TOLEDO STEEL, MIDNIGHT FORCE / 16.06.2019 – Kiel, Schaubude

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Zweimal in schneller Abfolge die jeweils doppelte British-Steel-Klatsche in Kiel: Veranstaltete neulich die INFERNAL CRUST BRIGADE mit HEAVY SENTENCE und AGGRESSIVE PERFECTOR ein echtes Highlight des Genres, ist es heute an der Konzertgruppe STEEL CRAWLER, das nächste Ding zu wuppen: TOLEDO STEEL und MIDNIGHT FORCE bitten zum Tanze bzw. besser zum Rübeschütteln.   

 

 

Ich hab schon im Vorfeld richtig Bock, erntete ich doch unlängst das MIDNIGHT FORCE-Debutalbum „Dunsinane“ auf eine Rezi hin ab, die nicht zu viel versprochen hatte: Extrem atmosphärischer, zum Teil im positiven Sinne eigenwilliger Epic Heavy Metal mit einer Prise Speed und Power Metal wird hier kredenzt. Zwar könnte man MANILLA ROAD und auch WYTCH HAZEL als Einflüsse nennen, aber die Songs sind einfach zu eigenständig und originell aufgebaut, so dass diese Namen mehr als gefühlte Assoziationen beim Hören um den Musikgenießer herumschweben. Die breite Masse wird sich beim genial schiefen und emotionalen Gesang abwenden. Ich finde gerade den Gesangsaspekt packend und gelungen, zumal Sänger John Gunn häufig mit Drummer Pete Werninck im Duett singt, wobei die beiden nie ganz synchron sind, was wiederum auf mich einen unwiderstehlichen Reiz ausübt, die Scheibe immer und immer wieder aufzulegen. Noch tiefer taucht man ein, wenn einem die an historische Ereignisse und literarische Stoffe angelehnten Texte klar werden. Da gehen antike Städte tragisch unter, erheben Tyrannen ihr hässliches Haupt oder es werden letztere zu beseitigen versucht. Spätestens wenn du die LP zum vierten Mal und mit Textstudium hörst, weißt du: Dit issen zukünftiger Klassiker!

 

MIDNIGHT FORCE fangen dann auch gleich an. Das beschriebene Konzept passt natürlich perfekt auf die KEEP-IT-TRUE-Bühne, wo Hunderte von Maniacs die Fäuste ballen und mitsingen. Heute aber müssen die Schotten sich der profanen Realität einer okay gefüllten Schaubude stellen. Das gelingt gut, die Leute gehen auch von Anfang an mit. Wie erwartet ist John Gunn der totale Kauz und Maniac, der die umfangreichen Lyrics mit Feuer in den Augen singt und gleichzeitig eine liebenswürdige Überspanntheit an den Tag legt. Zwischendurch zitiert er irgendwelche Shakespeare-Verse als jeweiliges Intro, so klingt es jedenfalls, die in das nächste Epic-Metal-Monster überleiten. Die anderen Bandmitglieder sind voll drin und sprechen die Texte Steve Harris like mit. Zur Setlist ist zu sagen, dass zwei meiner Faves, „Alesia Falls“ und „Dunsinane“, leider nicht dabei sind. Aber „The Scarlet Citadel“ (unfassbar geiler Chorus, herrliche Basslinie), der Speed-Hammer „Killer“, „Down With The King“ (Mitsinghymne, alle Fäuste oben) und das epische „Warlord Eternal“ entschädigen für diese Lücke, zumal MIDNIGHT FORCE noch diverse neue und ältere Stücke zocken. Bombe!

 

TOLEDO STEEL kannte ich bisher nur vom „British Steel – The Rising Force Of British Heavy Metal“-Sampler (2017), auf dem mir ihr Beitrag sehr gut gefällt. Zum Glück informiert mich HOA-Rick frühzeitig, nämlich als wir vorm Konzi noch bei Murat abhängen, dass sich am Merch noch exakt zwei Exemplare der „No Quarter“-LP befänden. Also hole ich mir das Ding ungehört (der Mercher packt auf die verbleibende Platte einen „last copy“-Kleber). Und was soll ich sagen – diesen Kauf bereue ich im Nachhinein definitiv nicht. TOLEDO STEEL gehen im Vergleich zu ihren Kollegen sofort ins Ohr und haben einen richtig geilen Sänger mit großer Range in ihren Reihen. Aggressiv und kraftvoll wie ein junger Dickinson stemmt Rich Rutter Songs wie „Visions Of Fire“, „Heavy Metal Headache“ oder „When The Night Draws In“. Die Band setzt hauptsächlich auf Midtempo, klingt dabei heavy und drückend. In mehreren Momenten muss ich an AMBUSH, SACRED LEATHER und natürlich JUDAS PRIEST denken. Insgesamt klassischer Old School Heavy Metal, der mit der nötigen Wildheit und musikalischen Klasse (perfekter Gitarrensound!) dargeboten wird, um aus der Masse ähnlich orientierter Newcomer herauszustechen. Da Rich die Leute gleich nach vorne beordert („Please close the gap!“), geht von Anfang an der Ratz ab und das straighte Material zündet bei allen Besucher*innen.

 

Danke an STEEL CRAWLER, wieder zwei amtliche Bands nach Kiel geholt! Drei Veranstaltungen bisher = drei Volltreffer. Wir sind gespannt, was als nächstes kommt…  

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