DEMON, PRAYING MANTIS, GIRLSCHOOL / 30.10.2019 – Hamburg, Kulturpalast

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Wow, als Oliver Lange die Nachricht vom Stattfinden dieses Konzerts verkündete, habe ich einen Freudenluftsprung gemacht, der mir trotz Altbaudeckenhöhe eine fette Beule besorgte! DEMON würden das Album „Taking The World By Storm“ in voller Gänze darbieten, dazu noch Gigs von PRAYING MANTIS und GIRLSCHOOL und das alles unter dem würdevollen Titel „CELEBRATING 40 YEARS OF NWOBHM“.

Ich bin DEMON-Fan seit 1983, habe die Band dann 1987 auf ihrer legendären Tour mit CHINA in Kiel gesehen, verbinde aber besonders mit dem „Taking…“-Album beste Erinnerungen. Es war der siebte Longplayer der Band, er erschien 1989 in einer hoffnungsvollen Phase der Weltpolitik. „Perestroika“ und „Glasnost“ waren noch 1988 meine Prüfungsthemen der mündlichen Abiprüfung, der Text „Blue Skies In Red Square“ passte perfekt mit seiner positiven Stimmung und Botschaft. Dazu verleihen Nummern wie „Time Has Come“ (dem 1984 verstorbenen DEMON-Gitarristen und Gründungsmitglied Mel Spooner gewidmet) oder „Remembrance Day“ mit den ergreifenden Anti-Kriegs-Lyrics der Platte eine Tiefe, die mich dazu brachte, dieses Album wieder und immer wieder zu hören. Rüdiger Abend inspirierte mich wenig später dazu, dem DEMON-Fanclub beizutreten und zusammen haben wir für UNBROKEN METAL ein Video zum Song „Life On The Wire“ gedreht. Good times. Unverständlicherweise fielen fast alle Songs der „Taking The World By Storm“ nach und nach aus der Setlist, wobei man sich natürlich freute, dass die Band trotz wiederholter Auflösungsverkündung doch immer wieder zusammenfand und live stets überzeugte. Heute also die Erfüllung eines Traumes für viele alte und neue DEMON-Addicts. Gute Besserung übrigens noch an Rüdiger, der sich kurz vor diesem Konzert einer Herz-OP unterziehen musste (sie ist erfolgreich verlaufen) und dessen Ticket ich übernommen habe!

 

DEMONDEMON

Fotos von Stefanie Gadow (https://www.facebook.com/StefanieGadowPhotography/) und Oliver Lange.

 

Die Arbeit, die Oliver über Monate in die Werbung gesteckt hatte, zahlt sich aus, das fällt sofort auf, als wir am Bambi ankommen. Horden von Headbanger*innen aller Altersklassen lungern in Billstedt herum, einige Leute sind weit gereist, z.T. auch aus dem Ausland. Da ja an den drei (!) Folgetagen weitere hochwertige Konzerte (HEAVY HAMBURG HALLOWEEN mit ANGEL WITCH, NIGHT DEMON und HAUNT, das Ding mit HITTEN, SCREAMER etc. sowie BENEDICTION) stattfinden, lohnt sich dieser Trip natürlich besonders. Jedenfalls wird es derart voll, dass sämtliche Räumlichkeiten des Kulturpalastes geöffnet sind und der Kronensaal an die Grenzen seiner Kapazitäten stößt.

 

Wir schaffen es gerade noch, pullern zu gehen, einen Humpen zu ergattern und die Jacken an der Garderobe abzugeben, da ertönt auch schon das Sirenenintro von GIRLSCHOOL. Die Legende tritt in veränderter Besetzung an, Enid Williams ist nach einem offenbar heftigen Streit aus der Band geflogen, den Bass übernimmt seit kurzem Tracey Lamb von ROCK GODDESS, die damit zum dritten Mal bei GIRLSCHOOL einsteigt. Es mag an der neuen Besetzung liegen, dass spieltechnisch nicht alles hundertprozentig rund läuft und die Geschwindigkeit im Vergleich zum letztjährigen HOA-Gig leicht gedrosselt erscheint. Das macht aber nichts, denn die Mädels gehen dennoch gut aufs Gas, klingen herrlich rotzig und versprühen ihren ureigenen Charme inkl. gegenseitigen Angepöbels. Die Halle geht gut mit, kein Wunder angesichts der vielen Klassiker in der Setlist. Neben „Demolition Boys“, „C’mon Let’s Go“ oder „Hit And Run“ etc. gibt es, glaube ich, nur einen neuen Song („Guilty As Sin“). Und natürlich kommen die schon nicht fast nicht mehr als Cover wahrzunehmenden Smasher „Race With The Devil“ und „Bomber“. Das amtlich mitgeschmetterte „Emergency“ beschließt einen weiteren unterhaltsamen GIRLSCHOOL-Gig.

 

PRAYING MANTISPRAYING MANTIS

 

Die letzte PRAYING-MANTIS-Show in Hamburg ist erst so kurz her, dass Jan ML es noch nicht mal schaffen konnte, unseren Bericht darüber mit seinen Fotos zu bebildern. (November 2018, ähem.) Dieses Konzert war nahe an der Perfektion, heute fällt leider nach dem ersten Song Jaycees Mikro aus, was der Holländer zunächst noch mit einem Griff zu einem Backgroundmikro kompensiert. Doch über dieses Mikro kann der Holländer sich offenbar nicht im Monitor hören, was ihn nach vier, fünf Songs fast ausrasten lässt. Er fordert die Technik auf, dieses Problem jetzt SOFORT zu lösen, andernfalls werde er das Konzert abbrechen. Hui, dicke Luft! Tino Troy behält seine unerschütterlich gute Laune, macht Faxen und unterstützt gleichzeitig seinen Sänger: „Jaycees voice is loud, but not that loud to sing without a microphone…“ Zum Glück gelingt es der Crew, das Problem dann doch recht schnell zu lösen und statt des ursprünglich verwendeten Funkmikros gibt’s nun eins mit Kabel. Jaycee ist schnell wieder bei Laune und eh superb in Sangesform – ich liebe diesen schmachtenden Gesang ja total. PRAYING MANTIS, das bedeutet Breitwand-Refrains, cremige Gitarren, majestätische Grooves, Twin-Harmonien zum Niederknien und eine NWOBHM-Ausprägung mit AOR-Glasur. Da ich sehr auf die neuen Alben stehe, empfinde ich die gesamte Darbietung als mitreißend und warte nicht ausschließlich auf die Klassiker. „Believable“ oder „Fight For Your Honor“ sind genau so gut wie „Captured City“, „Lovers To The Grave“ oder „Children Of The Earth” (na gut, fast). Bei letzterem gibt’s anfänglich ein Abspracheproblem oder so, jedenfalls spielt Drummer Hans In 't Zandt irgendetwas Unerwartetes und es dauert etwas, bis man zusammenfindet. Ich liebe solche Momente, denn wer will schon, dass immer alles fehlerfrei oder steril klingt? Ein grandioser Auftritt!

 

DEMONDEMON

 

Yeah, die Spannung in der Halle ist förmlich greifbar und als DEMON auf die Bühne gehen, meine ich, dass auch ihnen die Nervosität anzumerken ist. Diverse dieser Songs sind lange nicht gespielt worden, manche gar noch nie. Um es vorwegzunehmen: Das Wagnis gelingt! Dave Hill wirkt ganz selten etwas unsicher, singt aber bravurös und lässt die Gänsehäute in Quadratzentimetern wuchern. Die Band spielt das erwähnte Album chronologisch durch, was zwar heißt, dass man stets weiß, was als nächstes kommt, der Sache aber angesichts der Qualität des Materials keinen Abbruch tut. Es fällt schwer, aus dieser Phase des Auftritts einen Höhepunkt zu nennen, denn jedes Stück ist genial und für sich ein Meisterwerk. Während „Commercial Dynamite“, „Taking The World By Storm“ und „The Life Brigade“ die Crowd energisch durchschütteln, kriechen „Remembrance Day“ und „What Do You Think About Hell?“ unter die Haut.

 

DEMON

 

Nachdem mit “Blue Skies In Red Square” wieder ein Moodlifter folgt, spricht Dave Hill kurz über die Entstehung von „Time Has Come“ und den Tod von Mel Spooner. Das Stück marschiert dann so episch rein, dass ich Tränen in den Augen habe! „I guess we never sold out / So we were never really in / I wouldn't change the way it was / Or the places I have been / Just to have the chance to say / All the things I never said before / We learned to grow / To be free / We did it all.” Schluck. Wer nun gedacht haben mag, dass DEMON damit von der Bühne gehen, irrt, denn mittels ganzer acht weiterer Smasher zieht die Band sämtliche Scheitel stramm. „Sign Of A Madman“, „Total Possession“, „Life On The Wire“, „The Plaque“, “Don’t Break The Circle” (hier singt die ganze Halle mit), “Liar”, “Night Of The Demon” und “Helluva Night” machen das Ding zum Best-Of-Set.

 

DEMONDEMON

 

Ein geradezu magischer Abend, dessen Erfolg mehr als verdient ist! Ich bin begeistert und glücklich. Danke an Oliver und alle an der Organisation Beteiligten. Wer Bilder gemacht hat, möge sich melden.    

 

DEMON

Kommentare   

0 #1 Philipp 2019-11-03 15:16
Jetzt mit Fotos von Stefanie Gadow und Oliver Lange!
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