HEADBANGERS OPEN AIR XXV / 28.07.2023 – Brande-Hörnerkirchen, Tag 2

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Morgens kommt erst mal …der Staubsaugervertreter! Wait, what? Doch, doch, ihr habt richtig gelesen: Da schlurft so ein Kerl mit einem ollen Staubsauger zu den Zelten, bleibt bei den ihr Frühstück genießenden Bangern stehen und bietet seine Ware feil: „Hier, also bei euch sieht’s aus, als könnte mal wieder gesaugt werden! Habe zum Glück das passende Modell dabei!“ Manche antworten, sie hätten gern erst mal eine Vorführung, worauf sich ein Gespräch über Arbeitslohn, Preisentwicklung und Gewerkschaftsarbeit entspinnt. „Ich habe ja auch ein Soll zu erfüllen. Der Stundenlohn ist schlecht. Dazu die Witterungsbedingungen!“ Jo, herrlich, so kann man ins Festival starten.

 

VICIOUS RUMORS

Bilder von MJ und Max von Lobeck - Social Media Management 

 

STEELPREACHER 

Diese Band ist der perfekte Einstieg in den Festivalfreitag. Sie predigen Stahl und sparen nicht beim Bier. Über die Bierdusche für die ersten Reihen freuen sich nur die Fotografen nicht, die schnell fluchend fliehen. Wer aber nun meint, dass STEELPREACHER nur Schunkelmusik böten, der täuscht sich. Vielmehr gibt’s mehrere richtige Hits, die sogar mit tollen Melodien aufwarten. „We don’t get drunk, we just get awesome“, sag ich nur. Macht Laune! 

 

COVEN

Spielen heute COVEN, COVEN oder COVEN? Dies weiß nicht jede:r, weshalb sich die einzig wahren COVEN (die Thrasher aus Seattle) den Zusatz 6669 geben. Dass man diese Band mal live sehen kann! Ich bin großer Freund der „Blessed Is The Black“-LP und freue mich darüber, Songs dieser Scheibe live um die Rübe geklatscht zu kriegen. „Iron Dick“, „McDonaldland Massacre“… kommen mit Power aus den Boxen, den Sänger Jamie Carter möchte ich als manisch bezeichnen. Und super finde ich seine Ansage: „We don’t have a booker, no manager, we’re still D.I.Y.!“ So geht das! 

 

RHABSTALLION 

Dieses Jahr gibt es beim HOA für meinen Geschmack zu wenig NWOBHM-Bands, denn das ist meine favorisierte Metal-Richtung (wobei die Bands, die man unter dieser Bezeichnung zusammenfasst, natürlich theoretisch recht unterschiedlich klingen können). Immerhin aber sahen wir am Donnerstag JAMESON RAID und morgen werden noch DEALER, TYTAN und TRESPASS spielen. Und heute eben RHABSTALLION. Hier könnten tatsächlich noch alle Musiker Originalmitglieder sein, alt genug sehen sie aus. Wie bei vielen NWOBHM-Truppen klingt die Musik zeitlos und knackig, wobei die Band eher hardrockig als metallisch vorgeht. Mich begeistert vor allem der sehr gute Gesang (Andy Wood), der Sound ist top. Gespielt wird vor allem altes Material, aber auch einige neue Nummern, die 100%ig dazupassen. Meine Highlights heißen „Driving Seat“, „Back In The Saddle“ und „Stand Up“.

 

VULTURE 

VULTURE brennen alles nieder! Ich habe die Band schon oft live gesehen, so gut wie heute waren sie noch nie. Die Gangshouts sitzen akkurat und pushen die ohnehin aggressiven Songs noch nach vorne. Ich habe den Eindruck, dass der Gesang mittlerweile abwechslungsreicher klingt, wobei die Gitarristen zusätzlich reingebölkte Lines beisteuern. Tight und räudig zugleich fräsen „Vendetta“, „Malicous Souls“ oder „Clashing Iron“ durch den Garten. Frontschwein L. Steeler gibt dem Speed/Thrash einen Paul-Baloff-Touch, was durch die EXODUS-Nummer „A Lesson In Violence“ noch mal mit dem dicken Edding unterstrichen wird. Ich freue mich jetzt schon auf Longplayer Nr. 4, der „Sentinels“ betitelt ist! 

 

LADY BEAST 

Müsste ich mich auf die absolut beste Band des Wochenendes festlegen, kämen LADY BEAST in die engere Wahl. Für manche stellt die Band eine Überraschung dar, ich habe sie schon länger auf dem Schirm (Andreas feierte „The Vulture’s Amulet“ auch hier auf DreMu ab). Dass sie live allerdings so herrlich abliefern, hätte ich nicht zu hoffen gewagt. LADY BEAST wirken sehr motiviert, die Bassistin wurde auch schon vorher bangend im Mob gesichtet. Der Sound drückt, die Performance ist dynamisch und energiegeladen. Sängerin Deborah Levine stellt eine Klasse für sich dar, singt sie doch mit viel Power und Leidenschaft, bewegt sich pausenlos, peitscht den Mob auf und zieht frenetische Grimassen. Musikalisch bewegen sich LADY BEAST zwischen Heavy Metal und Speed Metal, wobei sich ab und zu auch leichte Punk-Vibes heraushören lassen. Total geil! 

 

KATE’S ACID 

ACID mal zu sehen, das war für mich lange ein unerfüllter Traum. Und nun erlebe ich Kate de Lombaert mit ihrer neuen Besetzung bereits zum zweiten Mal nach dem Gig auf dem KEEP IT TRUE. Die Musiker sind alle sehr gut (Gitarrist Andreas Stieglitz kennt man zum Beispiel von SPEED QUEEN) und auch Kate selbst zieht voll durch. ACID spielen alle Hits („Maniac“, „Hooked On Metal“, „Max Overload“, „Hell On Wheels“…) sowie das DIO-Cover „Stand Up And Shout“. Ich finde es musikalisch im Vergleich zum KIT-Auftritt heute etwas stärker, wobei die Stimmung in Lauda-Königshofen besser war. Das ist natürlich Nebensache und so kann auch diese ACID-Speed-Metal-Sause als voller Erfolg verbucht werden. Gern wieder! 

 

VICIOUS RUMORS

 

VICIOUS RUMORSVICIOUS RUMORS

 

Die Lösung des in Teil 1 beschriebenen Sängerproblems heißt Brian Allen. Der ist doch glatt on short notice aus den Staaten rübergejettet. Ein Rehearsal kann es ja nicht wirklich gegeben haben, trotzdem zieht die Band zwei Stunden lang wie geplant durch. Erst gibt es die komplette „Digital Dictator“, dann folgt „Soldiers Of The Night“. Natürlich kann Brian Allen nicht das komplette Material singen, weswegen wieder Larry Howe und Geoff Thorpe Teile des Gesangs übernehmen. Ich kann mir nicht helfen – dieser Auftritt wirkt durch die Umstände noch energiegeladener als es VICIOUS RUMORS ohnehin schon live sind. Und als Brian Allen sich an „Soldiers“-Songs wagt, die er noch nie zuvor live gesungen hat, dreht die Meute komplett durch. Ich mag es ja besonders, wenn erst etwas nicht klappt und eine Band das Ding trotzdem wuppt. Man merkt allen Bandmitglieder auch deutlich an, dass sie erleichtert sind. Am Schluss zaubern sie auch noch Ex-Shredder Ira Black aus dem Hut, der zusammen mit seinem Sohn (!) die Bühne erklimmt und eine alles zerstampfende Version von „Don’t Wait For Me“ mitballert. Legendär! Respekt für VICIOUS RUMORS!

 

VICIOUS RUMORSVICIOUS RUMORS

 

 

PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS

 

PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONSPHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS 

 

An diesen Auftritt hatte ich ehrlich gesagt keine großen Erwartungen gestellt. MOTÖRHEAD-Songs ohne Lemmy, naja… Dazu der VR-Abriss direkt davor, da kann man eigentlich nicht mehr groß was bewegen. Doch ich werde positiv überrascht! Der Sänger (Joel Peters) gefällt mir auf Anhieb, macht er doch Lemmy keineswegs einfach plump nach und besitzt dennoch eine geil kräftige Röhre. Besonders die Songs aus den „golden years“ machen in dieser Form richtig Laune, z.B. „Iron Fist“, „Damage Case“, „Bomber“ oder „Overkill“. Sogar „Silver Machine“ aus alten HAWKWIND-Tagen wird gespielt, womit ich nun nicht gerechnet hätte. Ob man unbedingt auch „God Save The Queen“ covern muss, nur weil MOTÖRHEAD das mal getan haben, weiß ich zwar nicht und auch „Born To Raise Hell“ gehört zu etwas weniger zwingenderen Nummern in der Setlist (das Ding ist einfach etwas totgenudelt). Dennoch kommt eine amtlich Rock’n’Roll-Party in Schwung, zumal mich auch die eigenen Songs der Band überzeugen. Chef Campbell wirkt griesgrämig, seine drei Söhne und der Sänger legen dafür umso mehr Spielfreude aufs Parkett. Nice, ein guter Abschluss!

 

PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONSPHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS

 

TBC…

 

PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONSPHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS

Bewertung: 5 / 5

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