MEGA COLOSSUS, SMOULDER, TOWER, ACID BLADE / 02.09.2023 – Hamburg, Bambi Galore

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Endlich mal wieder ins Bambi! Mein letzter Besuch liegt rekordverdächtige zehn (!) Wochen her, als CARNIVORE A.D. hier zockten. Und ich war bis gestern (Schaubude, Kiel) seitdem in keinem anderen Club. Über zwei Monate lagen ausschließlich Open Air Festivals an, über die ich zum größten Teil noch berichten werde. Pünktlich zur Indoor-Saison ist natürlich die Hitze zurück, haha! Aber selbst wenn draußen heute arktische Temperaturen herrschten, so sind angesichts dieses Billings unten im Bambi Zustände wie in einer Sauna zu erwarten. Wir stellen uns der HEAVY METAL HEAT von Angesicht zu Angesicht entgegen – ACID BLADE, TOWER, SMOULDER und MEGA COLOSSUS können sich über einen ausverkauften Schuppen freuen.

 

MEGA COLOSSUS

Bilder von Silvia Blaser.

 

ACID BLADEACID BLADE 

 

Angenehmerweise bedeutet „Sold Out“ nicht automatisch vollgestopft. Da der gesamte Merchbereich nach oben verbannt wurde, gewinnt man unten mehrere Quadratmeter. ACID BLADE legen so vor einer gut gelaunten und gleichzeitig entspannten Meute los. Ich hatte die Band letztes Jahr im Mai verpasst, da wir beim KINGS OF THE UNDERGROUND-Fest etwas zu spät aufschlugen. Für mich also ein Live-Debut. Ich hatte mich darauf gefreut, da ich sowohl die Split mit VENATOR (noch als ANGEL BLADE), das erste Demo als auch die Debut-LP „Power Dive“ häufig und regelmäßig höre. Und ich werde nicht enttäuscht. Die Dresdner bringen ihren Heavy Metal mit Leidenschaft und Schmackes auf die Bühne. Twin Lead-Gitarren, ein generell hohes Tempo, effektive Hooks und ein geil eigenständiger Gesang (für mache vielleicht zu hoch und fiepsig – I like it like that) erfreuen meine Ohren. Die Gitarren könnten allerdings im Mix etwas mehr knallen. Als besonders bühnentauglich erweisen sich „Hot Bloods On The Loose“, „Blast From The Past“, „Power Dive“ und das brandneue „Shooting Star“. Klay Mensana peppt die Show optisch etwas auf, indem er erst mit einem Schwert und wenig später mit einer mehrschwänzigen Lederpeitsche herumfuchtelt. Kinky!

 

ACID BLADEACID BLADE

 

TOWERTOWER

 

Yeah, gleich das nächste Live-Debut (für mich zumindest) und das von einer der besten neuen Bands überhaupt: TOWER aus New York! Die Band muss man eigentlich schon mögen, wenn man sie nur sieht. Denn sie wirkt wie ein Haufen musikverrückter Outlaws, die sich für ihre Vision auf die Straße begeben haben. TOWER legen los wie die Feuerwehr, mutigerweise mit einem noch unveröffentlichten Song namens „Under The Chapel“, auf den mit „Running Out Of Time“ und „Run For My Life“ zwei ihrer totalen Hits folgen. Sarabeth Linden scheint um ihr Leben zu singen. Was für eine kraftvolle Stimme und in den Bann ziehende Präsenz! Aber auch der Rest der Band gibt Gas und spielt sich zusehends in Rage – so rempelt der Bassist Philippe Arman den Gitarristen Zak Penley aus Versehen derart heftig an, dass dieser wiederum zur Seite taumelt und fast den ganzen Rack umkippt. Der Mob kommt ebenfalls in Fahrt und feuert die Band mit Sprechchören an. Mit „Metatron“, „Prince Of Darkness“ (Ozzy?), „Lay Down The Law“ und „Blood Moon“ folgt ein Großteil des genialen „Shock To The System“-Albums, welches jeder Heavy Metal Maniac (m/w/d) abernten sollte. Insgesamt eine Killershow, die nur etwas zu kurz ausfällt. Aber so lässt man die Zuschauer:innen hungrig zurück und es sollen ja noch zwei Bands folgen.

 

TOWER 

 

SMOULDERSMOULDER

 

Beim SMOULDER-Auftritt lässt sich ein interessantes Phänomen beobachten: Wirkt Sarah beim Soundcheck noch leicht angeschlagen, steigert sie sich während des Konzerts von Song zu Song. Und ich meine das nicht nur stimmlich, denn man sieht förmlich, wie sie immer tiefer in die Musik eintaucht und vor allem die Texte regelrecht lebt. So kommt es zu ganz unwahrscheinlichen Grimassen und Gesten. Der epische Heavy Doom Metal kommt super an. Ich finde eigentlich das neue Album „Violent Creed Of Vengeance“ am besten, heute erreichen mich aber zwei ältere Songs am stärksten/intensivsten: „Sword Woman“ verpasst mir eine Ganzkörpergänsehaut, gerade wenn Sarah den Refrain „I sell my sword to the highest bidder / To ride with my brethen / With shining steel by my side / Crush the traitors and revel in their cries!“ singt. Und wie bei jedem SMOULDER-Konzert sorgt „Ilian Of Garathorm“ für knisternde Magie: Die Zeilen „Fate calls a Champion! / Warrior, of many forms!“ brüllt offenbar jede:r Anwesende mit. Die gesamte Band ist gut drauf, Bassist Adam Blake zum Beispiel verschmilzt ähnlich wie Sarah mit der Musik, fällt auf die Knie und wirft den Kopf nach hinten. SMOULDER sind für mich auch deswegen so überzeugend, weil sie sich von der Bildsprache und auch vom Wortschatz her zu 100% im klassischen 80er Heavy Metal bewegen, gleichzeitig Themen verarbeiten, die sie als politisch oder gesellschaftlich relevant ansehen.

 

SMOULDERSMOULDER

 

MEGA COLOSSUSMEGA COLOSSUS

 

Da bisher alle Bands eher kurze Sets gespielt haben, ist die Luft bei MEGA COLOSSUS keinesfalls raus. Im Gegenteil, die Leute sind heiß und gehen vom ersten bis zum letzten Ton voll mit. Mir macht der Auftritt genau so viel Spaß wie der gestrige – es ist ja auch mal ganz interessant, zwei aufeinanderfolgende Shows derselben Band zu sehen. Fand ich den Sound am Vortag etwas differenzierter, liegt heute der Gesamtenergiepegel doch höher. Es mag an der ausverkauften Show liegen, den generell etwas euphorischeren Hamburger:innen oder an den perfekten Größenverhältnissen im Bambi (Bühne nicht zu hoch, nicht zu niedrig, keine Ahnung), jedenfalls brennt durchgehend der Baum. Nagelt mich nicht darauf fest, aber ich glaube, dass die heutige Setlist mit der gestrigen identisch ist. Wo du hinguckst, siehst du grinsende und/oder bangende Leute. Die Riffs und Soli flitzen aus der Anlage, die mehrstimmigen Gesänge laden zum Mitschmettern ein, selbst wenn man die Texte gar nicht kennt, die Rhythmus-Sektion sorgt für vielschichtigen Groove. Von der Dynamik her muss ich manchmal an PROPAGHANDI denken, die sich ansonsten stilistisch nicht als erster Vergleich aufdrängen. Als Highlights erweisen sich „Iron Rain“, „Razor City“, „Run To The Fight“, “Tinker Tanner”, “jihad, jihad!“, „Swords Of Death“, „Wendigo“ und “Sea Of Stars”. Wobei die beiden neuen Songs vom kommenden Album auch für Begeisterung sorgen und somit einiges für den “Riptime”-Nachfolger erwarten lassen. Bombe!

 

MEGA COLOSSUSMEGA COLOSSUS 

 

Da blieb kein Auge trocken, verschwitzt und glücklich verlassen wir das Bambi und freuen uns auf kommende Veranstaltungen mit BULLET, RAVEN, HIGH SPIRITS und wat noch.

 

MEGA COLOSSUS  

Bewertung: 5 / 5

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