STARING GIRL / 03.03.2022 – Kiel, Hansa 48

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Aaaaah, erster DreMu-Live-Bericht 2022! Über zwei Monate mussten wir alle abermals komplett ohne Konzerte leben. Ob dieser kulturarme Zustand jetzt endgültig hinter uns liegt? Der Blick in die Ankündigungen von Läden wie Bambi Galore, Hafenklang oder Knust lässt mich auf positive Weise schwindelig werden. Verrückt und traurig ist es zugleich, dass mit den Krieg in der Ukraine bereits die nächste katastrophale Krise begonnen hat. STARING GIRL spenden übrigens die Hälfte der heutigen Merch-Einnahmen an Missionlifeline, um Geflüchtete aus der Ukraine zu unterstützen.

Ich entschließe mich völlig spontan und freue mich schon auf dem kurzen Hinweg zur Hansa 48, dass das möglich ist: Einfach aufs Rad schwingen, in einen geliebten Club gehen (drei Impfungen oder zwei plus tagesaktueller Testnachweis) und eine mir völlig unbekannte Band ansehen. Dazu Menschen treffen! Unfasslich.

 

STARING GIRL

Bild von der Fb-Seite der Band geklaut, besucht: https://www.facebook.com/staringgirlmusik

 

An Corona erinnert eigentlich nur, dass der Hansa-Saal bestuhlt ist und alle Besucher:innen sitzen. Wenn ich es richtig verstanden habe, hätte man auch im Stehen zugucken dürfen, dann aber halt mit Maske. Ich wäre auch der einzige Stehende gewesen, daher setze ich mich natürlich an einen Tisch mit Bekannten. Ein paar Meter weiter sitzt auch schon direkt Bocky hinterm Mischpult. Das ist ja geil, denke ich noch, denn dann kann der Sound ja nur gut werden, als es auch schon beginnt.

 

STARING GIRL erweisen sich als Mischung aus Indiepop, Singer-Songwriter und Americana. Der Klang gestaltet sich recht vielschichtig, drei Gitarren weben ein Geflecht aus flirrenden Postrockflächen, ruhigen Akustikpassagen und Hawaii artiger Slideguitar. Dazu kommt ab und zu eine Orgel zum Einsatz, später auch ein Gasttrompeter.  Um für jedes Stück die passenden Instrumente am Start zu haben, entsteht eigentlich nach jedem Song Bewegung auf der Bühne. Instrumente werden getauscht, neue herangezogen, Drummer, Bassist und einer der Gitarristen verlassen auch mal die Bühne und entschwinden in den Backstagebereich. Die Pausen werden aber charmant genutzt, in dem wir Zuschauenden dazu aufgefordert werden, der Band Fragen zuzurufen. Das wird nach anfänglichem Zögern auch weidlich genutzt und so erfahren wir ordentlich was von zu Hause. „Wo kommt ihr eigentlich her?“, lautet zum Beispiel eine völlig berechtige Frage. Ich wusste nichts über STARING GIRL und erfahre nun, dass die Roots der Band in Kiel liegen, obwohl heute kein aktuelles Mitglied mehr hier lebt. Aber Sänger/Gitarrist Steffen Nibbe hat sieben Jahre am Südfriedhof gewohnt und in dieser Zeit STARING GIRL gegründet (heute wird Hamburg als Herkunft angegeben, wobei drei der fünf Nasen in Westfalen leben). In dieser Zeit sind offenbar auch einige der heute präsentierten Stücker entstanden, z.B. „Cornflakes mit Milch“ (Steffen: „Als Student hatte ich oft weder Geld noch Bock zum Einkaufen und so saß ich häufig in meiner kleinen Küche, klimperte auf der Gitarre und aß… Cornflakes mit Milch“). Die Texte lassen aufhorchen, ich mag den Titel „Menschen in Geschichtsbüchern“, zu welchem mir sofort Assoziationen kommen. Interessant aber auch „In einem Bild“ oder „Vom Balkon aus“. Als auffällig guter Zocker überzeugt Gunnar Ennen, der von E-Gitarre zu Orgel zu Lap Steel Guitar wechselt. Letztere liegt halt auf den Knien und man sieht, wie Gunnar mit einer Slide-Bar diese typisch „hawaiischen“ Sounds erzeugt. Aber auch auf der E-Gitarre spielt er mehrere richtig amtliche Soli. Dazu hätte ich dann doch gern gestanden. Natürlich ist das keine Mucke, zu man stagediven oder ‘nen Bodenroller zelebrieren kann, ohne hochgezogene Augenbrauen der anderen Besucher:innen zu riskieren, aber so’n kleiner Wolter-Shuffle wäre drin gewesen. Macht aber nichts, denn ich habe diesen Abend auch im Sitzen total genossen.

 

Danke, Hansa-48-Crew, Danke STARING GIRL!

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