HEADBANGERS OPEN AIR XXII / 25.07.2019 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 1

1 Dislike0

Oh, Leute, jetzt wird’s seltsam. Die DreMu-Live-Reviews vom HEADBANGERS OPEN AIR kamen seit Jahren von Siggi Sick und mir. Noch letztes Jahr war Siggi in bester Laune und mit grün gefärbtem Bart am Start. Und nun findet an genau diesem Wochenende Siggis Abschiedsfeier statt.

Deshalb (und weil wir am H.O.A.-Samstag zeitgleich einen Auftritt mit VLADIMIR HARKONNEN auf dem REFUSE-Festival hatten) gibt’s dieses Mal natürlich nur ein halbes Review. Dieser erste Teil umfasst den Donnerstag, Teil 2 (Freitag) dann die Bands, die wir nach der Trauerfeier sehen konnten, und einen dritten Teil gibt’s diesmal halt nicht.

Aber egal, viel wichtiger: Ruhe sanft, Siggi! Du wirst hier fehlen, du verrückter Hund. Wir rocken weiter, was Anderes hättest du ganz sicher nicht gewollt. HEAVY DUTY, here we go:

 

Eigentlich zelte ich ja lieber auf ‘nem Festival, aber dat ergibt dieses Jahr keinen Sinn, also heißt es Zwischenfahren, auffem Tagescamper zu parken und das gesamte Ding vor der Bühne durchzuziehen. So gelangt man immerhin gar nicht erst in die Versuchung, in irgendeinem Camp zu versacken. Obwohl ich angesichts der Hitze in Erwägung ziehe, zwischendurch das neue und offenbar erweiterte Duschparadies zu nutzen.

                  

 

MIRRORPLAIN kommen aus dem Sauerland und supporten gerade QUEENSRYCHE auf deren Tour. Da ist man natürlich gespannt, zumal ich vorher noch nie von der Band gehört hatte. Stilistisch bewegen sich MIRRORPLAIN zwischen Progressive und Epic Metal, ein Mix, der vom bereits zahlreich erscheinendem Publikum honoriert wird. Rauhe, aber melodische Stimme, gekonnt eingesetzte Keyboards und zwei – wie Siggi wohl gesagt hätte – fitte Guitarshredder kann ich gerne auf der Habenseite verbuchen. Allerdings haut mich das Sextett jetzt auch nicht so aus den Socken, dass ich zum Merchstand renne. Mal sehen, wie sich die Band weiterentwickelt!

 

 

Das erste dicke Ausrufezeichen des Tages setzen HIDDEN INTENT, die zusammen mit ihren Nachfolgern ESPIONAGE heute den australischen Block bilden. Thrash Metal ist beim HOA-Mob ziemlich beliebt und so füllt sich das Gelände für die zweite Band verdammt amtlich. Das Trio lässt sich gut mit SACRED REICH vergleichen, gerade weil es die Thrash-Falle vermeidet, einfach nur schnell, aber nicht eingängig zu zocken bzw. zu komponieren. Dynamik und Melodieführung lassen mich jedenfalls mehrfach an Phil Rind und seine Combo denken. Ein sehr geil gespieltes SLAYER-Cover von „Altar Of Sacrifice“ wühlt den Garten vehement durch, sodass ich danach das „Fear, Prey, Demise“-Album abernte (Tipps: „Addicted To Thrash“, „Prey For Your Death“, „Drop Bears Are Real“).

 

 

Noch voller, noch heißer, noch besser wird’s bei ESPIONAGE, die mir mit ihrem Heavy/Speed Metal fast das Hirn rausballern! Die Australier besitzen die Frische und Power von STRIKER und mit Andrew „Frosty“ Morris haben sie auch einen vergleichbar starken Sänger. Die Songs galoppieren grandios nach vorne und funkeln vor einer Melodiösität, die mit RIOT oder VICIOUS RUMORS vergleichbar ist. Da ESPIONAGE auch bisher am meisten Bühnenaction bieten, kocht es schnell vor der Bühne. Mit W.A.S.P.s „I Wanna Be Somebody“ knüpfen sie zudem an die geschmackvolle Coverwahl ihrer Vorgänger an. Geil! Auch hier heißt es danach: Ernte!

 

 

SANHEDRIN dürften die erste Band des Billings sein, die jede*r HOA-Besucher*in kennt, kam doch kein Trüffelschwein wirklich an „A Funeral For The World“ und „The Poisoner“ vorbei. Angenehm schnörkellos und wie aus der Zeit gefallen rollen „Meditation (All My Gods Are Gone)“, „Riding On The Dawn“, „Collateral Damage“ oder „For The Wicked“ über uns hinweg. Wie schon beim HELL OVER HAMMABURG gelingt es Erica Stoltz scheinbar mühelos, die tollen Melodien auch live zu reproduzieren – und dabei Bass zu spielen, nicht zu vergessen. Das Trio wirkt sogar noch einen Tick sicherer als im März. Die Doom-Elemente kommen derart gefühlvoll, dass man schon an die ganz großen Genrenamen denken muss (Torsten warf im HOH-Review durchaus angemessen den Namen TROUBLE in den Raum). Ich höre danach ausnahmslos begeisterte Stimmen. Schade nur, dass der nächste Hamburgtrip von SANHEDRIN auf denselben Tag wie der von RAM, VULTURE und INDIAN NIGHTMARE fällt.

 

 

Warum Thomas und Jürgen mit SLADE UK eine reine Coverband gebucht haben, verstehe ich nicht ganz. Klar, SLADE sind super, aber ich persönlich kann den meisten Cover- oder Tributebands nichts abgewinnen, solange nicht irgendwie ein origineller Dreh eingebracht wird (checkt mal WECKÖRHEAD an, um ein positives Beispiel zu geben). Ich hatte mich gefragt, ob Musiker*innen dabei sind, die man aus anderen Bands kennt, das scheint aber nicht der Fall zu sein. Nun gut, die zu erwartenden Gassenhauer wie „Look Wot You Don“, „Run Runaway“, „Mama Weer All Crazee Now“, „Cum On Feel The Noize“ etc. werden alle professionell gezockt und originalgetreu gesungen (obwohl ich zum Teil an Udo Dirkschneider denken muss, was selbstverständlich nichts Schlechtes ist). Ich gucke mir aber nur einen Teil der Show an und gönne mir mal lieber ‘n warmes Bierchen an der Karre. Angesichts von einem Festivalbilling voller Killerbands ist eine Coverband natürlich irgendwo auch wumpe, aber ich hoffe doch, dass in Zukunft nicht weitere Sachen in dieser Art kommen.

 

 

QUEENSRYCHE! Seit dem Einstieg von Todd La Torre ist die Band in meiner Gunst wieder sehr gestiegen, nachdem sie ja vorher in einer schier ewig währenden Abwärtsspirale gefangen schien. Vergleichbar eigentlich nur mit METALLICA, für die allerdings wohl keinerlei Hoffnung mehr besteht. Nach einer recht langen Umbaupause braucht die Band erst ein, zwei Songs, um richtig in die Gänge zu kommen, aber dann sitzen Sound und Performance. Hatten QUEENSRYCHE vor ein paar Jahren bei ihren ersten Shows mit La Torre noch auf eine Old-School-Setlist gesetzt, geht es heute wild durch alle relevanten Alben. Und gerade das empfinde ich – auch im Nachhinein -  als äußerst gelungen! Es ist ja fast schon mutig zu nennen, etwas sperrige Nummern wie „NM 156“ oder „Screaming In Digital“ zu wählen, aber die Dinger funktionieren gut. Das gilt erst recht für „Walk In The Shadows“, „Queen Of The Reich“, „Silent Lucidity“ (yes!), „Take Hold Of The Flame“ (Gänsehaut!), “Eyes Of A Stranger” oder “Empire”. Auch die neuen Stücke überzeugen, vor allem “Propaganda Fashion” mit seinem Klasse-Refrain. Todd La Torre brilliert über die gesamte Länge, krasser Typ, der auf dem neuen Album „The Verdict“ verrückterweise auch Schlagzeug spielt. QUEENSRYCHE sind sicherlich keine Band, die auf einem Festival wie dem HOA den totalen Abriss zelebrieren, aber ihre Relevanz beweisen sie heute erneut. Mich hat’s begeistert.     

 

 

Toller erster Tag, morgen Siggis Trauerfeier und dann zurück zu CEREBUS, MEDIEVAL STEEL, SANCTUARY und fuckin‘ EXCITER.

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv