HÄLLAS, HOT BREATH / 06.05.2022 – Hamburg, Logo

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Es ist schon absurd, wie viele DreMu-relevante Konzerte am heutigen Tag stattfinden. Besonders bitter ist die Überschneidung HÄLLAS/HOT BREATH mit SANHEDRIN, STALLION & COBRAKILL im Bambi. Ich kann nicht mal sagen, welche der beiden Kombinationen für mich die qualitativ hochwertigere sein mag. Meine Entscheidung fälle ich schlicht nach dem Kriterium, welche Bands ich noch nicht gesehen habe. Letztere erhalten den Vorzug vor jenen, die ich mindestens einmal oder mehrfach live erleben konnte. HÄLLAS sind mir vor Corona knapp durch die Lappen gegangen und HOT BREATH kenne ich bisher nur durch die Info, dass hier (Ex-)Mitglieder von HYPNOS und HONEYMOON DISEASE zocken. Trotzdem keine ganz einfache Entscheidung, denn STALLION sind natürlich immer ein großer Spaß und SANHEDRIN begeisterten nicht nur live, sondern auch mit der aktuellen Scheibe „Lights On“. Im Zug treffen wir Leute, die gen Bambi rollen und alle finden es schade, dass diese beiden Konzerte nicht zusammengelegt werden konnten (geht natürlich häufig aus vielerlei Gründen gar nicht). Dennoch ist es vorm Logo knackevoll und man spürt förmlich, dass HÄLLAS bereits einen gewissen Status erreicht haben. Da die meisten Anwesenden die Band noch nicht live sehen konnten, liegt regelrecht Spannung in der Luft.

 

HÄLLAS

Bilder von Andreas Gennrich 

 

Boah, diese Schweden immer! Schon frech, wie tight und souverän HOT BREATH aufspielen. Immerhin sei es ihre erste Show außerhalb Schwedens, teilt uns der Bassist Anton Frick Kallmin mit. Auch der Look und das Gesamtauftreten sind so stimmig, dass HOT BREATH wie ausgebuffte Profis mit x Touren im Rücken wirken. Gibt es in Schweden ein Extraschulfach, in dem man das lernt? (Wahrscheinlich sogar mehrere, „Rock Posing“, „Rock Drumming“, „Songwriting“ etc.) Das soll aber jetzt nicht heißen, dass der Auftritt total einstudiert wirkt. Nein, HOT BREATH liefern schlicht astrein ab und pumpen ihren Rock äußerst vital in die Hütte. Was für eine Art Rock, fragt ihr? Der Hypesticker auf der heute abgeernteten EP sagt es mit folgenden Worten: „That fresh minty taste won’t keep this HOT BREATH away. With a pounding heart for that raw 60’s Detroit energy and the dirty streets of late 70’s London HOT BREATH is rushing with adrenaline and pure teenage-lust.” Man könnte ergänzen, welch ansteckend gute Laune die melodisch-rotzige Stimme von Sängerin/Gitarristin Jennifer Israelsson verbreitet. Kommt insgesamt auch stimmungstechnisch nicht rüber wie der durchschnittliche Vorbandgig, vielmehr feiert das bereits volle Logo die Band richtig doll ab. Hammer!

 

HOT BREATHHOT BREATH

 

HÄLLAS

 

Was wenig später folgt, ist kein Konzert mehr, sondern eher eine Reise. HÄLLAS erzeugen mit jedem Song in mir den Drang, meinen Rucksack zu schultern und loszuwandern. Adventure Rock, Alter! Ähnlich wie WYTCH HAZEL greifen HÄLLAS eine Stimmung auf, wie sie WISHBONE ASH erzeugen und rennen damit offene Türen ein. Die Zuhörerschaft kann als heterogen bezeichnet werden, denn neben Kuttenträger:innen versammeln sich heute auch Crustpunks, Classic Rockfans und halt Musiclovers jeglicher Couleur. Textsicher sind alle! Was wird hier mitgeschmettert, da krieg ich von Anfang an Gänsehaut. Das gilt übrigens nicht nur für die offensichtlichen Hits „Star Rider“, „Carry On“ oder „Tear Of A Traitor“, sondern echt für jeden verdammten Song. „To the depth of broken souls / Send the watcher of righteousness / Lacerated and alone / In the absence of empathy / Widespread wilderness, you roar / at the venom inside you / Could this emptiness be cured / Could regret make peace with debt” – das kann man sich aber auch mal auf der Zunge zergehen lassen. Der Gesang kommt genau so ätherisch-pathetisch wie auf den Platten, die Keyboards bringen eine verträumte Note ein, während Bass, Gitarren und Drums ebenso songdienlich wie detailverliebt gespielt werden. Insgesamt ist es wohl dieses Archaische in der Musik, welches so viele unterschiedlicher Hörer:innen anspricht und fasziniert. Gekleidet sind HÄLLAS in dunkle Mäntel, was perfekt passt, wobei sie meinetwegen auch in Kartoffelsäcken auf die Bühne kommen könnten. Ein beeindruckendes Konzert, ich kann den Besuch eines HÄLLAS-Auftritts dringend empfehlen. Diese Band könnte richtig groß werden, visuell ließe sich bei einem größeren Budget auch viel zu dieser Musik kreieren.

 

Noch ‘n Zitat zum Abschluss: „In the ruins of gold by the eastern sea shines a glowing sparkle of life / Beneath the remains from the once great ancient days It was lost, now needs to be found” (“Labyrinth Of Distant Echos”). Ich bin dann mal los, auf Abenteuerreise.    

 

HÄLLAS

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