ARMSTRONG, KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN / 06.02.08 – Kiel, Luna

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Gleich zwei Kieler Bands, deren Mitglieder fast alle seit zwei Dekaden die Kieler „Szene“ mindestens mitgeprägt haben, die zugleich auch beide einen der ersten Auftritte in dieser Form bieten. Dat macht neugierig, zumal nicht wenige gespannt waren, wie Olaf „Bille“ Billand nach über zehn Jahren Bühnenabstinenz abgeht oder wie sich ARMSTRONG überhaupt jetzt mit Christian Bahr am Schlagzeug und dem Ex-Drummer (krasser Film selbigen Titels by the way) Ingo am Gesang anhören. Oder was uns das Trio Jochen Gäde, Steffen Frahm und Lars Stuhlmacher unter diesem …äh… einprägsamen Namen präsentieren möge…

Kein Wunder also, dass sich der Schuppen trotz unattraktivem Mittwochabendtermin fix füllte und Gestalten dort eintrafen, die ich persönlich zum Teil seit JAHREN nicht mehr gesehen habe. Das gab so einige spannende Klatsch- und Tratsch-Geschichten. Zum Beispiel isses doch interessant, dass objektiv die Zahl der Deutschen zurückgeht, subjektiv aber unglaubliche viele Bekannte gerade Eltern werden. Mit Interesse registrierte ich auch, dass am 14.02. im Luna „American Hardcore“ läuft, den ich immer noch nicht gesehen hab.

 

Gut, also begannen KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN das Konzert. Jochen Gäde weiterhin mit durchsichtigem Instrument, jedoch nicht dem Drumset, welches er angeblich mal einer IRON MAIDEN-Coverband abgekauft hat, sondern einer Gitarre und einem Mikro vor der Fresse (natürlich). Es gab eine verwegene Mischung aus Punk, Pop und Elektro, Assoziationen zu völlig unterschiedlichen Bands wie TRIO, NO MEANS NO oder den ganzen Jensen/Schiffen-Bands (übrigens unbedingt die neue KOMMANDO SONNE-NMILCH „Jamaica“ verhaften! 100% Wahnsinn!) drängten sich mir auf, aber das ist wahrscheinlich völlig subjektiv, jede/r Besucher/in hatte da sicherlich andere Vergleiche im Kopp oder genossen das ganze einfach völlig unanalytisch. Die Texte scheinen jedenfalls bemerkenswert zu sein, „Du hast die ganze Stadt von unten gesehen“ hieß es hier, „zweimal kurz, einmal lang, viermal kurz“ (oder so) morsealphabetisch dort. Als den „prolligsten Song“ bezeichnete Steffen einen Titel, der hoffentlich nicht autobiographisch war – es ging um einen jungen Mann, der seine ersten sexuellen Erfahrungen in den Mittzwanzigern macht, bis der Knoten dann endlich platzt heißt es im Refrain ständig „…und noch immer nicht gebumst“. Ganz kurzweilige Sache also, sehr gut gezockt auch, für meinen Geschmack hätte das Gerumpel aus der Dose reduzierter sein können, aber in der Hinsicht bin ich ’n Banause.

ARMSTRONG rissen dann erstmal die P.A. ein paar Stufen höher auf, was aber nicht nervte, da der Sound gut blieb. Sofort zeigte sich, dass die extreme Umorientierung der Band einen enormen Schritt nach vorne markiert. Ingo klang zudem live VIEL besser als auf der ohnehin schon amtlichen EP. Sein Organ kam live bei aller Melodie kraftvoller, rotziger, dreckiger. Drummer Christian sorgte wie von ihm gewohnt für einen unglaublichen Schub. Zusammen mit Sir Uncle Quarko zerknüllte mir das den vorher noch hastig verschlungen Veggieburger im Magen. Yeah, und die Klampfen klangen nun wirklich gar nicht mehr nach Stonerrock, Punkrock der allerersten Stunde war die Referenz. Bille hat man es nicht angemerkt, dass er länger keinen Gig gespielt hat – der letzte GO AHEAD-Auftritt schien gestern gewesen zu sein (gut, ein paar Haare hat er schon weniger auffer Birne). Olli beschränkte sich natürlich nicht ausschließlich auffe Klampfe, steuerte gekonnt Backings bei. Es gab alle Titel der EP, „1978“, „M-M-Mysterious Underground“, „Eugene“ und „Monosyllabic“, die mir nach diesem Auftritt wirklich bis jetzt im Kopp rumgeistern. ARMSTRONG sind also eindeutig eingängiger geworden, ja poppiger. Lediglich mit „Sound Of The Wire“ ging es noch einmal in die Bandvergangenheit. Ein Song mit SEHR coolen Melodielinien, der auch in der jetzigen Konstellation klasse funktioniert. Ansonsten ausschließlich brandneue Songs und ’nen Coversong, den ich aber nicht erkannt hab. Schön schön – ma sehen, was uns aus dem Hause ARMSTRONG in Zukunft noch so erwartet!

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