PANZERFAUST, VELNIAS, FLAGRAS / 22.04.2022 - Kiel, Alte Meierei

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Die (letzte?) Konzertsaison der Infernal Crust Brigade ist bislang nicht arm an Highlights. Das hat schon ordentlich gerappelt in der Alten Meierei in den letzten Wochen.

Doch was am 22.04. diesen Jahres zu erleben ist, spottet jeder Beschreibung. Trotzdem, hier ein Versuch:

Dreimal BLACK METAL in unterschiedlichster Form und Ausführung wird heute erlebbar sein. Unter der Betitelung DEATH – DRIVE PROJECTIONS machen die Amerikaner VELNIAS und die Kanadier PANZERFAUST das europäische Festland unsicher. Unterstützt werden sie in Kiel dabei von den kultigen FLAGRAS.

 

PANZERFAUST

 

 

Endlich haben FLAGRAS ihre erste Scheibe draußen. "Lohe" benannt. Doch der Release – Gig dafür fiel dem beinah unvermeidlichen "C" zum Opfer. Doch heute darf die Lohe endlich lodern. Die Jungs haben wirklich Bock. Zumal seit ihrem letzten Auftritt vier Jahre (?) vergangen sind. FLAGRAS haben also einiges aufzuholen. Wie unschön, dass ausgerechnet heute der Bassist aus gesundheitlichen Gründen zu Hause bleiben muss.

 

FLAGRAS

 

Die musikalische Ausrichtung von FLAGRAS im schwarzmetallischen Kosmos ist durchaus mit atmosphärisch zu bezeichnen. Trotzdem ballert und blastet die Band ohne Rücksicht auf Verluste. Nicht zuletzt verleiht das Corpsepaint, das die Jungs tragen, den Geist des ursprünglichen, rauen Black Metals. Im Kontrast dazu stehen die mitunter sehr langen Songs, die getragene, hymnische Momente aufweisen. Für mich passt das alles heute wesentlich besser zusammen als beim ersten Auftritt, den ich vor Jahren an selber Stelle sah. FLAGRAS haben hart an sich gearbeitet und hauen mal eben so richtig einen raus! Richtig gut; das macht Bock auf mehr (und hoffentlich bald auf das Vinyl)!

 

VELNIAS

 

Im Vorfeld des VELNIAS–Auftrittes war mir allenfalls bekannt, dass die Band ein neues Album rausbringt. Gehört habe ich aber weder deren Musik noch war mir der Bandname geläufig. Nach diesem Abend ändert sich das allerdings. Nach den rohen, ursprünglichen Klängen wird es bei den Amerikanern eher ruhiger. Wobei man bei VELNIAS eine gewisse Eingewöhnungsphase braucht. Einerseits klingt die Band erhaben aber andererseits auch etwas schräg bzw. verschroben. Hat man jedoch den Faden aufgenommen, den die Band mit tollen Gitarrenharmonien ausgelegt hat, ist man nicht mehr zu halten. VELNIAS fesseln dich hymnisch und lassen dich ab und an ruppig zu Boden zu Boden stürzen, bevor sie dich wieder episch emporheben. Lang genug dafür sind ihre Songs. Wie schon erwähnt bleibt hier die Gitarrenarbeit wirklich hängen. Egal ob im getragenen, im doomig-langsamen oder im blastig-ruppigen Kontext: diese Harmonien krönen alles. Kann aber nicht jede/r nachvollziehen. Manche/n treibts nach draußen, weil die Songs möglicherweise einfach "zu viel" sind. Ich finds geil und gebe mich dem Fluss hin... - einfach wunderbar!

 

PANZERFAUST sah ich bereits im Sommer 2019, als sie mit UADA das Bambi Galore in Hamburg erschütterten. Damals völlig geplättet nicht nur vom herben Sound, sondern auch von der schieren Körpergröße ihres Frontmannes, hat sich diese Band ein Plätzchen in den Tiefen meines Musik–Verstandes gesichert.

Auch heute thront jener riesenhafte Frontmann hinter seiner Kanzel und predigt Verse von Tod, Leid und Zerstörung. Unter Kapuze und Maske verborgen, einen Brustpanzer aus Knochen tragend und zudem mit einem gewaltigem Handschuh an der Rechten, wird eine besondere Messe abgehalten.

Was für eine musikalische Wucht brandet von der Bühne ins Publikum! Wie die Geschosse einer Katjuscha, aka Stalinorgel, landet der überbordende Sound im zahlreich anwesenden Publikum. Black Metal, Death Metal, Industrial – mäßige Versatzstücke und nicht zuletzt Sirenengeheul, Explosionen, Blitzlichtgewitter und – passend zur thematischen Ausrichtung – Kriegspropaganda zur Versinnbildlichung von Leid, Tod, Hass und Verderben. Songtitel wie "Stalingrad – Massengrab" mögen - im Zusammenhang mit dem martialischen Auftreten der der Band – plakativ erscheinen. Jedoch wird hier vor Krieg und Zerstörung durch das derbe Aufzeigen (selten so einen ernstgemeinten Mittelfinger erlebt) und rabiate Verdeutlichen, gewarnt. PANZERFAUST ziehen alle Register, vollführen sozusagen ein Kriegsballett (die Gitarrenfront ackert zum Teil synchron) mit brutalsten Mitteln. Es ist verdammt LAUT, es tut verdammt weh! Die Meute vor der Bühne bekommt einen Nackenschlag nach dem andern. Gefeiert werden PANZERFAUST trotzdem. Eine brutale Glanzleistung sondergleichen. Danach ist tatsächlich erstmal die Luft raus. Alles richtig gemacht!

 

Torsten

Bewertung: 4 / 5

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