EXCITER, VULTURE, BÜTCHER / 21.06.2022 – Hamburg, Bambi Galore

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Im Dezember 2019 gastierten EXCITER zuletzt im Bambi (Bericht siehe hier) und spendierten uns zusammen mit ASOMVEL einen unvergesslichen Abend. In der Einleitung des entsprechenden Konzertberichts gehe ich bereits darauf ein, wie wichtig EXCITER für meine musikalische Sozialisation waren (erste gesehene Show 1985), daher klemme ich mir diesen autobiographischen Teil mal. Die Paarung mit BÜTCHER und VULTURE lässt Speedfreaks mit der Zunge schnalzen. Für mich war es also keine Frage, ob ich mir am selben Tag SEPULTURA auf der Kieler Woche oder eben EXCITER angucke. Wir müssen auf der Hinfahrt aber schon ein wenig bei der Vorstellung grinsen, was für Gesichter die SEPULTURA-Fans wohl machen, als statt der kurzfristig gecancelten Brasilianer UGLY KID JOE auf der Bühne erscheinen…

 

EXCITER

Bilder von Jan Bünning - Jans Instagram-Profil

 

Mein BÜTCHER-Fluch ist gebrochen! Ich liebe diese Band seit Tach eins, aber bei keiner der potentiell vorhandenen Gelegenheiten hatte ich Zeit. Und das, obwohl sie teilweise auf Festivals gespielt haben, bei denen ich anwesend war. Aber eigene Auftritte und in einem Fall eine Trauerfeier verhinderten mein erstes BÜTCHER-Erlebnis. Ich bin also heiß auf diese Hunde, stelle mich noch vor Beginn gierig in die erste Reihe – und werde nicht enttäuscht. Mit „Metallström / Face The Bütcher“ drücken uns die vier Belgier gleich die Nasen nach innen. R Hellshrieker kommt so manisch daher, wie ich es mir erhofft hatte. Blut in der Fresse und Wahnsinn in den Augen. Bei „45 rpm Metal“ gehen die Fäuste aller Anwesenden in die Höhe, der eingehärtete Refrain („45 RPM METAL / The Speed Metal wheel will spin in your attic tonite / 45 RPM METAL / This razor blade of vinyl will slit your throat“) wird frenetisch mitgegrölt. Eigentlich haben BÜTCHER jetzt bereits gewonnen, aber mit „Viking Funeral“, „Speed Metal Samurai“, „666 Goats Carry My Chariot“, „Inauguration Of Steele“, „Blakk Krusader“ oder „Speed Metal Attakk“ folgen weitere Großtaten. Klar, wer BÜTCHER erwähnt, wird schnell das Wort Speed folgen lassen, aber es gibt immer wieder auch geil melodische Momente, die von KK Ripper und Max Mayhem (EVIL INVADERS) filigran zelebriert werden. Mehrfach hält R Hellshrieker das Speed Metal Wheel hoch (hässliches Design by the way) und lässt es dann auf den Bühnenboden fallen. Das Ding ist derart heavy, dass das dadurch erzeugte Krachen die gesamte Band übertönt. Geil!

 

VULTUREVULTURE

 

Schade, heute haben wir mal jemanden mit professioneller Kamera-Ausstattung und entsprechenden Skills vor Ort, nämlich Jan Bünning (PARAGON), aber die Bühne ist derart dichtgenebelt, dass nur eine Handvoll brauchbare Bilder entstehen. Gut, zur Atmosphäre trägt das ja schon bei und darauf legen VULTURE definitiv wert. Ich finde, dass diese Band den visuellen Aspekt draufhat, denn alle bisherigen Cover- und Shirt-Motive erfreuen das metallische Auge (gilt auch für die Schwesterband LUZIFER). Aber wichtiger ist selbstverständlich die Musik – und wem könnte die nicht gefallen? Eine Mischung aus AGENT STEEL, EXCITER und EXODUS, könnte man sagen. Die Riffs knattern herrlich nach vorne und verweisen augenzwinkernd auf so manche Bay-Area-Legende. L. Steeler erinnert mich auch heute wiederholt an Paul Baloff (R.I.P.!) Mein persönliches Highlight aus der bisherigen VULTURE-Diskografie ist wohl das 2021er Album „Dealin‘ Death“, auf welchem die Band ihre Stärken gekonnt bündelt. Davon böllern heute u.a. „Gorgon“, „Malicious Souls“ und „Count Your Blessings“. Leider erwischen VULTURE einen etwas mumpfigen Sound, bei dem die Gitarren nicht optimal zu hören sind. Geht aber noch klar und hält keine:n vom Bangen ab. Mit einem abschließenden Cover von „Metal Militia“ begeistert die Band wohl alle Anwesenden (ich liebe dieses Riff ja so sehr).  

 

EXCITEREXCITER 

 

Was nun folgt, haut mich schlichtweg um. Obwohl ich EXCITER in dieser Besetzung (neben den beiden Originalmitgliedern Dan Beehler und Allan Johnson ist seit 2018 Daniel Dekay dabei - an der Gitarre) zum dritten Mal sehe, hatte ich eine derartige Attacke nicht erwartet. EXCITER setzen auf ihre vorherigen Shows in meinen Augen noch einen drauf. Alle Augen richten sich auf den mittlerweile weißhaarigen Beehler, den Maniac am Schlagzeug UND am Gesangsmikro. Er holzt mit vollem Körpereinsatz, dazu kreischt, krächzt und screamt er die Hütte in Grund und Boden. Als „schönen“ Gesang kann man das nicht bezeichnen. Aber war er das je? EXCITER konzentrieren sich auf die ersten drei Alben und bereiten somit ein wahres Speed Metal Schlachtfest: „Violence And Force“, „Stand Up And Fight“ und „Victims Of Sacrifice“ sind derart perfekte Heavy Metal Songs, dass es mir Tränen der Begeisterung in die Augen treibt. Rohe Kraft trifft auf – äh – rohe Kraft. Beehler steigert die Intensität, so dass neben mir jemand befürchtet, gleich werde er sein Drumkit zerstören. „Iron Dogs“, „Heavy Metal Maniac“ und „Pounding Metal“ sind ebenfalls in der Setlist. Man muss Daniel Dekay loben, wie er die Balance aus Dreck, Heaviness und Gefühl hinbekommt. Selbiges gilt für Allan Johnson, der jede Sekunde zu genießen scheint und zusammen mit Dekay brutale Backing Vocals beisteuert. Mein Fave des Tages ist wohl das ultimativ schwere „Beyond The Gates Of Doom“, bei dem ich Bierpullen schwenkend durchs Bambi randaliere. „Long Live The Loud“ und ein sehr gut gespieltes und kraftvoll gesungenes MOTÖRHEAD-Cover „Iron Fist“ machen schließlich den Sack zu. Schrieb ich neulich über HEAVY SENTENCE die Worte „Mehr Metal geht nicht“? Was kümmert mich mein Gefasel von gestern? Geht doch – bei EXCITER!

 

„Stand up and fight for the metal in your blood
Get mean to the forces of wrong
Sounds of raging thunder metal lust
Don't you know it won't be long”

Bewertung: 5 / 5

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