SLIME, BITUME / 15.02.2020 – Husum, Speicher

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Achtung, SPOILER! Wer das SLIME-Konzert am Freitag in der Kieler Pumpe besuchen und noch NICHTS über die Setlist wissen möchte, der sollte diesen Bericht (noch) nicht lesen. Denn darauf werde ich natürlich eingehen, enthält diese doch so einige Überraschungen…

Geplant hatten wir den Abend ursprünglich ganz anders, da die Vladis mit TYSON in Lüneburg spielen wollten. Aber Eric wurde krank und so mussten wir absagen. Gute Besserung! Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Irgendwie kamen wir über Bekannte in den Besitz von Tickets von Leuten, die kurzfristig verhindert waren und für die wir dann im Gegenzug jeweils ein T-Shirt besorgen.

 

Vorm Konzert hängen wir noch herrlich im Speicher ab. SLIME spielen an diesem Wochenende wieder an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, beide sind ausverkauft. Trotzdem wird es nie drängelig oder nervig, die Stimmung ist super, aber selbst in der größten Euphorie bleibt der Mob entspannt und bricht nicht in einen völligen Blutpogo aus. Lustig: Vor der Bühne stehen zwei Absperrsegmente, die wohl Sängeranfasstypen fernhalten sollen. BITUME eröffnen den Abend und geben mir persönlich wenig. Gut gespielter, aber doch sehr glatter (Punk)rock. SLIME-Schreigräte Dirk guckt sich die Band von der Seite aus an und sagt später, es habe sich um die vielleicht beste Vorband der Tour gehandelt. Schade, hat er also AFFENMESSERKAMPF am Vortag verpasst.

 

Zu den Klängen eines düsteren Intros betreten SLIME die Bühne. Womit das Intro genau beginnt, weiß ich nicht mehr, aber es mündet in die legendäre Ansage von der „Pankehallen“-Livescheibe. „Ihr kleiner Scheißhaufen werdet dieses Konzert nich in Arsch machen!“ – Dirk Jora bewegt leicht grinsend die Lippen mit. Die werden jetzt doch nicht etwa…? Doch, sie werden! Die ersten drei Stücke entsprechen genau der Reihenfolge des 1984er Mitschnitts, also „A.C.A.B.“, „Hey Punk“ und „Legal/Illegal/Scheißegal“. Juchhu, hossa und hurra! Natürlich klingen die heutigen Versionen nicht mehr so ungestüm, 1984 hat sich die Band dabei ja mehrfach selbst überholt, aber Power haben sie immer noch. Mich haben SLIME damit eigentlich schon komplett im Sack, total geile Aktion zur Feier von unfasslichen 40 Jahren Bandgeschichte. „Digger, 40 Jahre, wo ist die Zeit bloß geblieben?“, wundert sich Jora dann auch selbst. Verschwendet haben SLIME sie jedenfalls nicht, das beweist die heutige Setllist, die locker 27 Stücke oder so beinhaltet. Ich fand das bei den letzten Touren schon bemerkenswert: Irgendwie spielen SLIME durchaus diverse neuere und ganz neue Stücke, schaffen es aber, fast alle relevanten Klassiker drin zu lassen und sogar Überraschungen einzubauen (wer hätte mit „Hey Punk“ gerechnet?). Außerdem ist es interessant zu sehen, dass sich bei jeder neuen SLIME-Platte das typisch deutsche Gemecker erhebt, spätestens auf der übernächsten Tour aber auch Stücke der „Mark III“-Besetzung akzeptiert und sogar gefeiert werden. So können z.B. „Sich fügen heißt lügen“, „Sie wollen wieder schießen (dürfen)“ oder „Ich kann die Elbe nicht mehr sehen“ den Mob definitiv bei guter Laune halten. Von der kommenden Platte gibt’s auch was zu hören, dabei bleibt mir ein Song im Ohr, der von Rio Reiser handelt und der Tatsache, dass man an die Utopie vom Paradies noch in den Achtzigern wirklich geglaubt habe. Kommt nostalgisch, aber so war es ja wirklich, das fängt die Stimmung dieses Stückes gut ein. Auf den letzten SLIME-Konzerten gab es ja so eine Art Akustik-Block, den ich persönlich etwas zu lang fand. Heute gibt es in der Hinsicht eigentlich nur „Gewalt“ sowie „Hier und jetzt“, die zwischen „Alptraum“, „Untergang“, „Alle gegen alle“, „Störtebecker“, „Deutschland“, „Religion“ usw. eine kurze Atempause ermöglichen. Sehr cool auch, dass „Goldene Türme“ wieder gespielt wird und bei „Schweineherbst“ geht am meisten Bewegung im Publikum ab, meine ich.

 

Es hat sich also sehr gelohnt. Ich fand SLIME sogar stärker als auf den letzten drei, vier Touren. Am Freitag in Kiel, und das auch noch mit den ZELLEN!

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