FEMME REBELLION FEST 4: (HEKSA), NO SUGAR, PETROL GIRLS, DISASTER JACKS / 20.11.2019 – Kiel, Alte Meierei

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Femme Rebellion Fest, was dat denn? Die Veranstaltungseinladungsinfo erläutert: „Femme Rebellion is a D.I.Y. Festival that wants to establish a non hierarchical space for musicians and music lovers of all gender.

At the beginning of the 90s many bands within the Riot Grrrl movement started a rebellion in order to fight for equal rights for women on the stage. After so many years we still have a long way to go. Especially in punk scene, where people discuss sexism since long time, actually it is still no matter of course to truly live equality. Therefore, we want to join everyone who shares our issue and fight for a music world, in which – one day – there will be no more hierarchies and no more sexism.

Inspired by the Neska Rock, a small festival in the Basque Country, and the Femme Rebellion tour of the two Spanish bands Milenrama and Penadas por la Ley, we want to bring this spirit to Germany and be part of this new attempt.

We want to abolish hierarchies and separation and empower people of all gender to enter to the stage and live their dream of a better world – with positive energy and a lot of electrifying music.

No matter what they keep telling you: the stage is for everyone!

Four Bands, four locations, a lot of good music, 100% D.I.Y., free from sexism, racism and money-madness.

Feel free to join us, help us to make this real and spread the word!”

 

Als ich eintrudele, ist noch nicht viel los, aber das ändert sich schnell. Auf welchen Kanälen dies auch immer gelungen ist, aber die Konzertgruppe Bikini Kiel und das Femme Rebellion haben ihr Zielpublikum erreicht, was ja nicht selbstverständlich ist. Wobei der Begriff „Zielpublikum“ auch nicht richtig passt – es findet sich vielmehr eine erstaunlich  heterogene Menschenmenge ein, wenn ich das mal am geschätzten Alter und/oder den Outfits festmachen darf. Mit meinen 51 Lenzen bin ich z.B. keineswegs der Älteste. Aber das ist ja auch alles egal – jedenfalls kommt der Mob bunt gemischt rüber, die Stimmung sehr positiv. Neben vielen Freundinnen und Freunden sind auch vage Bekannte am Start, während ich locker die Hälfte noch nie gesehen habe.

 

DISASTER JACKS, ein Trio aus Barcelona, eröffnen den Reigen mit fix gezocktem Hardcore/Punk. Ich bin nicht der einzige, der die Band noch während des Auftritts als „rotzigere DISTILLERS“ bezeichnet. Die vergleichsweise härtere Gangart resultiert aus Angis Stimme, die angenehm schmirgelt. Die Sängerin spielt ebenfalls Gitarre und zuckt, springt & deibelt auf eine sehr eigene Art auf der Bühne herum. Mag ich. Der Mob benötigt einige Songs sowie diverse Aufforderungen, um in Wallung zu kommen. Spätestens in der zweiten Sethälfte mehren sich dann die Tänzer*innen und der typische Halbkreis vor der Bühne lockert sich. Den Gesang ergänzt Bassist Dave durch klassisch wütendes HC/Punk-Gebrüll. Musikalisch ist das heute die Band, die mir am besten reinläuft, wobei die Konzerte von PETROL GIRLS und NO SUGAR auch super werden (die letzte Band versabbele ich komplett).

 

Ich bin derart erstaunt, dass PETROL GIRLS schon als zweites spielen, dass ich die Band erst gar nicht erkenne, obwohl ich sie bereits letztes Jahr in der Schaubude gesehen habe. Den ersten Song finde ich noch nicht so stark, da er recht vorsehbare Laut/Leise-Wechsel repetiert. Aber dann kommen PETROL GIRLS in Fahrt und Sängerin Ren Aldridge zeigt ein verblüffendes Facettenreichtum in ihrer Stimme. Sie könnte wohl durchgehend poppig-genehm singen, zieht es aber vor, nur kurze melodische Tupfer zu setzen und häufig derbe wütend zu schreien. Vor jedem Stück gibt es ausführliche Erklärungen zum jeweiligen Inhalt, was nicht jede*r Besucher*in gut findet. Ich mag das ja, zumal Aldridge nicht einfach irgendeinen „Please Buy Some Merch“-Kram labert, sondern Inhalte transportiert, die ihr eindeutig am Herzen liegen (Rassismus, Sexismus, Gewalt, Nationalismus, Solidarität mit Rojava…) Die zum Teil abgefahrene Gitarrenarbeit erinnert mich an FUGAZI, PROPAGANDHI oder REFUSED. Mit letzteren waren PETROL GIRLS gerade auf Tour und obwohl das bestimmt geil war, merkt man ihnen an, dass sie es genießen, wieder in einem D.I.Y.-Rahmen zu spielen. Bei „Touch Me Again“ schmettern viele mit – sehr geile NO-MEANS-NO-Hymne (nicht die Band, sondern das Prinzip). Ach ja, schönen Dialog im Publikum mitgehört – Person 1: „Wieso heißen die PETROL GIRLS, da spielen ja nur zwei Frauen mit?“ – Person 2: „Ist doch scheißegal. Bei den PRETTY MAIDS spielt gar keine Frau.“

 

Yeah, die Kieler*innen von NO SUGAR sind zurück aus den USA, wo sie u.a. auf dem FEST gespielt haben. Zunächst scheint im Publikum etwas die Luft raus zu sein, nachdem PETROL GIRLS den Mob so aufgewühlt haben. Aber der Eindruck täuscht oder währt nur kurz, viele bekommen schnell ihren zweiten Wind und nach wenigen Songs tanzt fast der ganze Innenraum (übrigens inklusive der PETROL-GIRLS-Bassistin, die bereits Fan zu sein scheint). Die Old School-Rock’n’Roll Grooves erweisen sich halt als unwiderstehlich, wobei NO SUGAR natürlich nicht ganz so einfach in eine Schublade einzuordnen sind. Jedenfalls wohnt allen Stücken ein ansteckendes Element inne, was nicht zuletzt am Gesang liegt, den sich Nina, Flicke und Willer teilen. Mein Favorit lautet zur Zeit „Friends Like You“, welches mit coolen Hooks und den genialen Zeilen "Who the fuck needs enemies with friends like you? / I think i do, but i don't need you / Who the fuck needs enemies with friends like you / our friendship is true, as the moon is blue” in der Birne bleibt. Zwischenfall gegen Ende des Konzerts: Ein Typ ruft “Schwarze Hose, Glitzer, Glitzer!” gen Bühne (ungefähre Wortwahl), Flicke reagiert souverän mit den Worten „Was soll denn das? Ich weiß genau, was ich anhabe.“ Was der Zwischenrufer wiederum mit einem „Buh!“ quittiert. Drei Mitglieder der Konzertgruppe komplementieren ihn daraufhin nach draußen.

 

Die letzte Band sehe ich nicht mehr. Wer etwas über HEKSA zu ergänzen hat, möge das tun.

P.S.: Gerade gesehen, dass Bassistin Liepa Kuraite die PATROL GIRLS Ende des Jahres verlassen wird.

Kommentare   

+1 #6 Philipp 2019-11-25 21:39
"Verwiesen" wurde er nicht, glaube ich, es gab wohl eine Diskussion vor der Halle. Ich hab die nicht mitbekommen, weiß daher nichts über den Verlauf.
Mein Eindruck war aber, dass er von NO SUGAR begeistert war, er hat jedenfalls die ganze Zeit getanzt.
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+2 #5 MoeAller 2019-11-25 21:22
Also, warum man für “Schwarze Hose, Glitzer, Glitzer!” des Saales verwiesen wird ist mir schleierhaft(ich war auch nicht da). Man kann da ja kiloweise Kram reininterpretieren, aber es soll auch Leute geben, die sich im besofenen Kopp einfach über fetzige Klamotten freuen...
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+1 #4 bernd badusch 2019-11-25 11:52
HEKSA waren noch ziemlich cool.
Die band kommt teils aus Madrid, teils aus Norwegen (die Gitaristin spielt noch bei Lucky Malice, die vor 2 jahren auch schonmal beim Femme Rebellion gespielt haben) und machen Melodischen, etwas melancholischen Punk mit 3 stimmigem gesang, und dazu wurde noch ordentlich geschwoft!
war insgesamt ein geiler abend!
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+3 #3 Bernd badusch 2019-11-24 21:12
Heksa waren auch noch ziemlich cool!
Melodischer Punk mit 3 Gesängen, es wurde viel dazu getanzt.
Die Band kommt zu 3/4 aus Madrid und 1/4 aus Norwegen, die Bassistin spielt noch bei Lucky Malice, die vor 2 Jahren auch schonmal beim Femme Rebellion mitgemacht haben.

Die Reihenfolge der Bands wurde auf den 4 Konzerten der Tour immer gewechselt, was ziemlich gut funktioniert hat.
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+1 #2 Philipp 2019-11-23 09:56
Hoppla! Danke für den Hinweis. Wird gleich korrigiert.
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+1 #1 bockfred 2019-11-23 08:02
Kurze Anmerkung: die Sängerin der Petrol Girls heißt Ren Aldridge, Liepa ist die Bassistin, dass letztere die Band verlassen wird ist korrekt.
Geile Band, geiles Konzert, geiler Abend. Die letzte Band habe ich leider auch nicht mehr gesehen, musste ins Bett.
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