kieler Schaubude am 16.06.2017
oder: Doom am Rande der Kieler Woche

Mit nur 15 Minuten Verspätung treffen BB (diesmal hochoffiziell und ohne Krankmeldung) und ich pünktlich an der Kieler Schaubude ein, wo wir bereits von Doom-Fränk, OK und CKK erwartet werden, die, wie ich später erfahre, bereits von der Band mit Handschlag begrüßt wurden - diese Schweden sind einfach zu drollig.

Am Eingang der mir mittlerweile wirklich ans Herz gewachsenen Schaubude steht angeschlagen, dass die angekündigte Drag Party heute eine Etage höher in der "Villa" statt findet, was sicher nicht nur uns ein kleines Schmunzeln auf de Lippen zaubert. Alles andere als Schmunzeln lässt uns allerdings der Anblick, der sich uns nach Betreten des Foyers bietet: "Abendkasse 16 Euro" steht da Schwarz auf Weiß geschrieben. WAAAS? 16 EURO!!! Das sind 32 Mark! 64 Ostmark! 128 Ostmark auf'm Schwarzmarkt! Schlagartig schrauben sich meine Erwartungen an die heutige Darbietung GEWALTIG in die Höhe.

Da der Beginn für 21 Uhr angesetzt ist und wir uns dank unserer präzisen Punktlandung gerade noch im straffen Zeitplan befinden, führt mich mein erster Weg direkt an die gut-sortierte Bar. Auf dem kurzen Weg dorthin kommt mir plötzlich beschwingten Schrittes eine federmaskierte schnauzbärtige Herrendame im hautengen rostroten Paisley-Kleid entgegen "Nanu? Da hat sich wohl eine der Drag Queens in die Schaubude verirrt", denke ich noch, nur um Sekunden später Zeuge zu werden, wie eben jene bärtige Schönheit gefolgt von vier ebenfalls maskierten Retro-Rock-Recken (so im Stil Clockwork Orange meets Karneval von Venedig) die Bühne erklimmt, zur Gitarre greift und für ordentlich Geräusch aus der PA sorgt - also DAS kam jetzt wirklich unerwartet!

Das Quintett legt auch gleich mächtig los, die Gitarren sägen und wabern, das Schlagzeug scheppert und die Hammond-Orgel orgelte was die Tasten hergeben. Der Basser steigt bereits nach kurzer Zeit von der für ihn viel zu kleinen Bühne, um sowohl seine blonde Mähne, als auch seinen Fender Precision im Gang zur Toilette raumgreifend zu schwingen, dabei stets bedacht, die Abenteuerlustigen auf ihrem Weg vom/zum Klo unbeschadet passieren zu lassen.

Die an diesem Abend leider wieder mal überschaubare Publikumsdichte lässt auch noch aus der dritten Reihe einen sehr guten Blick auf das Bühnengeschehen zu, so dass ich die Gelegenheit habe, die Fertigkeiten eines jeden Musikers genauer in Augenschein zu nehmen. Und so dauert es nicht lange, bis ich feststelle, dass die Treffsicherheit des Sängers und Gitarristen beim Betätigen seiner reichlich vorhandenen Effektpedale so manches Mal etwas zu wünschen übrig lässt. Auch scheint er ein ums andere Mal leicht ins Wanken zu geraten. Anfangs denke ich noch bei mir, dass es wohl immer noch etwas zu eng ist und er vielleicht von einem seiner Bandkollegen im Eifer der stürmischen Performance touchiert wurde. Als er dann jedoch kurzerhand zur Astra-Flasche langt und diese in eindeutig rauschorientiertem Tempo leert, geht mir plötzlich ein Licht auf: Der Kerl ist hacke-dicht!

Nun muss ich gestehen, dass ich keinen einzigen Song aus dem Repertoire von Salem's Pot kenne, aber Doom-Fränk, der sämtliche Tonträger der Kapelle auf die eine oder andere Art sein Eigen nennt, versichert mir später, dass bei circa einem Drittel der Lieder der Sänger wohl schlichtweg den Text vergessen hatte. Es sei ihm verziehen - er war halt voll, da kannst nix machen.

Sein immer steiler ansteigender Pegel sorgt auch beim restlichen Publikum für sichtliche Erheiterung und so steigt auch die Stimmung im Raum zusehends. Was sich da von der Bühne dröhnend, rumpelnd und groovend über uns ergießt, kann sowohl die Freunde des gepflegten Dooms als auch überzeugte Psychedeliker begeistern. Leider ist der Zauber nach einer guten Stunde auch schon wieder vorbei und ich frage mich, ob es den anderen tatsächlich auch so gut gefallen hat wie mir, da niemand wirklich aktiv nach einer Zugabe verlangt. Na, dann eben nicht, ich mach mich ja hier nicht allein zum Horst.

Nach einem Plausch mit der ober-sympathischen Band am Merchandise-Stand treffen wir draußen noch kurz auf den Sänger, der inzwischen eher lall als lull ist und sich dennoch höflich von allen noch Anwesenden verabschiedet - ob sie wollen oder nicht.

Take care and come back soon, Salem's Pot, ich fand's geil!

Epilog:

Ob ich mir bewusst wäre, dass dies mein drtittes Doom-/Stoner-Konzert an seiner Seite in Folge wäre, fragt mich Doom-Fränk, als wir zusammen mit CKK und Fränks Kumpel Mister M. die Legienstraße in Richtung KiWo bleiern..."Logenzack" entfährt es mir „und wir fangen gerade erst an!"
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