ZEKE, JOE BUCK YOURSELF / 05.07.2017 – Hamburg, Hafenklang
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Donnerstag, 06. Juli 2017 18:48
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Statt NIGHT FEVER sitzt ein Punker auf der Bühne, hat eine Klampfe auf den Knien, ein Mikro vor der Nase und eine Fußmaschine vor seinen Gitarrenkoffer geklemmt. Es ertönt alsbald eine Mischung aus Punk, Liedermacher und Hillbillyzeug. Schon recht krude, aber andererseits auch authentisch, wenn “Joe” über sein verkorkstes Leben, Drogen, Schlägereien, schlechte Deals und Obdachlosigkeit singt.
Die Mimik ist dabei fast schon erschreckend, so sehr leidet der Typ sich durch sein Liedgut. Jeder Applaus scheint ihn zu überraschen und ungläubig ruft er dann immer: “beautiful!” Der sonstige Sidekick Hank des III (JOE BUCK YOURSELF) gewinnt mit der Zeit zunehmend mehr Zuspruch, einige singen gegen Ende sogar mit.
13 Jahre nach “'Til The Livin' End” sind ZEKE zurück, vom Line-Up ist nur “Blind” Marky Felchtone übrig geblieben. Die neue Besetzung bringt aber so ziemlich den Spirit rüber, den mensch mit ZEKE verbindet: Ich weiß gar nicht, welchen der vier Vögel ich unsympathischer finde. Die kommen schon wie kernasige Rednecks rüber, Proll-Macho-Gesten und Publikumsbeleidigungen inklusive... Aber musikalisch – wow! Welche andere Band hat sonst MOTÖRHEAD und RAMONES derart durch den Fleischwolf gedreht, das Ergebnis auf 45 abgespielt und mit einer extradicken Hardcore/Punk-Legierung überzogen? ZEKE-typisch ist der Sound ziemlich undifferenziert.
Trotzdem geht der Mob von Anfang an richtig steil und brennt einen Dauer-Circle-Pit ab. Ich finde es zwar schade, dass Ex-Drummer Donny Paycheck nicht mehr dabei ist, hatte der doch diesen Kalle Stietzel-Punch (niemals aus dem Handgelenk, immer mit voller Kraft draufhauen!), aber der neue Kerl ist definitiv auch ein Tier. Mit unfasslicher Geschwindigkeit fräsen uns Biester wie „Dogfight“, „Fuck All Night“, „Mountain Man“, „Death Alley“ oder „I Don’t Give A Fuck“ entgegen, wobei die typischen ZEKE-Melodien der Gitarren und Refrains rüberkommen. Blind Marky Felchones Stimme ist voll da und er kotzt die Vocals förmlich raus. Als ich mich schon frage, wie lange ZEKE dieses Tempo durchhalten wollen – die frühen ZEKE-Shows umfassten lediglich 20 bis 30 Minuten - , gibt es einen der raren Midtemposongs wie den unwiderstehlichen „Arkansas Man“.
Das geforderte „Evil Dead“ spiele die Band bewusst nicht mehr, seit man die Coverversion „dieser Metalband“ gehört habe. „Fuck ‘em!“, pöbelt Felchtone und lässt uns gleich wissen, dass wir den ganzen bisherigen Gig nicht gemerkt hätten, dass seine Klampfe völlig „out of tune“ sei. Am Ende spielt die Band das Zugabenspiel, lässt uns fünf Minuten Feedback schmecken, damit die Stunde Spielzeit voll wird und kesselt uns dann nochmal zwei Songohrfeigen um die Lauscher.
Zur Zeit arbeite die Band Felchtone zufolge übrigens an einem neuen Album namens „Hellbender“, welches 2017 oder 2018 erscheinen werde und wieder viel schnelleres Zeug biete als „Til The Living End“. Lass ma warten und gucken…
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