AUTUMN BLAST V mit ILLDISPOSED, SHADOWBANE, HYDROPHOBIC / 07.12.2019 – Kiel, Räucherei

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Über die AUTUMN-BLAST-Festivalreihe hatte Kollege Vincent bereits mehrfach berichtet, während ich es aus unerfindlichen Gründen bisher noch kein einziges Mal geschafft habe, dort mal reinzugucken. Aber heute bin ich am Start, denn alles passt terminlich und allein die Bandnamen ILLDISPOSED und SHADOWBANE klingen hinreichend verlockend. Die bekloppten Dänen habe ich zuletzt 2005 gesehen, das gibt’s ja wohl nicht! Insofern habe ich im Vorfeld schon derbe Bock und werde dann aber regelrecht plattgewalzt in einem Maße, wie ich es nicht erwartet hätte. AUTUMN BLAST, here we go:

 

Wir sind etwas spät dran und haben bereits zwei Bands verpasst, als wir vor der Räucherei eintrudeln. Während drinnen die letzten Töne von entweder DREAMSCORE oder DUST RACE verklingen, begrüßen wir zahlreiche Bekannte aus Kiel und Hamburg. Die erste Band ist für uns somit HYDROPHOBIC aus Lüneburg. Puh, dat ist mal so gar nicht mein Ding. denn hier wird Slam Death gespielt und leider bestätigen HYDROPHOBIC die Regel, dass dieses Genre für mich wirklich komplett uninteressant ist. Wie üblich werden Breakdowns aneinandergereiht und der Sänger pendelt zwischen Quieken und Grunzen. „Hm, keine große Kunst“, urteilt Martina. Recht hat sie. Dennoch amüsieren wir uns nicht wenig über das vor der Bühne stattfindende Tanzvergnügen. Da gibt’s Circle Pits, Walls Of Death und diverse „Adler“. Letztere werden von denjenigen vollführt, die aus dem Reigen purzeln und sich unsanft langmachen. Wir vergeben Haltungsnoten. Eine klare Zehn bekommt der Typ, der mitsamt Humpen satte fünf Meter auf der Wampe schlittert – und dabei den Humpen so gekonnt hochhält, dass höchstens die Hälfte des Inhalts verschüttet wird.  

 

Holy shit! SHADOWBANE fand ich ja schon auf dem 2017er MELTDOWN und dem letztjährigen HOA super, aber heute legen sie doch glatt noch eine Schippe drauf. Temporeicher Heavy/Power Metal, zum Teil an der Grenze zum Speed Metal, immer mit tollen Melodien versehen. SHADOWBANE haben heute den besten Sound, die Gitarren braten schön laut und ihr Sänger Stefan thront mit kraftvoller Sirenenröhre im Mix. Gleich beim ersten Song wetzt ein Gasmaskenheinz über die Bühne und schwenkt eine Flagge mit dem Radioaktivitätssymbol. Total postapokalyptisch. Später kommt der Kerl zurück und reicht Musikern sowie Besucher*innen Reagenzgläser, in denen eine grüne Flüssigkeit schimmert. Gleich mal eine gegriffen und runter mit dem Gebräu! Es handelt sich zwar nur um ordinären Pfeffi, aber egal, geile Idee. Mit dem ANNIHILATOR-Cover „King Of The Kill“ bringen die Schattenkrieger den Mob in der sehr gut gefüllten Räucherei richtig in Wallung – bang your head or lose it!

 

Endlich mal wieder ILLDISPOSED! Ich besitze zwar vier Alben der Band, hatte aber bisher nicht mal mitbekommen, dass 2019 eine neue Platte erschienen ist. Da kann man mal sehen, wie heftig die Veröffentlichungsflut ist. Ich bin gespannt, ob Sänger Bo Summer (endlich mal ein Name, für den man nicht recherchieren muss!) immer noch so bekloppte Sprüche raushaut. Antwort: Nein, noch beklopptere! „Kiiiel, wir waren auf eurem Weihnachtsmarkt. Immer mit Schuss!“, „Wir sind Dänen, bisschen behindert“ oder „Kiiiiel, ich habe keine Angst für euch, nur Respekt!“ sind nur ein paar Beispiele, vorgetragen in gebrochenem Deutsch. Bei einem Muttersprachler hätte es wohl Fremdscham-Abzüge gegeben, bei Bo muss ich einfach lachen, ich geb’s zu. Nur dieses ständige Herumreiten auf dem Dänending nervt auf Dauer, obwohl ich durchaus ‘ne danophile Ader habe. Aber da scheißt mal der Hund drauf, denn wie verdammt heavy liefern ILLDISPOSED bitte ab? Die Gitarren könnten zwar lauter sein, dafür klingt Bo Summer einfach unfassbar räudig und aggressiv. Der Asi hat so richtig Speck auf den Stimmbändern und gehört zu den großen Charismaten des Death Metal. Mit der Zeit saugen auch die Klampfen immer derber am Ohr, sodass der jetzt proppevolle Innenraum wie im Rausch in einen Headbangingmarathon verfällt. „Throw Your Bolts“… - der Titel sagt alles, teilweise gemahnt der Groove der Band an die mächtigen BOLT THROWER, zumal Schlagzeuger Rasmus Schmidt sich als Könner erweist, der wiederholt durch cleveres Spiel wie gut gesetzte Deadnotes auffällt. Überhaupt wirkt die Band überraschend frisch. Mit „A Child Is Missing“, „Near The Gates“, „Days On The Floor“, „Submit“, “Purity Of Sadness” oder “Sense The Darkness” folgt ein Kracher auf den anderen und durch den Lärm horst du irgendwann ollen Sackers brüllen “geile Band, geiler Sänger, geiiiiiler Tyyyyp!” Boah, Begeisterung!

 

Komischerweise soll jetzt noch eine Band spielen, obwohl ILLDISPOSED als Headliner angekündigt waren. Leider dauert die Umpaupause ewig, wahrscheinlich muss die gesamte Backline gewechselt werden. Die meisten sind schlauer als wir und hauen ab. Das Warten lohnt sich nämlich nicht wirklich, denn der nun folgende PARAPHILIA-Gig erweist sich als abtörnend antiklimatisch. Das Duo fabriziert ein ziemliches Chaos. Aber es ist wohl auch erst die zweite Show der Band, so wird mir jedenfalls erzählt. Muss man vielleicht mal unter anderen Bedingungen sehen. So ist dat jedenfalls nix und auch wir schleichen uns nach vier Stücken mit fast schon schlechtem Gewissen aus der Hütte, stehen doch nur noch sieben Figuren auf der Tanzfläche herum…

 

Insgesamt ein gelungenes Fest, für das ich mir zum Teil einen besseren Sound gewünscht hätte. Ansonsten alles tiptop!

Kommentare   

+2 #2 Moritz / SHADOWBANE 2019-12-14 14:01
Danke für den geilen Bericht!

Für unseren hier gelobten Sound zeichnet sich der Soundmann Sascha unserer Freunde von Dreamscore verantwortlich, den sie uns freundlicherweise "überlassen" haben!
Er wird uns auch bei der Lasernight mischen :-)

Und unser Mr Radiation schwenkt natürlich nicht eine schnöde Radioaktiv-Flagge, nur das Nuclear-Biohazzzard-Symbol von unserem Albumcover ist over-the-top genug um Powermetal gerecht zu werden - in der schwermetallischen Apocalypse reicht eine tödliche Gefahr doch niemals aus ;-) :lol:

Spaß beiseite, danke für das Experten-Feedback!
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0 #1 Philipp 2019-12-14 13:45
"Paraphilia haben nach Illdisposed gespielt, da Illdisposed vor 24:00 von der Bühne sein wollten. Und an so einen Headlinerwunsch hält man sich dann auch. Was bei dem Umbau passiert ist, weiß niemand so genau."
(Autumn Blast Crew via Facebook)
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