ELECTRIC FRANKENSTEIN, THE HIP PRIESTS / 12.07.2019 – Hamburg, Monkeys Music Club

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Wenn mich einer anruft und sagt: „Komm, wir gehen auf ein Konzert!“, dann mach ich das. ELECTRIC FRANKENSTEIN und THE HIP PRIESTS seien unverzichtbar, ist Jan ML überzeugt. Da ich seit neun Tagen kein Konzert besucht habe, komm ich einfach blind mit. (Na gut, von ELECTRIC FRANKENSTEIN hab ich schon mal hier und dort einzelne Songs gehört.)

Im Regio treffen wir Schrammi und Herbert, die Konzerthopping mit dem Baumann-Blockbuster AFFENMESSERKAMPF und DIE BULLEN auffem Zettel haben (Molotow und Hafenklang oder so). Wir tauschen relevante Rock'n'Roll-Informationen aus und wünschen uns gegenseitig Spaß & Glück.

 

Vorm Monkeys treffen wir gleich weitere bekannte Nasen, innen drin noch mehr (verrückt, oder?). Der Merchstand lässt mich fast erblinden, so bunt prangt mir die Vinylpracht entgegen. Gitarrist und Merchguru Sal Canzonieri ("A fistful more of Rock n Roll") hat offenbar den ganzen (verfügbaren) Backkatalog dabei, bestimmt neun 12“s und zahlreiche 7“s, alle mit quietschbunter Covergestaltung. Uff, das Angebot erschlägt mich so, dass ich lieber gar keine Platte kaufe. Denn das ist nur ein Ausschnitt aus dem Schaffen der Band, sie hat laut Discogs in ihrer fast dreißigjährigen Geschichte über 100 Veröffentlichungen (!) rausgehauen. Also lieber gar nicht erst anfangen zu sammeln…  Bei THE HIP PRIESTS gestaltet sich das Sortiment zumindest etwas übersichtlicher, aber ein paar Singles und drei Alben gibt’s hier auch (wobei auch sie allein 24 Singles veröffentlicht haben).

 

Letztere beginnen den heutigen Reigen - und gefallen mir auf Anhieb. Punkrock mit einem deutlichen Rock’n’Roll-Einschlag wird geboten, der ordentlich Pfeffer, Geschwindigkeit und nachhaltige Melodien vorweist. Auch optisch erinnern THE HIP PRIESTS an THE HELLACOPTERS und andere Rotzrockcombos, viel Denim, Patches und Rock’n’Roll-Posen. Der Sänger Nathan Van Cruz hat die Augen Hank von Helvete-mäßig großflächig mit Kajal umschmoddert, was dann schnell zerläuft und wie schwarze Tränen an seinem Gesicht herunterläuft. Geiler Effekt, aber noch schöner ist, dass seine Stimme markant & dreckig & melodiös erklingt. Also nicht zu sauber geträllert, sondern mit ordentlich Teer auf den Stimmbändern. Sehr überzeugend auch die Gitarristen, die eineiige Zwillinge sein könnten und sich gekonnt die Riffs zuspielen. Die Möglichkeiten zweier Gitarren in so einer Art Band werden bis zum Maximum ausgeschöpft, etwas zockt einer der beiden ein Riff vor, das zuerst allein für sich steht, während der andere gierig wartet und dann einsteigt, was die Wirkung gleich potenziert. Geschmackvolle Soli auch! Die 2007 gegründeten UK Punks bieten diverse Songs des neuen Albums „Stand For Nothing“ feil, mir bleiben davon „Cheers To Me“, „Deja F.U.“ und das Anti-Brexit-Stück „Welcome To Shit Island“ im Kopf kleben, aber auch das ältere „Zero Fucks Given“. Da hat sich der Hamburgtrip doch jetzt schon gelohnt.

 

ELECTRIC FRANKENSTEIN feiern heute den Rerelease ihres 20 Jahre alten Klassikers „How To Make A Monster“. Es ertönt High Energy Punk Rock’n’Roll, der es schafft, Punkrock im Sinne von DEAD BOYS mit AC/DC-Hardrock zu kombinieren. Über Stücken wie „Speed Girl“, „Cut From The Inside“ oder „Don’t Know How To Stop You“ schwebt zudem auch ein gewisser Garage-Faktor. Sal guckt immer etwas böse, wenn Sänger Steve Miller etwas sloppy singt, der hat aber zu viel Spaß, als dass ihn das juckt. Die Band kommt mit zunehmender Spieldauer besser in Fahrt (anfänglich scheinen Sal und sein Bruder Dan (b) nicht zufrieden mit dem Monitorsound), Leadgitarrist Jamie Pina erweist sich schnell als Hammergitarrist (wie ich erfahre, hat er u.a. schon bei CHEMICAL PEOPLE, DOWN BY LAW und der JEFF DAHL BAND gespielt). Nach den immerhin 13 Songs des erwähnten Albums kommen natürlich noch ein paar ältere Stücke, die für ordentlich Bewegung sorgen, und ein Coversong. Wir sollen wählen zwischen AC/DC und REAGAN YOUTH, die Leute entscheiden sich für erstere und so gibt’s eine gelungene Version von „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“. Was ELECTRIC FRANKENSTEIN mit AC/DC verbindet, ist meiner Meinung nach die Art, wie hier schnörkellose Bad-Ass-Riffs rausgerotzt werden. Wer sich noch einen optischen Eindruck verschaffen möchte, kann mal beim Kollegen Martin („Shitty Videos Galore – Punk Rock and other crap“) vorbeigucken, der hat wieder eifrig draufgehalten. Jan wird hier aber auch noch Fotos ergänzen.

 

Respect The Rock!

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