NO MEANS NO / 11.04.07 – Hamburg, Fabrik

0 Dislike0

„OLD ist the new YOUNG“ verkünden NO MEANS NO nicht ohne Selbstironie auf ihren neuesten Shirts. Hm, wer Eigenschaften wie Spontanität, Spielwitz, Energie oder Leidenschaft mit „Jugend“ verbindet, der dürfte überrascht werden, wenn man ihn/sie in den Pit vor die Bühne schubst, auf der NO MEANS NO gerade zocken… Denn all diese Attribute verkörpert das kanadische Trio – und noch mehr! In dieser Form wird man nämlich derart geballten sarkastischen Wortwitz oder ein in sprichwörtlichen Jahrzehnten gewachsenes Zusammenspiel NICHT bei ’ner U-30-Band finden. 

 

NO MEANS NO 

 

Dabei gingen die mittlerweile wirklich schlohweißen NO MEANS NO locker mit der Tatsache um, dass sie „fucking old“ sind. Nicht umsonst hamse auf einer ihrer letzten Scheiben ein Foto von einer Wand druff, auf die jemand sinngemäß gesprüht hat, die „alten Säcke von NO MEANS NO mögen sich doch bitte endlich verpissen“. Fanden sie halt komisch, und wenn man sie darauf anspricht, lachen sie nur und verkünden: „Yeah, and this picture is from 1986!“. Dazu passend erzählte uns Bassist Rob Wright heute, dass der letzte Gig in HH der totale Horror für ihn gewesen sei: Er habe sich kurz vorm Auftritt einen Hexenschuss zugezogen und habe sich kaum bewegen können: „That was the LOWPOINT in 25 years of making music…“

 

Aber HEUTE war alles roger mir Rob – er schnitt die unglaublichsten Grimassen, war sich nicht zu schade, sich auf der Bühne herumzuwälzen und spät am Abend – nach geschätzten ZWEI Stunden voller Schweiß und Krach – ließ er sich gar dazu hinreißen, oben ohne zu zocken (und so das eingangs erwähnte Tourmotto zu unterstreichen…).

 

Jedoch der Reihe nach: Die als Vorband angekündigten MALKOVITCH fielen aus – machte nu nicht so viel, kannte eh keiner… Dann schlenderten NO MEANS NO ganz gelassen auf die Bühne, Drummer John Wright nahm wieder seinen Platz an dem traditionell seitwärts aufgebauten Drumset ein… UND AB ging die irrwitzige Abfahrt. Nun habe ich NO MEANS NO natürlich schon live gesehen (unvergessen bleiben Konzis auffer Walli/Treibsand oder hier in der Fabrik, als sie NACH dem NO MEANS NO-Set noch einen HANSON BROTHERS-Gig rangehängt haben…), aber einen so enthemmten Abend habe ich weder von Band noch Publikum erwartet! Die Fabrik war gut gefüllt und der Mob zeigte vom ersten Song an eine enorme Tanzwut, die sich mit jedem Song noch zu steigern schien. Erfreulicherweise wartete man also gar nicht auf die „Klassiker“, vielmehr war das Publikum mit der neuen Platte „All Roads Leads To Ausfahrt“ sehr gut vertraut! Ist ja auch ein Kracher, für mich eine der besten Platten der Band (kenn keinesfalls alle). Davon gab es denn auch „Slugs Are Burning“, „In Her Eyes“, „I’m Dreaming And I Can’t Wake Up“, „The Hawk Killed The Punk“, „I See A Mansion In The Sky“ und – YEAH – die völlig genialen Songs „Heaven Is The Dust Beneath My Shoes“ (sehr geil die gesprochenen Parts von Rob) und „Mondo Nihilissimo 2000“ („Nothing means anything, everything’s permitted / Nothing is forbidden, so anything goes“…). Die drei Freaks verschmolzen musikalisch irgendwie miteinander, es war, als lauschte man EINEM Instrument, derart tight klatschten Gitarre, Bass und Schlagzeug aufeinander. Gut, dass man sich zwischen den Songs kurz erholen konnte, denn entweder hielt einer der drei einen Monolog oder sie warfen sich untereinander irgendwelche Nettigkeiten an die Köppe. Und natürlich gab es AUCH Klassiker wie „The Tower“, „Two Lips, Two Lungs And One Tongue“ (inklusive MOTÖRHEAD-Cover „Jailbait“), „Now“, „Big Dick“ oder „Rags And Bones“…

Wie alle NO MEANS NO-Auftritte, denen ich bisher beiwohnen durfte: unvergesslich. Und lehrreich. Denn: All roads leads to... somewhere!  

http://nomeanswhatever.com/

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv