MØRDER, KRATZER / 20.10.2017 – Kiel, Schaubude

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Jeder Mensch, der schon mal einen Tonträger herausgebracht hat, weiß um den Berg Arbeit, der damit verbunden ist. Selbst wenn alles glatt läuft, kann man das immer wieder kaum fassen, was es alles zu bedenken gibt, gerade als D.I.Y.-Band. Dazu kommt, dass natürlich sehr selten „alles glatt läuft“, irgendwo gibt’s ja fast immer ‘nen Fuck-Up, sei es beim Einspielen, beim Mischen, beim Mastern, bei der Erstellung des Artworks, beim Druck der Cover/Beilagen, im Presswerk oder bei der Lieferung. Im Falle von MØRDER lag es wohl am Mix, der x mal erstellt wurde und partout nicht den Erwartungen entsprach. Aber es lohnt sich ja meist, sich durchzubeißen, schließlich das fertige Vinyl in der Hand zu halten und beim Gedanken an Menschen, die Dinge wie „ich höre Musik nur auf dem Telefon“ oder „ich habe auf digital umgestellt“ äußern, nur noch hysterisch kichern zu können. Und da ist es also endlich, über ein Jahr, nachdem es eingespielt wurde, das erste Biest von MØRDER!




Erst mal gibbet KRATZER in die Ohren. Die schon gut gefüllte Schaubude weiß gar nicht, wie ihr geschieht und wird ohne Vorwarnung in einen Mahlstrom der Verwüstung gerissen. Die Band hat mich vor drei Jahren in der Meierei derart begeistert, dass ich damals gleich Album und Shirt aberntete. Seitdem sind sie aber nochmal deutlich geiler geworden! Der Drummer zum Beispiel ist mir damals noch gar nicht so krass aufgefallen, zumindest erwähnte ich ihn nicht im entsprechenden Review. Jedenfalls kesselt der lässig alles weg, gibt seinem Kit Saures, ohne dabei eine Miene zu verziehen. Die Songs besitzen einen gewaltigen Punch, rasen förmlich durch die Gehörgänge, bleiben aber durch melodiöse Leads und gelungene Arrangements auch dort hängen. Der Sänger schmeißt sich auf den Boden und seine manischen Schreie scheinen von tiefer Verzweiflung zu künden. Richtig gute Band, die ihren eigenen Weg zwischen Crust, D-Beat und Blackened Hardcore gefunden hat!

 
Release-Gig! Das hat immer was Besonderes und so erscheinen MØRDER heute denn auch besonders motiviert. Am Anfang muss Bocky noch ein paarmal zwischen Mischpult und Bühne hin- und herflitzen und an irgendwelchen Dingen schrauben, aber dann steht der Sound. Dieser Band guck ich immer gerne zu, denn alle vier Mitglieder sind Bühnenmenschen, die mit Bock und Herzblut bei der Sache sind. Das würde man auch merken, wenn es man nicht schlicht wüsste. Pete wirkt wie immer etwas verplant, so muss dat! Hauptsache ist, dass er heftig kranke und gleichzeitig wunderschöne Riffs raushaut und dabei zeitlose Rock’n’Roll-Attitüde versprüht. Krille und Andi wämsen den Laden zu Klump, nach ein paar Songs drehen die ersten Leute gut am Rad, wobei sich vor allem zwei Typen ganz vorn gut aneinander abarbeiten. Anna brüllt und growlt vortrefflich und da man jetzt das Album hat, kann man beim nächsten Mal auch überprüfen, ob sie auch wirklich die Texte singt. Übrigens ist bei Anna ja auch immer das Outfit/Styling interessant – geht man in der Woche dreimal aus und trifft sie dabei viermal, dann trägt sie fünf völlig unterschiedliche Garderoben. Heute ist von den Boots bis zum Lippenstift schwarz das Motto. Angemessen! Viel zu früh ist alles zu Ende, aber ein Crustkonz dauert nun mal in der Regel nicht länger als 40 Minuten oder so. Ich hätte mir nur ein paar mehr Ansagen gewünscht, aber offenbar wollen MØRDER heute bewusst den Fluss der Musik nicht stören. Ansonsten KILLER!

Kommentare   

+1 #1 smeerlapp 2017-11-08 11:18
Die Mørder Scheibe wird auch bei jedem Mal Hören geiler! Wat sich da jeder Einzelne zurecht dengelt bzw. bölkt...sehr schön!
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