HATE PLOW, ROTTEN SOUND, NOISE FOREST, DEBAUCHERY / 05.07.2003 - Kiel, Tucholsky

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Ihr habt sicher bemerkt, dass beim letzten Upgrade einige Fotos auf der Strecke geblieben sind. Zufällig habe ich kürzlich entdeckt, dass sich auch einige wenige Artikel nicht mehr in der Dremu-Datenbank befinden. Das geht natürlich gar nicht! Zum Glück habe ich zumindest die von mir verfassten Dokumente auf externen Festplatten gespeichert und so kann restauriert werden. Hier der vierte Teil in der Serie "verlorene Berichte" oder auch „Lost And Found“  (sagt gern Bescheid, wenn ihr weitere "Lücken" entdeckt), ein 17 Jahre altes Live-Review:

So, drei Tage nach diesem Konzert bin ich immer noch völlig begeistert und muss um Worte ringen, um zu vermitteln, was an diesem Donnerstagabend im Tucholsky abgegangen ist. Abgeschmackte Begriffe wie "geiles Geballer, ey!" reichen irgendwie nicht aus, um die schiere Intensität zu erfassen, die gerade HATE PLOW vermittelt haben.



Aber der Reihe nach. Erste Band und auf den Flyern gar nicht angekündigt waren DEBAUCHERY (man korrigiere mich, falls dat falsch geschrieben ist). Die erinnerten mich mit ihrem groovigen, Mid-Tempo orientierten Death Metal ziemlich an SIX FEET UNDER. Auch der Sänger grunzte in den untersten Regionen, die menschliche Kehlen oder Equalizer erreichen können. Wurde aber nach ein paar Titeln recht monoton. In den Songs passierte zu wenig und an die Klasse von Chris Barnes & Co. kam man kompositorisch nicht ran. Respekt aber an den Bassisten, der sich offenbar das Bein gebrochen hatte und den Gig trotzdem durchzog und zwar halt im Sitzen.

Dann NOISE FOREST, die ihren ersten Gig mit dem neuen Schlagzeuger spielten. Ganz ehrlich: Hätte ich`s nicht gewusst, dass da ein Neuer sitzt, wäre es mir nicht aufgefallen. Und das ist angesichts der Klasse des Vorgängers eine amtliche Leistung! NOISE FOREST machten mal wieder ihrem Namen alle Ehre, bangten alle mit nacktem Oberkörper um die Wette und wirkten höchst motiviert. Das Publikum ging zwar nicht so ab wie beim letzten Mal, was aber wohl an der noch frühen Uhrzeit lag (oder an den beiden Muckibuden-Ordnern, die man frech direkt in die erste Reihe gestellt hatte - voll abtörnend). Denn alle Statements zum Gig, die ich so aufschnappte, waren mehr als positiv. Kein Wunder bei Krachern wie "State Control", "Appetite" oder "Frost", die das Spektrum schneller Bratzerei bis hin zu massiven Schlürfparts perfekt abdeckten.

In der Umbaupause schlenderte ich zum Merchandisestand, um die aktuelle ROTTEN SOUND-LP abzugreifen, wo ich erst mal überrascht blinzeln musste, stand da doch PAUL SPECKMANN himself hinterm Tresen. Hat wohl kein Zuhause der Kerl! Der MASTER/ABOMINATION/SOLUTIONS usw.-Mainman erwies sich als sehr lockerer Gesprächspartner, nix von der in der Presse so oft erwähnten Arroganz war zu merken. Naja, wie man in den Wald ruft...

ROTTEN SOUND hatten sich passend zum Artwork der neuen Platte "Murderworks" (Klasseteil!) in blutverschmierte weiße Shirts geworfen. Mjam! Die Finnen grindeten los wie von der Tarantel gestochen und dachten nicht im Traum daran, mal den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Schön fertig der Klampfensound, der räudig und kaputt durch die PA schepperte! Egal, ob "Corporate Fuck", "Dirty Currency", "I, a Product" oder "Targets" - die Grindwalze mit der gewissen ENTOMBEDschen Todesbleilegierung rollte gnadenlos über uns hinweg.

Zwar finde ich ROTTEN SOUND auf Platte besser, doch vom letzten HATE PLOW-Gig Februar 2001 (auch mit ROTTEN SOUND) in Hamburch wusste ich bereits, dass nun der Höhepunkt des Abends folgen würde. Vom ersten Moment an ging ein Ruck durch die Menge, die sich bis jetzt mehr aufs Zusehen beschränkt hatte. HATE PLOW haben im Vergleich zur letzten Tour ordentlich an Erfahrung gewonnen und spielten SOFORT mit MOSHFAKTOR 200 auf. Eine unglaubliche Energie ging von der Band aus, was zum Einen an der gelungenen Verbindung von Death Metal und Hardcore liegt, zum Anderen am Geshoute und der Präsenz von Sänger Kyle Symons. Der brüllte, growlte und kreischte wie ein Besessener und bewegte sich ziemlich HC-typisch (erinnerte mich ein bisschen an den jungen Roger Miret). Insgesamt ging er wesentlich mehr ab als bei seiner anderen Band MALEVOLENT CREATION neulich in Berlin. Aber die musikalischen HC-Parallelen gehen bei HATE PLOW tiefer als lediglich in der Optik des Sängers, diverse straighte Riffs sprechen da `ne deutliche Sprache. HATE PLOW verbinden sozusagen die Brutalität des Death Metal mit der Energie des Hardcore. Dadurch eliminieren sie diese gewisse "Gemütlichkeit", die viele Death Metal-Bands auszeichnet, denn HATE PLOW sind einfach wilder, aggressiver und abwechslungsreicher. Wahnsinn das Drumming - präzises Highspeed-Gedonner, das allein schon eine Show für sich war. Der Mob tobte immer wilder, plötzlich tanzten mir Sterne vor den Augen - doch halt - dat lag am BETONSCHÄDEL von Metallerin Tini, den sie mir an meinen Holzkopp ballerte, dass es krachte...

 

Völlig geiles Konz, das dann um 1.30 Uhr eine verschwitzte, stinkende Meute hinterließ. Scheiß auf den Wecker am näxten Morgen, schüttel die Rübe!

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