AGRIMONIA, MAYAK, GROTT, KRÄFTBARN / 13.01.2018 – Flensburg, Hafermarkt

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Eigentlich war der heutige Tag einem Vladi-Auftritt gewidmet. Aber da Zarc sich beim Kochen verletzt hatte, mussten wir kurzfristig absagen. Was liegt näher, als alternativ nach Flensburg in den Hafermarkt zu eiern, wo Roman seinen vierzigsten Geburtstag übertrieben feudal mit gleich vier Bands begeht? Eben, nichts! Zumal mein letzter Versuch, AGRIMONIA live zu sehen, auf dem Standstreifen der A7 so ziemlich auf halber Strecke zwischen Kiel und Hamburg endete…


Birthday Bash



Auffem Flyer stehen eigentlich drei Bands, aber irgendwie ham sich noch die dänischen Grinder KRÄFTBARN eingezeckt. Wir sind perfekt im Timing, denn wir kommen ca. 20 Minuten vor Beginn an und können so mit einem noch relativ nüchternen Roman schnacken, bevor das Gedengel losgeht. Der Gitarrensound ist das personifizierte Böse. Selten hab ich mir so schnell die Stöpsel in die Lauscher gerammt. Es reißt und kratzt so richtig fies hochfrequenzig. Der Sänger klingt eigentlich ähnlich. Der Spaß prügelt in 15 Minuten ratzfatz an den Besucher*innen vorbei, die bereits munter werden und zu zucken beginnen. Zwischendurch erklärt die Band ausgiebig, worum es jeweils in den Texten geht. Der Tenor: Alles scheiße! So, guter Auftakt also, hab ich noch was vergessen? Ja, der Bassist trägt ein Tierkostüm a la ATTACK OF THE MAD AXEMAN (Teddybär oder so), war aber offenbar in Eile, denn er hat den Kopf vergessen.


Schnell erkennt man: GROTT sind mitnichten grottig. Die Berliner frönen dem metallischen Crust, fahren dabei aber gar nicht so ein hohes Tempo, sondern mahlen und schleifen lieber. Imperative wie „Fuck Pegida!“ oder „Support Rojava!“ sind nicht nur sympathisch, sondern in einer Welt der Ironiepunks auch mal angenehm direkt. Der Gesang kommt mal hysterisch-kreischig, mal Death-Metal-growlig. In der ersten Reihe nur Menschen mit komischen Haaren und schwarzen Kutten, die jetzt in den Schubsmodus starten. Irgendwann segelt Roman zum ersten Mal an mir vorbei. Die Stimmung ist astrein, wie es sich für ‘ne Geburtstagssause im Hafermarkt gehört. GROTT bauen immer wieder Überraschungen ein, kleinere und größere Schweinereien im Gitarrenbereich, verschleppte Beats – gut, gut.


Bei MAYAK herrscht das gerade noch kontrollierte Chaos. Black Metal Harmonien und –Riffs treffen auf Blastbeats treffen auf Growls treffen auf Sludge-Attacken. Da nimmt das rabiate Treiben vor der Bühne folgerichtig zu und jetzt segelt Roman gleich zweimal an mir vorbei, beim letzten Mal gefährlich tief. Die erste 7“ der Band erschien ja über das Kieler Label Obey! Records, war auch nicht schlecht, aber mittlerweile klingen MAYAK deutlich krasser und gemeiner. Ich ernte danach die LP „Allegiance To None“ ab (es steht den ganzen Abend über NIE ein Mitglied der Band am Stand, was ich total gut finde, denn so mache ich es auch immer: Stand aufbauen und dann nicht mehr drum kümmern. Ich lege einfach 12,- Euro hin und habe entweder eine verdammt gute Band oder einen durstigen Punker damit supportet). Was für ein Teil! Schwere Empfehlung!


Aaaah, endlich mal wieder AGRIMONIAAAAA! Die Göteburger*innen habe ich seit ihrem 2009er Auftritt mit WOLFBRIGADE in der Alten Meierei ins Herz geschlossen. Damals kackte die Anlage während ihres Auftritts ab, aber AGRIMONIA durften nach WOLFBRIGADE nochmal ran. Verrückterweise passiert beim Linecheck direkt vorm Auftritt Ähnliches und bei der Hälfte des Equipments gehen erst mal alle Lichter aus. Aber die fitte Hafercrew regelt das und bald stampfen AGRIMONIA alles in Grund und Boden. Die Walze fräst mit unerbittlicher Power durch den Schuppen, Christinas „Gesang“ kommt so heftig, dass ich es schwer beschreiben kann. SACRILEGE, die alten UK-Crust/Metalpunks, kommen mir als eine der wenigen vergleichbaren Bands in den Sinn, aber im Grunde haben AGRIMONIA auf ihren bisherigen drei Alben ein eigenes Universum geschaffen. Das vierte Album ist im Presswerk, heute somit noch nicht am Start. Irgendwie scheint es mir, dass die Band viel vom Debut spielt, welches ich auch am häufigsten gehört habe. Da kannste dich so richtig reinfallen lassen, in diesen Sound. Oder die Rübe schütteln, bis sie wegfliegt. Beim letzten Song scheinen BOLT THROWER aus dem Grabe erwacht und rütteln an den Grundfesten des Hafermarkts. Es handelt sich um „The Decay“, dessen Riffs alle anwesenden Gedärme zu Brei verwandelt. Großartig!


Joah, Daumen hoch für Roman, der hier eine geschmackvolle Zusammenstellung rangeholt hat. Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst!

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