FINNTROLL, DIE APOKALYPTISCHEN REITER etc. / 29.04.07 – Hamburg, Markthalle
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Montag, 30. April 2007 00:00
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Die ersten Bands waren eher langweilig, können also fix im Schnelldurchgang abgehandelt werden:
ALL ENDS: verpasst…
MACHINE MEN: Flotter Metal im MAIDEN-Stil, allerdings recht farblos im Vergleich zu anderen „jungen“ MAIDEN-Epigonen wie POWERVICE oder WOLF. Keine Hits in Sicht.
TAROT: Vollkommen langweiliger Hardrock.
AFTER FOREVER: Schröcklicher Opern-Metal mit so einer Chanteuse, die im Winde eines Ventilators hin- und hertänzelte. Gnade!
Nu aber! Welche Band verkörpert besser die hemmungslose Lebenslust des Metal als die APOKALYPTISCHEN REITER? Die fünf Sickos klingen vollkommen einzigartig und sind trotz (oder gerade aufgrund?) ihrer sinnverwirrenden Stiloffenheit mittlerweile angesagt wie Schwein. Sänger Fuchs turnte barfüßig und schelmisch grinsend über die Bühne, während der Rest der Band aus allen Rohren feuerte, bis es qualmte. Man hatte sich für ein ziemliches Knüppelset entschieden. Dadurch fehlten einige der großen Hits wie „Die Sonne scheint“ oder „Metal Will Never Die“. Andererseits fielen aber auch einige der arg pathetischen Parts weg – das einzige, was mich persönlich manchmal an den REITERN nervt. Vollgas also mit Übersongs wie „Unter der Asche“ oder „Reitermania“. Dr. Pest hockte gestörterweise in so einer Art überdimensionalem Vogelkäfig, von wo aus er seine Tastenattacken auf uns abließ. Fuchs holte galant den einen oder anderen Fan auf die Bühne. Doch wenn diese gedacht hatten, sie dürften nun mitsingen oder wat, hatten sie sich getäuscht, sie wurden zu Dr. Pest in den Käfig gesperrt und dort erstmal angekettet… Ansonsten wie immer Spielfreude pur bei den REITERN, immer wieder gern gesehen.
Die sehr gut gefüllte Markthalle blieb euphorisch, als eine barbarische Horde Trolle ihre Invasion begann. Der neue Sänger Vreth hat zwar meiner persönlichen Meinung nach ’ne geilere Stimme als sein Vorgänger Wilska, sieht aber leider nicht so „trollisch“ aus, sondern halt wie ein durchschnittlicher Headbanger. Aber scheißegal, was interessieren Äußerlichkeiten, wenn so heftig und gleichermaßen originell musiziert wird. Was für eine geniale Idee, derben Metal mit Offbeats zu verbinden, russische & finnische Folklore und entsprechende Instrumente mit traditioneller Metalschroterei. Im Gegensatz zu Bullshit wie KORPIKLAANI klingt der Humppa-Einfluss bei FINNTROLL weiterhin nicht lediglich wie ’ne niedliche Sauf-Animation, sondern wird atmosphärisch dicht mit Black Metal verwoben. Was nicht heißt, dass hier nicht exzessiv Party gefeiert wurde… Man ging schon nach den REITERN wie auf Klettverschluss, und das änderte sich jetzt nicht … Es gab Highlights von „Ur Jordens Djup“, „Nattfödd“, „Jaktens Tid“ und „Midnattens Widunder“, wobei man die gesamte Spielzeit über herrlich die Rübe schütteln und trollisch abgehen konnte. Will sagen, dass es eigentlich keine langweiligen Momente gab oder überflüssige Songs, „Trollhammaren“ wurde natürlich mit am heftigsten abgefeiert, neben „En Mäktig Här“ und „Skogens Hämnd“ vielleicht. Es gilt dasselbe Fazit wie bei den REITERN.