EARTHBONG – "Church of Bong" (Black Farm Records - France,Vinyl und Evil Noise Recordings – Norway, Kassette 2023)

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EARTHBONG

Hätte mir jemand prophezeit, dass ich dereinst zum "Doom hören" in die Kirche gehen werde, hätte ich lachend abgewunken. Allerdings habe ich mich da wohl etwas zu früh gefreut, denn was eine zwar altehrwürdige, aber umstrittene und überlebte Institution nicht schafft, macht eine lokal angesiedelte Band mit Leichtigkeit: Das Kieler Doom/Sludge-Trio EARTHBONG eröffnet seine "CHURCH OF BONG" und unversehens verharre ich in kontemplativer Meditation. Zwei Songs reichen aus, um mich in sakrale Verzückung zu versetzen und den Doom–Göttern zu huldigen. Schön langsam natürlich.

Seit 2018 wird von EARTHBONG das Riff geehrt und der Doom zum Dope gemacht (oder auch andersrum). Rauch und Nebel dürfen auf der Bühne dabei nicht fehlen. Ultraschwere Riffs dominieren das verschleppte Geschehen. Drei Studioscheiben und eine Live–Aufnahme stehen bisher zu Buche. Ganz aktuell nun "CHURCH OF BONG". Zwei Songs mit jeweils 20 Minuten Spielzeit. Das erscheint monströs und erschlagend (und gab es ähnlicherweise auf der Vorgänger–EP "Proceed As One" bereits). Aber Selly (voc/bass), Ogo (git.) und Tommy (dr.) fügen ihren neuesten Riffkanonaden abwechslungsreiche Töne hinzu.

So erklingen in "BONG AETERNA" leichte, psychedelische Gitarrenklänge sowie unverzerrte Basslinien. Da haben sich Psych-Bands wie Liquid Sound Company oder auch eine andere Kieler Band reingeschlichen; Kombynat Robotron nämlich. Umso intensiver knarrzt der Bass und wüten die Gitarrenriffs als vertrauter Kontrapunkt dann im restlichen Song.

Dieses Wüten setzt sich im zweiten Song "DIES BONGRAE" (s(ch)icke Wortspiele auch) nicht nur EARTHBONG-typisch fort, sondern auch sehr dissonant. Fast schon Black Metallisch; in jedem Fall aber hart Stoner-esk züngeln hier laute Noten und fiese Obertöne aus den strapazierten Saiten. Das Schlagzeug sorgt mit tribal ähnlichen Klängen für einen stetigen Fluss und repititives Erkennen. Zum Ende hin sorgen Saxophontöne für Erstaunen; denn – es sind gar keine, sondern Gitarrenklänge, die dieses Blasinstrument verdammt gut imitieren. Diesen Effekt steuert Jannes bei, seines Zeichens Gitarrist bei Spielo, Saufknast und Kombynat Robotron. Bemerkenswerte musikalische Einbringung!

Es gibt also einiges zu entdecken in der "CHURCH OF BONG"! Bandeigene Grenzen wurden weiter gefasst und überschritten und vorher gespielte und gehörte Muster sind dadurch nicht nur vertrauter, sondern auch verspielter und gewissermaßen frischer.

Drum lasset Euch taufen und erhebet Euch, auf das Ihr Einlass findet in die Bonghöhlen unter dem Berge! Das (sehr gelungene!) Coverartwork von Rino Pelli weist Euch den Weg.

ARISE! BAPTIZED!

 

EARTHBONG

 

Torsten

Bewertung: 5 / 5

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